Druck ohne Ende – hausgemacht

München · Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola wirkt vor dem Saisonstart zunehmend genervter. Fragen zu seiner Zukunft weicht er aus oder antwortet gar nicht erst. Der Druck auf den Spanier ist offenbar immens.

Die Pressekonferenz nach dem lockeren 3:0 gegen den AC Mailand beim Audi-Cup am Dienstagabend war noch nicht abmoderiert, da sprang Pep Guardiola von seinem Stuhl auf und stürmte mit finsterer Miene davon. Mediendirektor Markus Hörwick blieb verdutzt zurück.

Die Saison hat noch nicht einmal richtig begonnen, da wirkt der Trainer des FC Bayern genervt wie noch nie in seiner bisher zweijährigen Amtszeit in München . Fragen zu seiner Zukunft? Auf dem Index. Fragen zu Spielern, die er nicht berücksichtigt? Geht gar nicht. Und am Dienstagabend war es die Frage nach einer verbalen Auseinandersetzung mit Milan-Profi Nigel de Jong, die Guardiola aus der Fassung brachte. Der 44-Jährige, der am Mittwochabend mit den Bayern im Finale des Audi-Cups gegen Real Madrid stand (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet), hatte sich in der Halbzeit im Kabinengang ein hitziges Wortgefecht mit de Jong geliefert, nachdem dieser Bayerns Joshua Kimmich rüde gefoult hatte. Kimmich musste nach 21 Minuten mit einer Prellung am Oberschenkel ausgetauscht werden.

Lob für Kimmich

Guardiola war darüber stinksauer, hatte schon während der Partie eine Werbebande wütend weggetreten und andauernd Richtung de Jong geschimpft. Doch als bei der Pressekonferenz danach gefragt wurde, wich der Spanier genervt aus. Er sei "traurig für Joshua. Er kann nicht im Finale spielen und nicht in der nächsten Zeit", sagte der Bayern-Trainer und schloss stattdessen ein dickes Lob für Kimmich (20) an: "Er wird einer der besten deutschen Fußballspieler in den nächsten zehn Jahren."

Ob sich Guardiola bei den Bayern und in Deutschland nachhaltig in Erinnerung bringt, wird sich in dieser Saison zeigen. Der Druck ist riesig. Es wird von ihm der Sieg in der Champions League erwartet. Er ist zum Erfolg verdammt, damit die Diskussionen nicht noch lauter werden. Das weiß er auch. Das Halbfinale in der Königsklasse sei bei so einem großen Verein "nicht gut genug", meinte er.

Der Vertrag von Guardiola läuft im kommenden Sommer aus. Seit Wochen wird darüber spekuliert, ob es zu einer Verlängerung kommt. Derzeit sieht es nicht danach aus. Das Thema wird die Bayern in nächster Zeit begleiten - ob sie wollen oder nicht. So sorgte Mario Götze nach dem Sieg gegen den AC Mailand für Verdruss, als er seine Zukunft beim FC Bayern offen ließ - und das mehr oder weniger auch am Trainer fest machte. "Es war die letzten zwei Jahre nicht ganz so einfach. Wir werden erst einmal sehen, was passiert", sagte der 23 Jahre alte Nationalspieler. Nachdem Götze das zweite Tor erzielt hatte, feierte er seinen Treffer sichtlich erleichtert mit einem Jubelsprung vor der Münchner Südkurve. "Das Spiel lief für mich positiv, wir haben gewonnen, das ist das Wichtige", erklärte der Siegtorschütze des WM-Finals gegen Argentinien später. Götze hatte in wichtigen K.o.-Spielen der Vorsaison beim FC Bayern oftmals auf der Bank gesessen und war erst spät eingewechselt worden. Die Beziehung zwischen ihm und Guardiola wirkte angespannt.

Als er konkret gefragt wurde, ob er künftig mehr Gespräche mit dem Trainer erwarte, antwortete Götze: "Es wird sich herausstellen, ob der Trainer häufiger mit mir spricht. Ich lasse es jetzt erst mal auf mich zukommen, dann wird man alles weitere sehen." Götzes Vertrag bei den Münchnern läuft bis 2017. Er war vor zwei Jahren von Ligarivale Borussia Dortmund für 37 Millionen Euro an die Isar gewechselt und hat seitdem mit hohem Erwartungsdruck zu kämpfen.

Meinung:

Unnötig dünnhäutig

Von SZ-RedakteurMark Weishaupt

Pep Guardiola ist ein großer Trainer, keine Frage. Seine Mannschaften spielen in der Regel sehr schönen Fußball, und erfolgreich sind sie auch noch. Auch beim FC Bayern ist das so. Insofern gibt es eigentlich gar keinen Grund, sich so dünnhäutig zu präsentieren, wie der Spanier das derzeit tut.

Pep tut es trotzdem, spricht wenig mit WM-Helden wie Mario Götze , tritt gegen Werbebanden wie einst Jürgen Klinsmann , antwortet nicht auf Fragen von Pressevertretern. Große Trainer dürfen das auch mal machen, keine Frage - ganz große Trainer werden sie mit so einem Verhalten aber nicht.

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