Finanzskandal beim LSVS Durchsuchungen und Verhöre im LSVS-Skandal

Saarbrücken · Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen freigestellten Hauptgeschäftsführer auf. Sein Anwalt begrüßt das ausdrücklich.

 Im Hauptgebäude an der Hermann-Neuberger-Sportschule werden auch Mitarbeiter der Buchhaltung des LSVS von der Polizei verhört.

Im Hauptgebäude an der Hermann-Neuberger-Sportschule werden auch Mitarbeiter der Buchhaltung des LSVS von der Polizei verhört.

Foto: Andreas Schlichter

Nebel liegt am Freitagvormittag über der Hermann-Neuberger-Sportschule. Vor dem Hauptgebäude parkt ein anthrazitfarbener Kleinbus mit getönten Scheiben. Beamte des Landespolizeipräsidiums sind beim Landessportverband für das Saarland (LSVS) vorgefahren. Sie suchen nach Beweismaterial, nach mehr Klarheit im undurchsichtigen LSVS-Skandal. Auch vor der Wohnungstür des freigestellten LSVS-Geschäftsführers H. stehen am Freitagmorgen drei Polizisten. Das Präsidium hat in beiden Fällen Beamte des Dezernats für Besondere Ermittlungen und Korruption losgeschickt, unterstützt von Sachverständigen für Wirtschaftsforensik.

In einer Pressemitteilung teilt die Staatsanwaltschaft gegen 11 Uhr mit, sie habe beim Amtsgericht Saarbrücken Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt. Die Behörde hat am Mittwoch unter dem Aktenzeichen 05 Js 551/2017 ein Ermittlungsverfahren gegen den freigstellten LSVS-Hauptgeschäftsführer eingeleitet. Zwei Tage zuvor hatte sie Vorermittlungen aufgenommen. Nun besteht ein Anfangsverdacht der Untreue. Der LSVS macht H. für Haushaltsdefizite verantwortlich, die sich auf mehrere Millionen Euro summiert haben sollen. LSVS-Präsident Klaus Meiser sagt, H. habe das Minus verschwiegen und verschleiert.

An der Sportschule verlassen am Freitag immer wieder Ermittler das Hauptgebäude. Sie holen Umzugskartons aus ihrem Dienstwagen. Alles läuft diskret ab. Später bestätigen Juristen des Verbandes die Durchsuchung. Sie habe stattgefunden, „obwohl der LSVS sämtliche von der Staatsanwaltschaft erbetenen Unterlagen zur Verfügung stellte“, sagt Hans Jörg Ittenbach von der Kanzlei Heimes & Müller auf SZ-Anfrage.

Oberstaatsanwalt Christoph Rebmann verweist auf eine Erklärung von H., nicht eigenmächtig gehandelt zu haben. Außerdem führt Rebmann ein formales Detail an: Nach § 9 der Satzung des LSVS sei in erster Linie das Präsidium für die Einhaltung des Haushalts verantwortlich. Weshalb die Ermittlungsbehörde damit rechnen musste, dass ihr entlastendes Material nicht „freiwillig und vollständig zur Verfügung gestellt wird“. Daher drängte man kurz vor Weihnachten auf die Razzien. Bei diesen werden nach SZ-Informationen auch Mitarbeiter aus der LSVS-Buchhaltung verhört.

Positiv äußert sich der Anwalt von H. zur Durchsuchung des Privathauses. Die Beamten hätten sich „sehr korrekt“ verhalten, sagt Hans-Jürgen Gebhardt. Der Strafverteidiger begrüßt die Ermittlungen: „Wir haben damit gerechnet und sind froh, dass sich die Staatsanwaltschaft dieser Sache angenommen hat.“

Bisher befasste sich seine Tochter Caroline mit dem Fall, als Fachanwältin für Arbeitsrecht. Nun drohen ihrem Mandanten strafrechtliche Konsequenzen. Deshalb kommt Gebhardt senior ins Spiel. „Ich habe noch nie ein Verfahren erlebt, das so aberwitzig verläuft“, erklärt der 72-Jährige: „Alles, was angeblich verschleiert oder versteckt wurde, ist in den Bilanzen erkennbar. Der Vorwurf ist absurd.“ H. habe keine Schulden produziert, betont Anwalt Gebhardt. Über das Finanzgebaren anderer habe er nicht zu urteilen.

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