Ein Abschied mit Beigeschmack

Saarbrücken. Rosalie Käthner, die derzeit wohl stärkste saarländische Nachwuchs-Schwimmerin, trainiert nicht mehr in Saarbrücken und startet auch nicht mehr für die SSG Saar Max Ritter. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat sich die 14-jährige Völklingerin der Trainingsgruppe von Peter Fischer bei der SG Frankfurt angeschlossen (die SZ berichtete)

Saarbrücken. Rosalie Käthner, die derzeit wohl stärkste saarländische Nachwuchs-Schwimmerin, trainiert nicht mehr in Saarbrücken und startet auch nicht mehr für die SSG Saar Max Ritter. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat sich die 14-jährige Völklingerin der Trainingsgruppe von Peter Fischer bei der SG Frankfurt angeschlossen (die SZ berichtete). Fischer war bis August 2009 saarländischer Landestrainer. Auch Rosalies Mutter Sabine Käthner hat ihre Trainerstelle beim Saarländischen Schwimm-Bund (SSB) quittiert und ist inzwischen im Betreuer-Team der SG Frankfurt untergekommen.

Meinungsverschiedenheiten

Grund für die plötzliche Trennung seien unterschiedliche Auffassungen über Trainingsaufbau und -durchführung gewesen. Darüber soll es zuletzt zwischen Landestrainer Hannes Vitense und Sabine Käthner zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein, ist aus dem Umfeld zu hören. Vitense bestätigt dies. Insbesondere sei es um das geplante Trainingslager des Saar-Nachwuchses in Mallorca in diesem April gegangen. Rosalie habe nicht daran teilnehmen wollen, sondern am Trainingslager des Junior-Teams der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) auf Teneriffa. "Ein solches Trainingslager war aber nie geplant", ergaben Vitenses Nachfragen.

Der Landestrainer lässt auch den Vorwurf von Sabine Käthner, in Saarbrücken habe das Freiwasserschwimmen mittlerweile einen zu großen Stellenwert, nicht gelten. "Unser Bestreben, Freiwasserstützpunkt zu werden, hat auch damit etwas zu tun, dass dann auch zusätzliche Mittel für die Beckenschwimmer frei werden", kontert Vitense. Er verweist auf die Olympia-Qualifikation des Saarbrückers Andreas Waschburger und betont außerdem, "dass Rosalie die bestgeförderte deutsche Nachwuchsschwimmerin überhaupt ist", die durch die Aufnahme in das Junior-Team der DVAG, mit Schwimmsportler Paul Biedermann (SV Halle) als Paten, hervorragende Perspektiven habe. Außerdem sei Saarbrücken "immer noch eine sehr gute Adresse für Beckenschwimmer". Was Hannes Vitense an der Tatsache festmacht, "dass mit Christoph Fildebrandt zuletzt ein absoluter deutscher Top-Schwimmer bei uns sehr zufrieden war und auch Lucien Haßdenteufel sich langsam wieder seiner Bestform nähert".

Im Zusammenhang mit dem Käthner-Wechsel nach Frankfurt spielt auch der Name Peter Fischer eine nicht unmaßgebliche Rolle. Sabine Käthner erklärt, warum: "Wir haben auch nach Peters Saarbrücker Zeit nie den freundschaftlichen Kontakt verloren. Für mich ist er der Entdecker meiner Tochter und auch heute noch einer der kompetentesten Trainer überhaupt. Bei ihm ist Rosalie in den besten Händen." Hannes Vitense spricht dagegen von einer "absoluten Ego-Aktion Peter Fischers". Zudem sei es für die junge Schwimmerin sicher nicht förderlich, "mitten im Schuljahr in ein anderes Schulsystem zu wechseln". Fischer müsse sich deshalb fragen lassen, "ob er nicht auch eine soziale Verantwortung für seine Sportler" habe. Diese beinhalte neben einer beruflichen Perspektive auch eine sichere finanzielle Unterstützung, "wie sie im Saarland einmalig in Deutschland ist".

Ex-Landestrainer wehrt sich

Peter Fischer lässt das so nicht stehen: "Die Initiative zum Wechsel nach Frankfurt ging ganz allein von Rosalies Eltern aus. Was in Saarbrücken gelaufen ist, kann und möchte ich nicht beurteilen. Ich werde aber alles tun, um einem der ganz großen Talente des deutschen Schwimmsports auf dem Weg nach oben zu helfen. Auch bei der SG Frankfurt werden wir Rosalie die bestmögliche Betreuung zukommen lassen."

Und wenn es bei der SG schiefgeht? "Dann steht bei uns die Tür jederzeit weiter für Rosalie offen", verspricht jedenfalls Hannes Vitense, "ich werde immer da sei, wenn sie Hilfe braucht". Das betont auch Verbands-Präsident Bernd Coen, der den Wechsel "für nicht nachvollziehbar" hält, "weil wir Rosalie in Saarbrücken wirklich die besten Möglichkeiten geboten haben". Aber Coen erklärt auch: "Die Tür zur Rückkehr ist jederzeit offen. Ich hoffe, dass dieser überraschende Schritt sich nicht negativ auf ihre sportliche und schulische Entwicklung auswirkt."Foto: ruppenthal

"Ich hoffe, dass dieser Schritt sich nicht negativ auf ihre sportliche und schulische Entwicklung auswirkt."

Bernd Coen

über den Wechsel von Top-Talent Rosalie Käthner