Drama in der Verlängerung

São Paulo · Ottmar Hitzfeld ist mit der Schweizer Nationalelf im WM-Achtelfinale ausgeschieden. Die Schweizer unterlagen Argentinien mit 0:1 (0:0) nach Verlängerung. Hitzfeld beendet nun seine Trainerkarriere.

Ein spätes Tor von Angel di Maria hat Argentiniens Traum vom dritten WM-Titel am Leben gehalten und zugleich die große Trainerkarriere von Ottmar Hitzfeld beendet. Der zweimalige Weltmeister gewann gestern Abend in São Paulo das Achtelfinal-Duell gegen die Schweiz mit 1:0 (0:0) nach Verlängerung und trifft im Viertelfinale am Samstag um 18 Uhr auf die Belgier, die gegen die USA mit 2:1 (0:0) nach Verlängerung gewannen.

Vor 63 255 Zuschauern bot Argentinien trotz des Erfolges durch den Schlenzer von di Maria aus 14 Metern in die lange Ecke (118. Minute) keine überzeugende Leistung. Vielmehr hatte die Elf von Hitzfeld, der wenige Stunden vor dem Spiel die Nachricht vom Tod seines Bruders erhalten hatte, Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden. Und Xherdan Shaqiri entschied das Duell der Spielmacher gegen Lionel Messi lange Zeit für sich. Messi verfing sich oft im Abwehrnetz der mit sieben Bundesliga-Profis angetretenen Eidgenossen und wurde erst in der Schlussphase stärker. In der 78. Minute vereitelte Torwart Diego Benaglio die größte Chance des viermaligen Weltfußballers, der sich oft ins Mittelfeld zurückfallen ließ.

Argentiniens Trainer Alejandro Sabella hatte im Sturm Ezequiel Lavezzi für den verletzten Sergio Agüero an der Seite von Messi und Gonzalo Higuaín aufgeboten. Seine Elf spielte ihre Angriffe geduldig aus, doch es fehlten die überraschenden Ideen und das Tempo, um die Lücke in der Abwehr der Schweizer zu finden. Die gingen selbstbewusst ins Spiel gegen die Südamerikaner, die lange Zeit nicht wie ein Turnier-Favorit auftraten. 27 Minuten lang verfolgte Hitzfeld das Geschehen mit verschränkten Armen und regungslos, ehe er den ersten Aufreger der Partie erlebte. Der Münchner Shaqiri setzte sich gegen Marcos Rojo durch und legte den Ball zurück auf den Mönchengladbacher Granit Xhaka, dessen Flachschuss Torhüter Sergio Romero mit dem Fuß parierte (28.).

Eine noch bessere Chance, den Außenseiter in Führung zu bringen, vergab sechs Minuten vor der Pause Josip Drmic. Der Neu-Leverkusener lief mit dem Ball am Fuß allein auf Romero zu, seinen harmlosen Lupfer konnte der argentinische Torwart aber ohne Mühe aufnehmen. Nicht nur in dieser Szene wirkte die argentinische Abwehr langsam und schwerfällig.

In Halbzeit zwei versuchten die Argentinier auf das Tempo zu drücken, doch zündende Ideen waren nach wie vor Mangelware. Erst in der 59. Minute drohte Gefahr, als Rojo eine Kombination aus spitzem Winkel abschloss - doch Benaglio war auf der Hut. In der Nachspielzeit der Verlängerung köpfte der Schweizer Blerim Dzemaili den Ball an den Pfosten - es wäre das 1:1 gewesen.

Hitzfeld, der bereits angekündigt hatte, nach der WM aufzuhören, sagte nach seinem letzten Spiel als Trainer: "In den letzten drei Minuten haben wir alles erlebt, was in einem Trainerleben möglich ist. Solche Emotionen erlebt man nur im Fußball."

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