Drei Minuten zum Vergessen

Homburg. Das Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Diese abgedroschene Weisheit lässt das Herz eines jeden Phrasenschweins höher schlagen. Im Basketball ist es allerdings nicht der Schiedsrichter, sondern die Schlusssirene, die eine Partie beendet. Das Grundprinzip bleibt aber gleich: Die letzten Minuten entscheiden oft über Sieg oder Niederlage

 Braves-Neuzugang Nicholas Okorie (links, hier im Duell mit dem Paderborner Ole Wendt) erzielte 18 Punkte, davon zwölf im letzten Viertel. Zum Sieg reichte es aber nicht. Foto: Rolf Ruppenthal

Braves-Neuzugang Nicholas Okorie (links, hier im Duell mit dem Paderborner Ole Wendt) erzielte 18 Punkte, davon zwölf im letzten Viertel. Zum Sieg reichte es aber nicht. Foto: Rolf Ruppenthal

Homburg. Das Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Diese abgedroschene Weisheit lässt das Herz eines jeden Phrasenschweins höher schlagen. Im Basketball ist es allerdings nicht der Schiedsrichter, sondern die Schlusssirene, die eine Partie beendet. Das Grundprinzip bleibt aber gleich: Die letzten Minuten entscheiden oft über Sieg oder Niederlage. Bei den Korbjägern wird diese Zeit "Crunch Time" genannt und führt allwöchentlich zur vermehrten Schweißproduktion aller Beteiligten. Insbesondere in jener Phase gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und im passenden Moment das Richtige zu tun.Das gelingt den Saar-Pfalz Braves in dieser Zweitliga-Saison selten, was ihnen am Samstag gegen die webmoebel Baskets Paderborn erneut zum Verhängnis wurde. Trotz einer Neun-Punkte-Führung knapp drei Minuten vor dem Ende stand es nach Ablauf der Uhr 87:92 (45:36). Die angekündigte Aufholjagd des Tabellenvorletzten ist nach der zweiten Niederlage 2012 bereits im Keim erstickt. "Wir hatten am Schluss einfach nicht die Nerven, um das Spiel zu gewinnen", stellte der neue Trainer Marco Amelow nüchtern fest.

Dabei gab es 37 Minuten lang keinen Grund für Nervenflattern. Die Braves hielten die offensivstärkste Mannschaft der Liga vor 1100 Zuschauern im Sportzentrum Erbach weitgehend in Schach und lagen beinahe die komplette Spielzeit in Front. Travis Reed, bisher wenig überzeugend im Trikot der Blau-Weißen, zeigte seine beste Saisonleistung. 21 Zähler sammelte der massige Center und düpierte die Paderborner unterm Korb einige Male mit ungeahnter Geschmeidigkeit. "Ich hoffe, dass es jetzt aufwärts geht und ich an diese Leistung anknüpfen kann", sagte Reed, der trotz der Niederlage zumindest mit sich zufrieden sein konnte.

Zufrieden konnten auch die beiden Neuzugänge der Homburger sein, die dem Spiel ihren Stempel aufdrückten und zu vermeintlichen Sieggaranten avancierten. PJ Alawoya markierte 14 Punkte und angelte sich ebenso viele Rebounds - gleich ein "Double-Double" bei seiner Heimpremiere. Nicholas Okorie erzielte zwölf seiner 18 Punkte im letzten Viertel und konnte sich damit auch Hoffnungen auf den Titel "Spieler des Spiels" machen.

Schlechte Entscheidungen

Unterm Strich waren die guten Eindrücke aber nur Makulatur. Denn die letzten drei Minuten verwandelten Freude in Enttäuschung. "Wir haben in der spielentscheidenden Phase einfach zu viele schlechte Entscheidungen getroffen", gab Reed zu. Einfache Ballverluste, unnötige Fouls, schlechte Wurfpositionen und ein mit dem Mute der Verzweiflung anrennender Gegner - plötzlich war das mühsam erarbeitete Selbstbewusstsein dahin. Auch konditionell konnten die Braves mit den flinken Paderbornern nicht mehr mithalten, und die Angst vor dem Versagen war nun deutlich zu spüren. Die Verantwortung wurde weitergegeben, bis entweder ein Notwurf zustande kam oder ein Gästespieler den Ball erobern konnte. Ein Nackenschlag folgte dem nächsten, bis das Spiel in 180 Sekunden gedreht war.

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