Doberstein will die Fäuste sprechen lassen

Saarbrücken · An diesem Samstag boxt Jürgen Doberstein gegen Ruben Eduardo Acosta um den WBA-Intercontinental-Titel. Der 20. Sieg in seinem 23 Kampf wäre für den Kleinblittersdorfer der erste Schritt hin zu einem WM-Duell.

 Schauen sich beim Wiegen tief in die Augen: Jürgen Doberstein (l.) und Ruben Eduardo Acosta. Foto: Dietze

Schauen sich beim Wiegen tief in die Augen: Jürgen Doberstein (l.) und Ruben Eduardo Acosta. Foto: Dietze

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"Er hat kleine Hände." Das war Ruben Eduardo Acostas erster Gedanke, als er den Mann sah, in dessen Faust er nicht rennen will. "Wir haben uns zufällig getroffen", sagt Jürgen Doberstein: "Ich kam die Treppe runter, er saß da im Foyer. Mein Trainer hat mit ihm gesprochen, hat mich gerufen und gesagt: Hier ist dein Gegner. Wir haben uns die Hand gegeben - das war's." Der Kleinblittersdorfer vermeidet es vor einem Kampf, seinen Gegner vor dem offiziellen Wiegen zu treffen. Diesmal war es unumgänglich: Doberstein und sein Trainer Pedro Luis Diaz wohnen im selben Hotel in Saarbrücken wie Acosta und dessen Trainer Martin Aiello.

Dobersteins erster Gedanke über den Boxer, dem er an diesem Samstag in der Saarlandhalle gegenüber stehen wird: "Jetzt weiß ich, mit wem ich es zu tun habe." Der 26-Jährige boxt gegen den elf Jahre älteren Argentinier um den WBA-Intercontinental-Titel im Supermittelgewicht - die Vorstufe zu einem WM-Kampf. Das Duell zwischen der Nummer 41 der Welt und Nummer 51 ist auf zwölf Runden angesetzt. Der Box-Abend mit insgesamt acht Kämpfen beginnt um 19 Uhr.

Acosta hat 31 von 48 Kämpfen gewonnen. "Er boxt intelligent, im Vorwärtsgang und hat Schlagkraft", beschreibt ihn sein Trainer Aiello, der mit seinem Schützling seit Mittwoch in Europa ist. "Ich will noch einmal um einen WM-Titel boxen, deshalb muss ich hier gewinnen", sagt Acosta. Er hatte 2010 die WM-Chance, unterlag in Magdeburg aber Robert Stieglitz (technischer K.o.). Der Südamerikaner verlor alle sechs Kämpfe, die er in Europa bestritt. Hat er Probleme mit Zeit- und Klima-Umstellung? "Nein. Bei allen Kämpfen hatte ich weniger als zehn Tage intensive Vorbereitung. Ich war stets Ersatzmann und musste einspringen, weil der vorgesehene Boxer ausgefallen war", sagt Acosta. Er verspricht: "Jetzt habe ich eine Topvorbereitung hinter mir. So top vorbereitet habe ich noch nie in Europa geboxt." Und er schickt die Kampfansage hinterher: "Ich bin hier, um den Titel nach Hause zu holen." Die lässt Doberstein ebenso kalt wie das unvorhergesehene Treffen mit Acosta. Der "Dobermann" will die Fäuste sprechen lassen.

Eine klare Aussage zur Zukunft Dobersteins macht sein Förderer Willy Kausch vor dem Titelkampf. Die Unterstützung habe keine zeitliche Befristung. Der 57-Jährige will helfen, ihn in die Weltspitze zu bringen. Dabei hatte er "keine Ahnung von Boxen. Außer, dass ich als Bub die Kämpfe von Ali gesehen habe". Kausch hilft im Hintergrund. Er zieht Strippen, lässt Kontakte spielen, um die Marke Doberstein aufzubauen - was natürlich ohne Siege des Boxers zum Scheitern verdammt wäre. Kontakte hat der aus Scheidt stammende Wahl-Berliner jede Menge. Er ist im Veranstaltungs-Geschäft eine große Nummer, organisiert unter anderem in Berlin die Silvester-Party am Brandenburger Tor und die Fanmeile bei Fußball-Turnieren. Dobersteins Manager Wolfgang Lauer ist "ein alter Schulfreund von mir. Er hat mich gefragt, ob ich Jürgen helfen kann", erzählt Kausch.

Das war 2014. Doberstein wollte aus dem Vertrag mit seinem alten Boxstall. Kausch fand ihn sympathisch und glaubt an sein Potenzial. Seither fördert er ihn, macht es möglich, dass Weltklasse-Trainer Diaz seit acht Monaten Doberstein betreut. Denn auch ohne große Fachkenntnisse "glaube ich, dass er an Arthur Abraham vorbeiziehen wird". Der Berliner ist Weltranglisten-Erster.

Tickets an der Abendkasse: 20 bis 55, Vip-Karten 110 Euro.

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