Triathlon in Roth Kurz vorm Comeback-Sieg: Drama um Jan Frodeno

Roth · Dramatische Szenen beim Challenge Triathlon in Roth für die beiden Sportler aus dem Saarland, Jan Frodeno und Anne Haug.

 Triathlet Jan Frodeno schlägt die Hände vor das Gesicht. Der 40-Jährige vom LAZ Saarbrücken muss in Führung liegend nach einer bis dahin grandiosen Vorstellung bei der Challenge Roth aufgeben.

Triathlet Jan Frodeno schlägt die Hände vor das Gesicht. Der 40-Jährige vom LAZ Saarbrücken muss in Führung liegend nach einer bis dahin grandiosen Vorstellung bei der Challenge Roth aufgeben.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Triathlon-Star Jan Frodeno vergrub sein schmerzverzerrtes Gesicht in den Händen und blickte dann auf seine Achillessehne, die ihn zur Aufgabe beim Langdistanz-Klassiker in Roth zwang. Statt eines umjubelten Comebacks nach monatelanger Verletzungspause erlebte der dreimalige Ironman-Weltmeister beim Sieg des Dänen Magnus Ditlev am Sonntag den nächsten Rückschlag. Fast entschuldigend winkte Frodeno ab, nachdem er als Führender aus dem abschließenden Marathon ausgestiegen war. Dann fiel er seinem Team in die Arme.

Vom Streckenrand sah Frodeno, wie Lokalmatadorin Anne Haug nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen ihren Titel verteidigte. Dabei hatte die Bayreutherin, die wie Frodeno für den saarländischen Verein LAZ Saarbrücken startet, nach dem Schwimmen und einer Panne, bei der sie zum falschen Wechselbeutel griff, mehr als sieben Minuten Rückstand auf die führende Britin Fenella Langridge.

Auf der Radstrecke kämpfte die 39-Jährige dann gegen eine Biene im Helm, wurde sogar gestochen. Ein Motorradfahrer kippte ihr daraufhin kaltes Wasser über den Helm. „Das ist ein Ironman. Da passieren immer Dinge, die nicht planbar sind“, kommentierte Haug die Widrigkeiten. „Man muss immer daran glauben, dass man es ins Ziel schafft. Es war echt richtig hart.“ Svenja Thoes aus Saarbrücken meisterte das Wagnis, zwei Ironman-Distanzen innerhalb einer Woche zu absolvieren, mit Bravour und wurde sieben Tage nach ihrem Sieg beim Ironman France in Nizza diesmal Siebte. Dabei vergab die 31-Jährige sogar einen Top-5-Platz, weil sie auf der Radstrecke zu viele Kilometer fuhr.

Vorjahressieger Patrick Lange komplettierte mit gut neun Minuten Rückstand als Zweiter das starke deutsche Gesamtergebnis. „Weltklasse Leistung von Magnus“, sagte Lange über den Sieger, der da schon seine Weißbierdusche genossen hatte. „Ich habe jede Minute gekämpft. Die Schulter tut scheiße weh“, berichtete der 35 Jahre alte Hesse, der nach einem Sturz zu Jahresbeginn an der Schulter operiert worden war.

Über zwei Drittel des Wettkampfes sah alles nach einem Comeback-Sieg von Frodeno aus, der sich zu Höchstleistungen pushen wollte. Angetrieben von Zehntausenden Zuschauern am Ufer des Main-Donau-Kanals stieg der 40-Jährige als Erster aus dem Wasser. Trotz einer Wechselpanne nach dem Radfahren, bei der Frodeno seinen Beutel mit den Laufschuhen nicht finden konnte, führte der Routinier auch vor dem Marathon. Dann wurden die Schmerzen aber zu groß. Als „Entscheidung der Vernunft“ bezeichnete er seine Aufgabe. „Heute war der Tag, an dem der Schmerz auf dem Rad begonnen hat und sich beim Laufen gesteigert hat. Bitter, denn ich habe einen richtig guten Tag erwischt“, sagte „Frodo“.

 Anne Haug setzte sich mit einer unwiderstehlichen Leistung auf der Laufstrecke an die Spitze und gab diese bis ins Ziel nicht mehr her.

Anne Haug setzte sich mit einer unwiderstehlichen Leistung auf der Laufstrecke an die Spitze und gab diese bis ins Ziel nicht mehr her.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Nach der coronabedingt modifizierten Triathlon-Version mit nur der Hälfte der Teilnehmer fand das Rennen in der Langdistanz-Hochburg wieder ohne Beschränkungen statt. Das legendäre Stimmungsnest am Solarer Berg, in dem die Fans dicht gedrängt eine schmale Gasse bilden, feierte seine Rückkehr. „Ich habe gedacht, gleich platzt das Trommelfell“, beschrieb Frodeno die Atmosphäre.

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