Eckpfeiler vor dem Absprung

Mannheim · In der Bundesliga sind die Rhein-Neckar Löwen ärgster Verfolger von Rekordmeister THW Kiel. Nach der Saison droht jedoch der Abgang des Erfolgstrainers und von Kapitän und Aushängeschild Uwe Gensheimer.

Erfolgstrainer Gudmundur Gudmundsson zieht es nach Dänemark, Aushängeschild Uwe Gensheimer kann zwischen Ostsee und Mittelmeer wählen - und der Manager bleibt mit vielen Fragezeichen in Mannheim zurück. Thorsten Storm, Sportchef der Rhein-Neckar Löwen, ist derzeit nicht zu beneiden. Trotz eines Sparkurses hat der 49-Jährige seinen Club in der Handball-Bundesliga auf Erfolg getrimmt und lässt die finanziell stärkere Konkurrenz aus Hamburg und Flensburg bisher hinter sich. Doch nach der Saison drohen den Löwen die wichtigsten Eckpfeiler wegzubrechen.

"Ich bitte um Verständnis, dass ich nichts sagen werde. Das ist meine Entscheidung", sagte der sonst auskunftsfreudige Gudmundsson. Trainer und Club mauern noch. Doch skandinavische Medien sind sich längst sicher, dass der 52-Jährige im Sommer Gebrauch von einer Ausstiegsklausel macht und Nachfolger von Ulrik Wilbek als dänischer Nationaltrainer wird.

Alle Indizien darauf hin, dass Löwen-Manager Storm einen Ersatz für den Erfolgstrainer finden muss, der seit 2010 in Mannheim arbeitet. Am Montag gibt der ambitionierte dänische Handballverband (DHF) eine Pressekonferenz, bei der die Personalie des Wilbek-Nachfolgers das einzige Thema sein soll. Wilbek, der Dänemark 2008 und 2012 zum Europameister machte, wird im kommenden Sommer Sportdirektor des dänischen Verbandes.

Den Löwen droht jedoch nicht nur der Abgang des Trainers, mit dem sie in der vergangenen Saison den EHF-Pokal holten und damit den ersten Titel der Vereinsgeschichte feierten. Auch Uwe Gensheimer steht vor dem Absprung. Der Nationalspieler und Kapitän hat unterschriftsreife Verträge von Deutschlands Rekordmeister THW Kiel und dem spanischen Serienmeister FC Barcelona vorliegen. "Wir haben Uwe Gensheimer ein Angebot gemacht - und nun warten wir auf die Dinge, die da kommen", sagte Kiels Geschäftsführer Klaus Elwardt.

"Er ist unser Herz, das Gesicht unseres Clubs", entgegnete Storm: "Es wäre schlimm für uns und die Region, wenn er gerade jetzt geht. Jetzt, wo es sich nach dieser schlimmen Zeit so gut entwickelt." Nach dem Rückzug des langjährigen Mäzens Jesper Nielsen schafften es die Löwen, mit einem vergleichsweise kleinen Etat (5,2 Millionen Euro) in die Bundesliga-Spitze vorzudringen.

"In der Vergangenheit stand es für mich nie in Frage, meinen Vertrag bei den Löwen zu verlängern, weil ich mich im Club wohl fühle", sagte Gensheimer. Jetzt grübelt der Weltklasse-Linksaußen, ob das Gesamtpaket für ihn und Freundin Sandra nicht am Mittelmeer oder an der Ostsee besser ist. "Es ist die bislang schwierigste Entscheidung in meiner Laufbahn", sagte Gensheimer. Finanzielle Aspekte spielen genauso eine Rolle wie Gensheimers Traum, weitere Titel zu holen. Da sind Kiel und Barcelona keine schlechten Adressen. "Wenn man Titel gewinnen will, geht das auch immer bei uns", sagte Kiels Manager Elwardt.

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