Doping-Sperren sorgen für Diskussionen

Saarbrücken

Saarbrücken. War es jugendlicher Leichtsinn? Oder gibt es etwas zu verbergen? Die Ringer Kasim Aras (Foto: wk), 21, vom TV Aachen-Wahlheim, der in der Saison 2006/2007 für den ASV Hüttigweiler kämpfte, und William Harth (Foto: aki), 21, vom SV Hallbergmoos, zuvor RG Saarbrücken, sind wegen wiederholten Verstößen gegen die Meldepflichten der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) für drei Monate gesperrt worden. Diese besagen, dass die Athleten vierteljährlich ihre voraussichtlichen Aufenthaltsorte für die nächsten drei Monate bekannt geben müssen. Bei dem ersten Verstoß gibt es eine Verwarnung, bei einer Wiederholung innerhalb von 18 Monaten folgt eine Sperre. "Das Mindestmaß liegt hier bei drei Monaten und wird nur erteilt, wenn die Vergehen eindeutig nachgewiesen werden können", erklärt der Vize-Präsident Recht des Deutschen Ringer Bundes (DRB), Dieter Lehrian.

Aras' Sperre läuft nach Angaben des Vorsitzenden des TV Aachen-Wahlheim, Lothar Heuser, bis zum letzten Kampftag der Bundesliga (6. Dezember). Der Athlet selbst war nicht zu erreichen, da er sich zur Zeit in der Türkei aufhält. Bei ihm scheint der Fall jedoch klar zu sein: Nachdem Aras eine eine öffentliche Verwarnung erhalten hatte, wurde er nach dem Großen Preis von Dortmund Ende Juni kurzfristig von Bundestrainer Alexander Leipold zu einem Lehrgang nach Frankfurt an der Oder eingeladen, erklärt Heuser. Dabei habe Aras vergessen, seinen Aufenthaltsort bei der Nada zu ändern.

Für Heuser trägt ein Aspekt an Aras' Sperre einen faden Beigeschmack. "Der Athlet soll nach dem zweiten Vergehen zeitnah gesperrt werden", sagt der TV-Vorsitzende. Doch nach Angaben Heusers habe Aras für den DRB erst noch an der Militär-WM Ende August teilgenommen - und sei dann erst gesperrt worden, wodurch Aachen bis zum letzten Kampftag nicht auf den Athleten zurückgreifen könne, erklärt Heuser.

William Harth muss gar noch bis zum 7. Januar aussetzen. So eindeutig die Missachtungen der Meldepflichten gewesen sein sollen - zumindest der Athlet sieht dies anders: "Ich habe immer alles ausgefüllt und auch bei der Nada angerufen, ob ich alles richtig mache. Das haben sie mir bestätigt." So war für Harth die Überraschung groß, als er nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Russland und einem Zwischenstopp in München zu seinen Eltern nach Saarbrücken kam. "Während ich in München war, sind die Kontrolleure zu meinen Eltern gekommen, obwohl ich angegeben habe, dass ich zu dieser Zeit in München bin", erklärt der 21-Jährige im Gespräch mit der SZ. Außerdem sei zwischenzeitlich sein Passwort geändert worden, um die Formulare für die Nada im Internet auszufüllen.

Harth behauptet, dass dies insgesamt vier Mal vorgekommen sei. Daraufhin habe er immer bei der Nada nach einem neuen Passwort nachgefragt.

Zu dem "Fall Harth" konnte sich Ulrike Spitz von der Nada nicht äußern, sie erklärte: "Generell ändern wir keine Passwörter. Wir geben den Athleten lediglich neue Passwörter, wenn sie ihres verloren haben." Die Aussagen Harths erstaunen auch den Vize-Präsidenten des DRB, Dieter Lehrian: "Ich stehe in regem E-Mail-Kontakt mit William Harth. Seine Vergehen sind nachgewiesen worden."

Dass die beiden die Fristen wegen eventueller Doping-Vergehen verpasst haben sollen, schließen die Beteiligten aus. Harth selbst erklärt: "Ich ringe nur in der Bundesliga, nicht auf irgendwelchen Turnieren. Wozu brauche ich da Doping?" Auch Paul Schneider, Landestrainer Freistil am Olympia-Stützpunkt Rheinland-Pfalz/Saar in Saarbrücken, schließt dies ebenfalls aus: "Ich habe William acht Jahre lang trainiert und seine körperliche Entwicklung verfolgt. Das ist aus Unwissenheit passiert." Und Aachens Vorsitzender Heuser sagt mit Blick auf Kasim Aras: "Er hat vor sechs, sieben Wochen eine Doping-Probe abgegeben, und es wurde nichts gefunden."

Aus welchen Gründen die beiden auch die Fristen verpasst haben, fest steht nur eins: Sie dürfen sich keinen erneuten Fehler erlauben. Denn bei dem dritten Verstoß gegen die Meldepflichten erwartet die beiden eine Mindeststrafe von einem Jahr. Das bestätigte Dieter Lehrian der Saarbrücker Zeitung. "Ich habe William Harth acht Jahre lang trainiert. Das ist aus Unwissenheit passiert."

Paul Schneider, Landestrainer

der Freistilringer

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