Drama in jeder Hinsicht

Frankfurt · Eintracht Frankfurt und der 1. FC Nürnberg dürfen nach einem 1:1 (0:1) im Relegations-Hinspiel gestern Abend weiter auf die Zugehörigkeit zur Fußball-Bundesliga in der Saison 2016/17 hoffen.

 Marco Russ (Mitte) stand gestern im Relegationshinspiel gegen den 1. FC Nürnberg im Mittelpunkt – zum einen, weil er trotz seiner Tumor-Erkrankung spielte, zum anderen, weil er ein Eigentor erzielte. Im Rückspiel fehlt der Eintracht-Kapitän wegen einer Gelbsperre. Foto: Dedert/dpa

Marco Russ (Mitte) stand gestern im Relegationshinspiel gegen den 1. FC Nürnberg im Mittelpunkt – zum einen, weil er trotz seiner Tumor-Erkrankung spielte, zum anderen, weil er ein Eigentor erzielte. Im Rückspiel fehlt der Eintracht-Kapitän wegen einer Gelbsperre. Foto: Dedert/dpa

Foto: Dedert/dpa

Ungeachtet vom Drama um Marco Russ hat Eintracht Frankfurt weiter Chancen auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga . Beim 1:1 (0:1) gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg im ersten Relegationsspiel steckten die Hessen gestern Abend auch den Rückschlag eines Eigentores durch ihren Kapitäns weg (43. Minute). Mijat Gacinovic gelang in der 65. Minute vor 51 500 Zuschauern der Ausgleich für das Team von Trainer Nico Kovac. Das Rückspiel findet Montag in Nürnberg statt.

Russ hatte am Mittwochnachmittag erfahren, dass bei ihm eine Doping-Probe nach dem Spiel beim SV Darmstadt 98 einen auffällig hohen Wert des Wachstumshormons HCG in seinem Körper ergeben hatte. Weitere Untersuchungen hatten ergeben, dass es sich nicht um einen Dopingfall handelte, sondern Russ an einer schweren Tumorerkrankung leidet und bereits am Dienstag operiert werden muss.

Trotz der Diagnose hatte der Eintracht-Kapitän Grünes Licht für einen Einsatz gegeben. Auch als Trainer Niko Kovac ihn wenige Stunden vor dem Anpfiff noch einmal fragte, bekam er nur eine Antwort: Russ wollte unbedingt dabei sein. Von den Ärzten habe es keine Einwände gegeben, erklärte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen vor dem Spiel. "Die Ärzte sind sich sicher, dass er kurzfristig operiert werden muss, aber eine körperliche Belastung sich nicht negativ auf seinen Zustand auswirkt", sagte Bruchhagen.

Und so lief Russ um kurz vor 20 Uhr in die Commerzbank-Arena ein, lautstark gefeiert von den Eintracht-Fans. Bei der Verlesung der Aufstellung riefen die Zuschauer bei jedem Frankfurter Spieler "Russ" - es herrschte Gänsehautatmosphäre in der Arena. Und die Frankfurter starteten druckvoll. Schon in den ersten zehn Minuten erspielten sich die Gastgeber drei Eckbälle, die Gäste wurden weit in die eigene Hälfte gedrängt. Neben Russ stand auch Torjäger Alexander Meier in der Anfangself. Der Angreifer, der wegen einer Knieverletzung seit Ende Februar keine Partie mehr bestritten hatte, spielte hinter der einzigen Spitze Haris Seferovic und sollte den Nürnbergern Furcht einflößen.

Nach gut einer Viertelstunde ebbte der Anfangsschwung der Hessen aber ab. Wie schon in der gesamten Saison wurde bei der Eintracht deutlich, dass die Offensive keinen Erstliga-Ansprüchen genügt. So plätscherte die Partie die meiste Zeit dahin, ehe die Nürnberger zwei Minuten vor der Pause überraschend in Führung gingen. Nach einem Freistoß von Sebastian Kerk behinderten sich Russ und Makoto Hasebe, ehe Russ den Ball ins eigene Tor lenkte. Die Eintracht musste sich davon erst einmal erholen. Nach der Pause dauerte es eine Viertelstunde, ehe die Hausherren wieder Schwung aufnahmen. Dennoch fiel der Ausgleich durch Gacinovic überraschend. Der Serbe traf auf Zuspiel von Timothy Chandler. Im entscheidenden Spiel am Montag müssen die Frankfurter auf ihren Vorkämpfer Russ verzichten. Der Abwehrspieler sah die zehnte Gelbe Karte der Saison und ist gesperrt.

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