Doping: Vertuschung gegen Bezahlung?

Paris · Ermittler der französischen Justiz haben die Zentrale des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF durchsucht. Sie werfen dem früheren IAAF-Präsidenten Lamine Diack Korruption vor. Er soll Doping-Fälle vertuscht haben.

Als Folge der Enthüllungen über staatliches Doping in Russland wurde gegen den ehemaligen Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, von der Pariser Justizbehörde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wie der Weltverband bekannt gab, wurde die IAAF-Zentrale in Monaco durchsucht. Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. Der 82-Jährige soll gegen die Zahlung einer sechsstelligen Summe russische Dopingfälle vertuscht haben. Der Senegalese wurde auf Kaution freigelassen.

Das Vorgehen der Justiz ist Folge der Ermittlungen der im Januar installierten unabhängigen Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur. Das Gremium war nach Enthüllungen in der ARD und der Zeitung "Sunday Times" über ein staatliches Dopingsystem in Russland eingerichtet worden.

Diack wurde 1999 als Nachfolger des Italieners Primo Nebiolo inthronisiert. Er gab die IAAF-Führung im August an den Briten Sebastian Coe ab. Diack führte den Verband nach Gutsherrenart, schaffte undurchsichtige Strukturen und saß jede Kritik aus. Nach der Pleite des Sportvermarkters ISL war 1993 bekannt geworden, dass der damalige IAAF-Vizepräsident drei Dollar-Barzahlungen in fünfstelliger Höhe von der ISL erhalten hatte. Spenden von Freunden seien das gewesen, nachdem politische Gegner sein Haus niedergebrannt hatten, sagte Diack damals. Am Ende seiner Regentschaft gab der Weltverband wegen Dopingskandalen, Korruptionsvorwürfen und ominösen WM-Vergaben ein mieses Bild ab. Diack stand für ein korrumpierbares System und Vetternwirtschaft. Beteiligt war auch sein Sohn Papa Diack, der bis 2014 für die Vermarktung des Verbandes zuständig war - bis Hinweise darauf auftauchten, er könne möglicherweise in die Vertuschung positiver Doping-Proben aus Russland verwickelt gewesen sein.

Im August 2015 war die IAAF in die Negativschlagzeilen geraten, weil der Verband die Veröffentlichung einer vor der WM 2011 durchgeführten anonymen Athleten-Befragung blockierte. In der Studie hatten ein Drittel der Teilnehmer angegeben, in den zwölf Monaten vor der WM in Daegu gedopt zu haben.

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