Dünne Luft und ein „Affengriff“

Dillingen · Mit einem 70:20-Heimsieg untermauerte die TG Saar am Samstagabend ihre Titel-Ambitionen. Auch ohne Oleg Wernjajew turnte die TG gegen Heidelberg beim letzten Heimkampf in meisterlicher Form. Das große Finale ist nun zum Greifen nah.

 „Altmeister“ Eugen Spiridonov, hier auf dem Pauschenpferd, überzeugte gegen Heidelberg trotz einer Erkältung. Er war mit TG-Saar-Teamkollege Dzmitry Barkalau Top-Scorer. Foto: Rolf Ruppenthal

„Altmeister“ Eugen Spiridonov, hier auf dem Pauschenpferd, überzeugte gegen Heidelberg trotz einer Erkältung. Er war mit TG-Saar-Teamkollege Dzmitry Barkalau Top-Scorer. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Immer, wenn den Bundesliga-Turnern der TG Saar am Samstagabend im letzten Heimkampf gegen Aufsteiger KTG Heidelberg eine gute Übung gelang, raubte es einem den Atem. Das lag beim 70:20-Kantersieg nicht nur an der Begeisterung, sondern auch am immer dünner werdenden Sauerstoffgehalt in der Dillinger Kreissporthalle. Die 400 Zuschauer hatten aber noch genug Puste, als Eugen Spiridonov nach 130 Wettkampfminuten am Reck seinen Abgang mit Doppelsalto und Doppelschraube in den Stand zementierte. Von den Kampfrichtern gab es dafür volle fünf Punkte. Und die hatte sich der TG-Altmeister auch verdient. Seine Flug-Show war um Längen besser als die des Gästeturners Michael Wilhelm, der Ausgangswert sowieso höher und die Ausführung makellos.

"Ich bin erkältet, aber es lief heute wirklich gut. Für das ganze Team, das echt super drauf ist", freute sich der 33-Jährige später über 20 Wettkampfpunkte und teilte sich das Top-Scorer-Trikot mit Dzmitry Barkalau. Weil TG-Star Oleg Wernjajew in Zürich beim Swiss-Cup startete, übernahm der Weißrusse das Ausländer-Startrecht und überzeugte auf ganzer Linie. "Ich wollte heute zeigen, dass ich einen perfekten Sechskampf turnen kann. Deshalb habe ich mich auch in Glasgow geschont", erklärte der frühere Vize-Europameister am Boden seinen Startverzicht im WM-Mehrkampf-Finale augenzwinkernd. Der wahre Grund: "Ich bin ja schon älter, habe mir dort wenig ausgerechnet und wollte kein unnötiges Risiko eingehen", sagte der 29-jährige Barkalau. In Dillingen ging er volles Risiko, wie alle TG-Turner, trotz klarer Überlegenheit.

Ziel des Tabellendritten im Final-Einzug-Fernduell mit den führenden Teams aus Stuttgart und Straubenhardt: alle Geräte gewinnen, denn die Gerätbilanz kann am Ende bei Punktgleichheit entscheiden. Bis zur Pause ging der Plan auf. Die TG Saar hatte am Boden (12:4), Pauschenpferd (17:0) und an den Ringen (12:1) dominiert, führte mit 41:5, patzte dann aber beim Sprung (4:7). "Mit Oleg und Ivan Bykov ohne Knieprobleme hätten wir den Sprung gewonnen", stellte TG-Trainer Viktor Schweizer fest.

Für Raunen auf den Rängen sorgte Bykovs Abschluss-Übung am Reck. Nach einem Flug-Teil griff der Nationalturner daneben, blieb aber mit den Hand-Riemchen an der Stange hängen und baumelte vor dem Sturz kurz herum. "Der Affengriff", benannte Bykov lachend sein ungewolltes Element.

An der Tabellenspitze hat sich vor dem letzten Wettkampf nichts geändert. Der unbesiegte MTV Stuttgart verteidigte die Führung, gab beim 39:27-Erfolg in Wetzgau aber zweieinhalb Gerätepunkte ab. Die punktgleiche KTV Straubenhardt behauptete Rang zwei mit dem 82:9-Heimsieg gegen Cottbus, Gastgeber der TG Saar im letzten Bundesliga-Duell am kommenden Samstag.

Die Chancen für den Einzug ins Titel-Finale am 5. Dezember in Karlsruhe stehen sehr gut, zumal Straubenhardt noch in Stuttgart turnt. So sieht es auch TG-Trainer Viktor Schweizer: "Wenn wir in Cottbus siegen und mindestens vier Geräte gewinnen, müsste uns das Titel-Finale sicher sein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort