Trainer Thomas Tuchel stand die Vorfreude auf das Spiel des Jahres ins Gesicht geschrieben - und auch die BVB-Profis trugen ein erwartungsvolles Grinsen zur Schau. "Wir wollen am Samstag gegen die Bayern alles noch mal spannend machen. Sehr spannend sogar. Es wird ein heißer Ritt", verkündete Borussia Dortmunds Kapitän Mats Hummels vor dem Spitzenspiel gegen den Tabellenführer. Nach der souverän absolvierten Pflichtübung beim 2:0-Sieg in Darmstadt am Mittwochabend und dem gleichzeitigen Patzer des Rekordmeisters gegen Mainz 05 (1:2) kann der Tabellenzweite mit einem Sieg im Topspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr) aus dem bisher langweiligen Meisterschaftsrennen doch noch einen Krimi machen.

"Jetzt freuen wir uns noch einen Tick mehr auf das Duell. Der Ball liegt bei uns. Wir werden alles daran setzen, den Rückstand weiter zu verringern", versprach Tuchel. Seit Wochen spielt seine Mannschaft auf konstant hohem Niveau und sammelt fleißig Punkte. Nur in der Tabelle wirkte sich dies nie aus, weil die Bayern bisher zu souverän agierten - bis zum Mittwochabend. Mainz genügten fünf Torschüsse und 22 Prozent Ballbesitz zur großen Überraschung. Was allerdings auch daran liegt, dass den Bayern derzeit ihre roboterhafte Präzision fehlt, mit der sie unter Trainer Pep Guardiola gewöhnlich Siege am Fließband produzieren. Das zeigte sich schon beim 2:2 bei Juventus Turin in der Champions League. Die dezimierte Abwehr ist selbst national extrem verwundbar. Einige Topspieler wie Thiago oder der in der Hinrunde herausragende Douglas Costa schwächeln unübersehbar.

Der eingewechselte Mainzer Jhon Cordoba versetzte den Bayern am Mittwoch in der 86. Minute den Nackenschlag. Zuvor hatte Arjen Robben (64. Minute) die Mainzer Führung durch Jairo Samperio (26.) ausgeglichen. "Wenn du viele Spiele hintereinander gewinnst, dann kommt irgendwann der Moment, in dem du verlierst", sagte Robben verärgert. Jetzt ist mehr Feuer drin in der Kraftprobe mit den Dortmundern, die in der Hinrunde in München mit 1:5 untergegangen waren. Es ist nun eine richtige Titelprüfung - für beide Mannschaften. "Wenn wir mit acht Punkten Vorsprung nach Dortmund gefahren wären, wären wir entspannter gewesen", verkündete der verstimmte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge : "Das wird jetzt ein Spiel, das wir sicherlich nicht verlieren dürfen."

Dass sich der BVB trotz des großen Punkte-Rückstands nicht hängen ließ, spricht für seine Qualität und den Charakter der Mannschaft. In Darmstadt gönnte Tuchel Leistungsträgern wie Marco Reus oder Lukasz Piszczek eine Verschnaufpause. Dennoch gab sich die Mannschaft keine Blöße und nahm dank der Treffer von Adrian Ramos (38.) und Erik Durm (53.) drei Punkte mit. "Wir haben bewusst auf die Karte gesetzt, frischen Spielern eine Chance zu geben. Ich bin glücklich, dass dies so aufgegangen ist. Das gibt uns einen enormen Schub", sagte Tuchel. Morgen wird der BVB-Trainer wieder seine Top-Elf ins Rennen schicken, um den Spitzenreiter zu bezwingen. Nur der Einsatz des erkrankten Stammtorhüters Roman Bürki ist noch nicht sicher.

Zum Thema:

Auf einen Blick Liste der letzten Duelle zwischen München und Dortmund:4. Oktober 2015: Bayern München - Borussia Dortmund 5:1 (Bundesliga). 28. April 2015: Bayern München - Borussia Dortmund 1:3 nach Elfmeterschießen (DFB-Pokal-Halbfinale) 4. April 2015: Borussia Dortmund - Bayern München 0:1 (Bundesliga) 1. November 2014: Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (Bundesliga) 17. Mai 2014: Borussia Dortmund - Bayern München 0:2 nach Verlängerung (DFB-Pokal-Finale). sid