Drama ohne Folgen für Froome

Mont Ventoux · Erst sah für Christopher Froome alles gut aus: Er hatte seine Konkurrenten am letzten Anstieg abgeschüttelt. Nach einem Unfall mit einem Motorrad verlor er wichtige Zeit, durfte das Gelbe Trikot letztlich aber behalten.

In seiner Verzweiflung rannte Chris Froome im Gelben Trikot den legendären Mont Ventoux hinauf - und schließlich fand einer der größten Skandale der Tour-Geschichte doch noch ein glückliches Ende für den britischen Dominator: Trotz eines Unfalls mit einem TV-Motorrad hat Froome die Gesamtführung erfolgreich verteidigt und seinen ärgsten Rivalen um Nairo Quintana sogar weitere Zeit abgenommen.

"Ich bin sehr erleichtert. Die Entscheidung der Kommissare ist korrekt. Ich danke der Organisation der Tour de France", sagte Froome, nachdem die Jury gestern um 18.04 Uhr die einzig richtige Entscheidung getroffen und das Etappenergebnis zugunsten des Briten noch einmal gekippt hatte - Sieger blieb allerdings der Belgier Thomas De Gendt, der als Ausreißer nichts mit den Geschehnissen um Froome zu tun gehabt hatte.

Der 31 Jahre alte Sky-Kapitän durfte damit nach bangen 30 Minuten tief durchatmen, ist seinem dritten Tour-Sieg erneut ein Stück näher gekommen. Der Schrecken nach den üblen Szenen am mythischen Gipfel in der Provence war Froome aber noch deutlich anzumerken. Der gebürtige Kenianer hatte auf dem - wegen heftiger Winde verkürzten - Schlussanstieg ins Ziel seine größten Kontrahenten um den Kolumbianer Quintana schon abgehängt. Doch anderthalb Kilometer vor dem Ziel kam unmittelbar vor der kleinen Gruppe um Froome ein Motorrad abrupt zum Stehen, nachdem es förmlich in einer Wand von disziplinlosen Fans stecken geblieben war. Der Australier Richie Porte, der Niederländer Bauke Mollema und schließlich auch Froome rauschten ins Stauende herein - den Briten erwischte es am schlimmsten.

In seinen Radschuhen sprintete Froome bergauf, während seine Rivalen nicht Halt machten und vorbeizogen - zumindest ein diskutables Verhalten. Auf ein Ersatzfahrrad wartete der Brite quälend lange. Froome verlor mehr als eine Minute auf seine Konkurrenten um Quintana. In der zunächst gültigen Gesamtwertung führte Yates mit neun Sekunden vor Mollema, Quintana (+0:14) war Dritter. Froome (+0:53) lag auf Platz sechs.

Greipel attackiert am Ventoux

"So will ich das Trikot nicht gewinnen. Ich will es mit den Beinen holen", sagte Yates. Nach kurzer Beratung kippte die Jury das Resultat, wertete die Abstände zum Zeitpunkt des Sturzes, als Froome rund 20 Sekunden vor Yates und Quintana lag. Damit liegt der Brite in der Gesamtwertung nun 47 Sekunden vor Yates, Quintana (+0:54) ist Dritter.

Aus deutscher Sicht war nur der Auftritt von Sprint-Ass André Greipel bemerkenswert. Der "Gorilla", der zur teilweise 20 Minuten einteilten Ausreißergruppe zum Chavanel gehört hatte, attackierte am Fuße des Ventoux . Letztlich war er aber chancenlos.

Tony Martin , der 2009 als Zweiter für das beste deutsche Tour-Ergebnis der Geschichte auf dem Ventoux gesorgt hatte, hielt sich zurück. Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister sparte Körner für den heutigen großen Kampf gegen die Uhr über 37,5 Kilometer nach La Caverne du Pont-d'Arc, wo er sich Siegchancen ausrechnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort