Draisaitl ist heiß aufs WM-Eis

Köln · Nach dem 3:2 gegen die Slowakei ist das deutsche Eishockey-Nationalteam gut im Rennen um das WM-Viertelfinale. Und jetzt kommt noch NHL- Jungstar Leon Draisaitl.

Die beste Nachricht erhielt Marco Sturm schon vor dem Frühstück: Jungstar Leon Draisaitl will nach seinem NHL-Aus unbedingt bei der Heim-WM aufs Eis. "Er hat sich schon gemeldet, er würde gerne kommen", berichtete der Eishockey-Bundestrainer gestern nach dem Vormittagstraining und ergänzte schmunzelnd: "Er ist Kölner, es ist seine Stadt." Beim nächsten Vorrundenspiel heute (20.15 Uhr/Sport1) gegen Dänemark muss die deutsche Nationalmannschaft aber noch ohne ihren besten Spieler auskommen.

Am späten Mittwochabend hatten die Deutschen mit einer Energieleistung ihre Chancen auf das Viertelfinale erhöht. Nach einem 0:2-Rückstand siegte das Team noch mit 3:2 (0:1, 2:1, 0:0) nach Penaltyschießen. Die Nürnberger Patrick Reimer und Yasin Ehliz (beide 37. Minute) trafen beim zweiten Sieg im vierten Vorrundenspiel in der regulären Spielzeit. Umjubelter Matchwinner im Shootout wurde Münchens Dominik Kahun. Zuvor hatten zwei Eigentore des Torhüter-Gespanns Thomas Greiss und Danny aus den Birken dem ersatzgeschwächten Team einen 0:2-Rückstand beschert. Vor 17 647 Zuschauern wurden Tomas Matousek (10.) und Libor Hudacek (22.) offiziell als Torschützen angegeben.

Jetzt soll mit Draisaitl der nächste Sieg her. Bevor der sich aber in den Flieger setzt, müssen noch versicherungstechnische Fragen geklärt werden. Der Vertrag des 21-Jährigen bei den Edmonton Oilers läuft aus, eine neue Vereinbarung ist noch nicht abgeschlossen. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) muss einen Gehaltsausfall im Falle einer schwerwiegenden Verletzung versichern. In Kanada wird spekuliert, dass Draisaitl künftig mindestens sechs Millionen US-Dollar im Jahr verdienen wird, die Prämie dürfte deshalb sechsstellig sein. "Wir sind vorbereitet", sagte DEB-Präsident Franz Reindl, "ich gehe nicht davon aus, dass es Probleme gibt." Die Summe werde mit Hilfe von Sponsoren aufgebracht.

"Vielleicht könnte er Freitag schon fliegen", mutmaßte Sturm. Ob Draisaitl direkt nach seiner Ankunft schon am morgigen Samstag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Aufsteiger Italien spielen könnte, ließ der Bundestrainer offen: "Ich muss erst mal sehen, wie er sich fühlt. Es war eine lange Saison, und es ist eine lange Reise." Spätestens im voraussichtlich entscheidenden letzten Vorrundenspiel am Dienstag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Lettland um den Viertelfinaleinzug soll er auf dem Eis stehen. Die Oilers hatten in der Nacht auf Donnerstag das siebte und entscheidende NHL-Viertelfinale bei den Anaheim Ducks mit 1:2 verloren. Drei Sekunden vor der Schlusssirene hatte Draisaitl dabei am Puck vorbeigelöffelt und so den Ausgleich verpasst.

Die Nationalmannschaftskollegen würden Draisaitl bei dessen dritter WM mit offenen Armen empfangen. "Er ist der beste deutsche Eishockeyspieler", meinte Verteidiger Dennis Seidenberg, "es wäre eine super Sache." In seiner dritten NHL-Saison ist Draisaitl zu einem Star der Liga aufgestiegen. In der Hauptrunde war der 21-Jährige achtbester Scorer, in den Playoffs sammelte er in 13 Spielen 16 Punkte.

Ob auch Torhüter Philipp Grubauer nach dem K.o. mit den Washington Capitals nach Köln kommt, ließ Sturm dagegen offen. "Es muss einfach Sinn machen", sagte der Bundestrainer und machte einen WM-Einsatz des 25-Jährigen vom Gesundheitszustand der Nummer eins Thomas Greiss abhängig. Der Stammtorwart war gegen die Slowakei überraschend schon nach wenigen Minuten ausgewechselt worden - wegen einer leichten Verletzung am Oberkörper, über die er laut Sturm schon vor dem Spiel geklagt hatte. Gestern verzichtete der 31-Jährige von den New York Islanders auf das Training, stattdessen ließ er sich behandeln. "Ich glaube, es ist nicht so schlimm", sagte Sturm. Der Münchner Danny aus den Birken hatte Greiss ersetzen müssen und hielt am Ende mit zwei Paraden im Penaltyschießen den Sieg fest. "Er war ein sehr solider Rückhalt", lobte Sturm.

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Ein Sieg gegen die Dänen ist heute Abend Pflicht Eine Niederlage gegen Dänemark sollte sich die Eishockey-Nationalmannschaft auf der Mission WM-Viertelfinale nicht leisten. Da Deutschland bereits gegen die Slowakei einen Punkt einbüßte, ist ein Erfolg gegen die Dänen heute (20.15 Uhr/Sport1) Pflicht. Denn auf unerwartete Patzer der Konkurrenz ist nicht zu vertrauen. Seit dem Aufstieg in die A-Gruppe 2003 sind die Dänen zweimal in die Runde der letzten Acht vorgestoßen: 2010 und 2016 wurden sie Achte. Trainer Janne Karlsson muss auf einige Eckpfeiler aus der NHL verzichten. Wichtigster Akteur ist Flügelstürmer Nikolaj Ehlers (Winnipeg Jets). Im bisherigen Turnier gelang den Dänen nur gegen die Slowakei ein 4:3-Erfolg nach Penaltyschießen, gegen Lettland (0:3) und die USA (2:7) setzte es Niederlagen.

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