Durchmarsch bis zum WM-Titel

Saarbrücken · Was für ein Erfolg für den Ringersport im Saarland: Etienne Kinsinger (17) vom KV Riegelsberg hat bei der Kadetten-Weltmeisterschaft in Serbien die Goldmedaille in der Klasse bis 58 Kilo gewonnen. Die Freude ist riesengroß.

Immer kam Etienne Kinsinger einer dazwischen. Immer war da einer, an dem er gescheitert ist. Noch nie hat es für den saarländischen Nachwuchsringer zu einer internationalen Medaille gereicht. Bis jetzt. Seit Dienstagabend ist Etienne Kinsinger Weltmeister. "Endlich! Ich hab es endlich geschafft", sagte der 17-Jährige seiner Mutter Nicole am Telefon - nur wenige Augenblicke, nachdem er sich bei der Weltmeisterschaft der Kadetten im serbischen Zrenjanin den Titel gesichert hat. "Das ist ein unglaubliches, ein einmaliges Gefühl", sagte er gestern der SZ: "Aber ich hab es jetzt noch gar nicht realisiert".

Souverän setzte sich Kinsinger im Kampf um Gold gegen den Ukrainer Pavlo Molnar mit 3:0 durch. "Wir haben das Finale live im Internet verfolgt und wahnsinnig mitgefiebert", erzählte Mutter Nicole, "aber da war ihm eine Medaille ja schon sicher." Deshalb sei es doch relativ entspannt gewesen. In den Kämpfen zuvor war das noch anders. "Die wurden ja nicht übertragen, und auch die Ergebnisse sind nicht immer zeitnah aktualisiert worden. Das war ganz schön aufreibend", beschrieb sie das elende Warten.

Scheinbar mühelos überstand Kinsinger Runde um Runde, besiegte Gegner um Gegner, egal, wer da kam. Dabei hatte der Schüler des Gymnasiums am Rotenbühl alles andere als ein leichtes Los erwischt. In der ersten Runde schlug er den Mazedonier Kristian Pesho noch technisch überlegen (7:0). Doch schon im Achtelfinale traf er auf den Dritten der Asien-Spiele, den Usbeken Mirzobek Rakhmanov (3:0). "Beim Ringen ist es immer eine Frage der Tagesform", sagte Peter Willrich, Vize-Präsident Sport des Saarländischen Ringer-Verbandes (SRV): "Da muss nur das Nutella-Brot morgens nicht gut sein, und dann war es das."

Dieses Mal scheint das Nutella-Brot lecker gewesen zu sein. "Ich bin froh, dass ich so einen guten Tag erwischt habe", sagte Kinsinger. Über den gesamten Turnierverlauf gab er keinen einzigen Punkt ab. Nicht im Viertelfinale gegen den Georgier Levani Kavjaradze (8:0), nicht im Halbfinale gegen den Russen Ruslan Vardanyan (3:0) und nicht im Finale.

"Er ist wohl das größte Talent, das wir hier im Saarland haben", freute sich der SRV-Präsident Bernd Wegener über Kinsingers überragenden Erfolg - auch als Vorsitzender des KV Riegelsberg. "Das ist eine tolle Geschichte für den Verein", sagte er und betonte: "Vor allem aber für ihn, weil es jetzt endlich geklappt hat."

Der ruhige und sympathische Athlet, der beim Bundesligisten KSV Köllerbach fast alle Jugendstationen durchschritten hat, geht seit zwei Jahren für den KV Riegelsberg in der 2. Bundesliga auf die Matte. Als mehrfacher deutscher Meister im Nachwuchsbereich in seiner Gewichtsklasse (bis 58 Kilo) war er schon immer eine große Hoffnung auf einen internationalen Titel. "Unbewusst stand er schon unter Druck", sagte seine Mutter, "deshalb war die Enttäuschung in den letzten Jahren groß."

2012 blieb er bei der EM (13.) und bei der WM (7.) wie auch bei der diesjährigen EM (8.) hinter den Erwartungen zurück. "Ich habe aber immer an mich geglaubt, und dieses Mal konnte ich endlich alles abrufen", sagte Kinsinger. Diesmal stand ihm niemand mehr im Weg. Und deswegen wird sich der 17-Jährige bei seiner Rückkehr aus Serbien heute auch richtig feiern lassen.

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