Deutsche Fußball-Nationalmannschaft Draxler möchte diesmal eine Hauptrolle

Eppan · Julian Draxler spielte beim WM-Titel 2014 nur eine Nebenrolle. In Russland will der selbstbewusste Frankreich-Legionär trotz starker Konkurrenz im offensiven Mittelfeld wie beim Confed Cup Verantwortung übernehmen.

 Bei Bundestrainer Jogi Löw (links) hat sich Julian Draxler (Mitte), hier beim Albern mit Mitspieler Antonio Rüdiger, bereits etabliert. 42 Länderspiele hat der 24-Jährige bisher für die deutsche A-Mannschaft absolviert.

Bei Bundestrainer Jogi Löw (links) hat sich Julian Draxler (Mitte), hier beim Albern mit Mitspieler Antonio Rüdiger, bereits etabliert. 42 Länderspiele hat der 24-Jährige bisher für die deutsche A-Mannschaft absolviert.

Foto: dpa/Christian Charisius

14 magere Minuten waren es in Brasilien gerade einmal gewesen. Julian Draxler darf sich seit 2014 zwar Weltmeister nennen, doch großen Einfluss auf den Titelgewinn hatte der Mittelfeldspieler nicht. Vier Jahre später soll sich dies ändern: Der 24-Jährige beansprucht bei der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) eine Haupt- statt einer Nebenrolle.

„Ich bin vier Jahre älter, gereift und ein besserer Spieler. Ich kann der Mannschaft viel geben“, sagte der Mittelfeldspieler vom Topclub Paris St. Germain im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Eppan/Südtirol voller Selbstvertrauen. Er habe in den letzten Jahren „sehr, sehr viele gute Spiele gemacht und dem Trainer gezeigt, dass er mir vertrauen kann“.

42 Länderspiele hat Draxler inzwischen absolviert, dabei sechs Tore erzielt. Höhepunkt war neben der WM 2014, bei der er nur beim 7:1 gegen Brasilien einen Kurzeinsatz hatte, der Sieg im vergangenen Jahr beim Confed Cup. Da ging Draxler als Kapitän einer jungen Mannschaft voran – und daran muss er sich in diesem Sommer messen lassen. Die Konkurrenz im offensiven Mittelfeld ist groß. Doch trotz Mesut Özil, Thomas Müller, Marco Reus, Julian Brandt und Leroy Sane: Draxler glaubt diesmal fest an einen Platz in der Startelf, nachdem er 2014 vor der WM eine „schwierige Phase bei Schalke“ gehabt habe.

Diesmal komme er gestärkt aus einer guten Saison bei PSG. Immerhin habe er im Starensemble um Neymar „47 Spiele verletzungsfrei“ absolviert. Dass er oft auch nur eingewechselt wurde und in wichtigen Partien in der Champions League auf der Bank gesessen hat, sei zwar „ärgerlich“ gewesen, so Draxler. Seinem Selbstverständnis tut dies aber keinen Abbruch. Er sei „überzeugt, dass ich viel Spielzeit haben werde“.

Der hoch veranlagte Draxler, der noch immer auf seinen ganz großen Durchbruch wartet, will auch seinem neuen Trainer in Paris bei der WM zeigen, was er draufhat. Noch hatte der frühere Schalker keinen Kontakt zum ehemaligen Dortmunder Thomas Tuchel.

Er sei „natürlich gespannt“ auf Tuchel, sagte Draxler in Eppan: „Ich kenne ihn nicht persönlich, habe mich aber ein bisschen umgehört. Fachlich haben alle eine hohe Meinung. Menschlich ist es so: Der eine mag ihn mehr, der andere weniger - wie das eben so ist. Ich bin da unvoreingenommen. Paris hat einen super Trainer verpflichtet.“ Der möglichst auf ihn baut: Draxler will beim französischen Double-Gewinner, aber auch im Nationalteam Verantwortung übernehmen - und nicht nur 14 Minuten spielen.

Die nächste Chance, sein Können zu zeigen, hat Draxler im vorletzten Testspiel vor der WM gegen Österreich am morgigen Samstag (18 Uhr/ZDF) in Klagenfurt. Die vom deutschen Trainer Franco Foda trainierten Österreicher hatten die WM-Qualifikation verpasst, schlugen aber in Innsbruck am Mittwoch den immer noch nach seiner Form suchenden WM-Gastgeber Russland mit 1:0. Das Tor des Tages erzielte der Schalker Alessandro Schöpf (28.) auf Vorlage des früheren Bundesligaspielers Marko Arnautovic, der sein 70. Länderspiel absolvierte und mit einem Wechsel zum englischen Topclub Manchester United in Verbindung gebracht wird.

Der ehemalige Saarbrücker Foda hat jetzt den zweitbesten Start als Trainer in der Geschichte des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) hingelegt. Mit einem Sieg gegen Deutschland könnte er einen 36-Jahre alten ÖFB-Spitzenwert einstellen, der vom Trainerduo Georg Schmidt/Felix Latzke gehalten wird, das 1982 fünf Siege in seinen ersten fünf Spielen feierte. Diese Serie endete dann bei der WM-Endrunde 1982 in Spanien mit der 0:1-Niederlage gegen Deutschland, der sogenannten Schande von Gijon.

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