Billard Erst atemlose Stille, dann frenetischer Jubel

St. Wendel · Der BC St. Wendel hat im Derby der Billard-Bundesliga den großen Saar-Rivalen Elversberg besiegt – zu seiner eigenen Über-raschung. „Wir haben insgeheim auf ein Unentschieden gehofft, aber nie an einen Sieg gedacht“, sagt Spieler Lutz Schwab.

  Daniel Schwerdtfeger legte im Derby furios los, fegte seinen Gegner zu Beginn fast vom Tisch – und brachte St. Wendel vor stattlicher Kulisse in Führung.

Daniel Schwerdtfeger legte im Derby furios los, fegte seinen Gegner zu Beginn fast vom Tisch – und brachte St. Wendel vor stattlicher Kulisse in Führung.

Foto: B&K/Bonenberger/

Was tun? Jérôme Barbeillon geht nachdenklich um den Billardtisch und starrt auf die drei Kugeln. Im St. Wendeler Spiellokal „Billard für alle“ halten mehr als 60 Zuschauer den Atem an. Neuling BC St. Wendel führt mit 4:2 im Saar-Derby gegen den BC Elversberg – und mit 39:40 liegt der französische Dreiband-Spezialist Barbeillon gegen Elversbergs Weltklassespieler Peter Ceulemans zurück.

Der letzte Stoß von Barbeillon muss die Entscheidung bringen. Er fixiert die gelbe Kugel an, schießt die gelbe Kugel ab – und klack macht es, als sie gegen die weiße Kugel prallt. Grenzenloser Jubel rund um den Tisch. Mit einem spektakulären Punkt hatte Barbeillon zum 40:40 ausgeglichen – und mit diesem Remis dem BC St. Wendel einen 5:3-Erfolg über den Saar-Rivalen beschert.

„Unglaublich, ich kann es nicht fassen, dass es noch gepasst hat“, sagte Barbeillon nach der Nervenschlacht. Nach 25 Aufnahmen war er gegen den übermächtig wirkenden Belgier Ceulemans noch 29:37 im Hintertreffen. Dann startete er eine bemerkenswerte Aufholjagd. Beim 38:38 glich Barbeillon aus – und sein Gegner zeigte Nerven, da Lutz Schwab am Nachbartisch die St. Wendeler mit 4:2 in Führung gebracht hatte. In 33 Aufnahmen gewann Schwab gegen seinen Freund Klaus Bosel mit 40:30. „Es war keine gute Partie, weil einfach das Feindbild fehlt“, sagte Schwab. Der Elversberger Bosel nahm die Niederlage gelassen. „Heute war Lutz dran, bei den letzten Turnieren habe ich gewonnen“, meinte Bosel. Dass sein Team im Derby den Kürzeren zog, dafür hatte er sofort eine Erklärung parat: „In St. Wendel ist nach dem Aufstieg eine richtige Euphorie, bei uns ist die Bundesliga ja Normalität.“

Zur Euphorie kam noch ein sensationeller Start von Daniel Schwerdtfeger in der Begegnung gegen Volker Marx hinzu. Vom Anstoß weg legte der St. Wendeler zehn Punkte in Serie hin und führte nach fünf Aufnahmen bereits mit 20:4. Letztlich gewann er die Partie deutlich mit 40:27. „Ich habe nicht gut gespielt“, gestand Marx.

Aber für Spannung im weiteren Spielverlauf sei reichlich gesorgt, prophezeite Elversbergs Queue-Künstler und Vereinschef in Personalunion. Denn nebenan sah es lange Zeit nach einem klaren Erfolg für Elversberg aus. Jef Philipoom hatte die Sache gegen St. Wendels Radovan Hajek voll im Griff. 24:37 lag der Tscheche zurück, doch dann drehte er auf und führte vier Aufnahmen später gar mit 38:37. Der Belgier Philipoom beendete dann jedoch die Partie, Hajeks Nachstoß verlief erfolglos und so stand für ihn eine knappe 39:40-Niederlage fest. Somit stand es 2:2, doch am Ende feierte St. Wendel dank Schwabs und Barbeillons Auftritten einen nicht erwarteten 5:3-Sieg über den Favoriten und siebenfachen deutschen Meister. „Wir haben insgeheim auf ein Unentschieden, sprich ein 4:4, gehofft, aber niemals an einen Sieg gedacht“, sagte der überraschte Schwab. Kontrahent Marx resümierte: „Es war Werbung für den Billardsport und am Ende des Tages ein verdienter Sieg für St. Wendel.“

Mit nun acht Punkten hat St. Wendel die Elversberger in der Tabelle überholt und belegt Rang sieben. Am 4. Januar geht es für beide Teams in der Bundesliga weiter.

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