Ein 0:0 der ordentlichen Sorte

Mailand · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich gestern Abend in ihrem letzten Länderspiel des Jahres in Mailand gegen Italien mit einer völlig neu formierten Elf achtbar aus der Affäre gezogen.

 Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon kommt hier vor Thomas Müller an den Ball und klärt die Situation. Buffon bestritt sein 167. Länderspiel – Europarekord. Foto: kirchner/dpa

Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon kommt hier vor Thomas Müller an den Ball und klärt die Situation. Buffon bestritt sein 167. Länderspiel – Europarekord. Foto: kirchner/dpa

Foto: kirchner/dpa

In einer Nacht der Experimente hat die deutsche Nationalmannschaft Lust auf die Zukunft gemacht. Auch ohne zahlreiche Stützen der Weltmeister-Elf verkaufte sich die junge Auswahl des Bundestrainers Joachim Löw beim 0:0 im Fußball-Klassiker gegen Italien ordentlich - trotz vieler Wechsel und der erwarteten Abstimmungsprobleme. Der starke Leon Goretzka vergab nach zwölf Minuten die beste Gelegenheit dazu, Kevin Volland stand zudem bei seinem Tor knapp im Abseits (63.) und setzte einen Fernschuss links vorbei (73.). Am Ende war etwas Glück dabei, als Andrea Belotti den Pfosten traf (82.).

Löw war es wichtig, der Jugend eine Chance zu geben. Seine Aufstellung ließ keinen Zweifel zu: Der Bundestrainer sah das Duell der viermaligen Weltmeister im Wortsinne als Testspiel. Seine Startelf las sich ebenso jung wie defensiv - mit Debütant Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg auf der linken Außenbahn und Thomas Müller als einziger Spitze. Die deutsche Mannschaft löste ihre Aufgabe gut, auch wenn sie in der zweiten Halbzeit gegen eine ebenfalls junge italienische Mannschaft unter Druck geriet. Da waren bereits Jonathan Tah, Volland und Serge Gnabry eingewechselt worden, was den Spielfluss hemmte.

Von Löws Aufstellung beim 8:0 in San Marino am Freitag waren ganze vier Spieler übrig geblieben: Müller, der nach seinen kritischen Aussagen gegen die Mannschaft des Zwergstaates ständig ausgepfiffen wurde, Mats Hummels links in einer defensiven Dreierkette, die bei Bedarf zur Fünferreihe wurde, dazu Joshua Kimmich und der auffällig gute Ilkay Gündogan im Mittelfeld. Bernd Leno stand für den erkrankten Manuel Neuer im Tor, er rettete nach 70 Minuten stark gegen den freistehenden Federico Bernardeschi. Goretzka bekam ebenfalls seine Chance: In der 12. Minute stand er nach glänzendem Pass Gündogans allein vor Torhüter Gianluigi Buffon, er hatte jedoch keine Zeit, den Ball anzunehmen. Buffon parierte in seinem 167. Länderspiel - Europarekord. Später machte der 38-Jährige Platz für den 21 Jahre jüngeren Gianluigi Donnarumma.

Überhaupt war das Spiel vor 40 000 Zuschauern nicht langatmig, sondern flott. Und das, obwohl auch Italiens Trainer Giampiero Ventura die Jugend der Erfahrung vorzog. Er setzte sich im Giuseppe-Meazza-Stadion, in dem Italien seit 1925 unbesiegt ist, 17 (!) Optionen auf die Bank. Ciro Immobile, bekannt aus seiner Dortmunder Zeit, war mit 26 einer der Routiniers. In der 26. Minute schoss er in guter Position über das Tor, auch sein Fernschuss hätte fast eingeschlagen (74.). Es waren nicht die einzigen Szenen, in denen die deutsche Abwehr Probleme offenbarte. Besonders lange Pässe bereiteten Hummels, Shkodran Mustafi und Benedikt Höwedes größere Sorgen.

Ansonsten stimmte die deutsche Spielanlage weitgehend: kontrolliert und mit guten Ideen, wie nach einer halben Stunde, als Müller und Gündogan mit einem Doppelpass viel Platz schufen. Allerdings passierte über die Außen offensiv ganz wenig, auch weil Gerhardt, der 86. Debütant der Ära Löw, Risiken mied. Er fügte sich aber anständig ein und zeigte eine solide Leistung.

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