Doberstein boxt sich zum Titel

St. Ingbert · Profiboxer Jürgen Doberstein ist deutscher Meister im Supermittelgewicht. Der 23-Jährige gewann in der Nacht zu Sonntag den Titelkampf gegen Christian Pawlak im Betzentalstadion in St. Ingbert nach Punkten.

 Der Saarländer Jürgen Doberstein (rechts) dominiert den Kampf gegen Christian Pawlak und wird verdient deutscher Meister im Supermittelgewicht. Foto: Eibner

Der Saarländer Jürgen Doberstein (rechts) dominiert den Kampf gegen Christian Pawlak und wird verdient deutscher Meister im Supermittelgewicht. Foto: Eibner

St. Ingbert. Er verzieht das Gesicht zu einer erschöpft-erleichterten Grimasse, als Ringrichter Uwe Lorch seinen linken Arm am Handgelenk in die Höhe reißt. Gerade ist das passiert, worauf Jürgen Doberstein so lange hingearbeitet hat. Der 23-jährige Boxer ist deutscher Meister im Supermittelgewicht. Und niemand wäre geeigneter gewesen, die Krönung des jungen Saarländers zu vollziehen, als Lorch. Denn mit dem Sieg in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Waldstadion Betzental in St. Ingbert ist Jürgen Doberstein in die Fußstapfen des ehemaligen Profiboxers getreten - als zweiter deutscher Meister aus dem Saarland.

"Er war schnell und variabel"

Die Bühne für den Erfolg hätte an diesem Abend nicht besser bereitet sein können. 1500 Zuschauer machen das Veranstaltungs-Zelt zu einem Hexenkessel, dessen Atmosphäre der Lokalmatador Doberstein förmlich aufsaugt: "Die Unterstützung war unglaublich. Ich kam mir vor wie in einem Film."

Und das Drehbuch des Film sah wie folgt aus: Gegner Christian Pawlak (32) aus Berlin liefert Doberstein über zehn Runden einen harten Kampf, kann aber keine entscheidenden Treffer setzen. Lediglich einer der Ringrichter wertet drei Runden für Pawlak, der der Schnelligkeit und Reichweite des sieben Zentimeter größeren gebürtigen Kasachen nicht viel entgegenzusetzen hat.

"Er hat sich gut bewegt, war schnell und variabel. Es war der beste Kampf, den ich je von Jürgen gesehen habe. Er hat absolut verdient gewonnen", erklärt Artur Hein, Halbschwergewichtsboxer und ein guter Freund von Doberstein, der extra aus Stuttgart angereist ist. Auch der Sieger selbst, eine halbe Stunde nach dem Kampf deutlich gefasster, ist gänzlich zufrieden. "Ich habe kaum harte Treffer bekommen, das sieht man doch an meinem Gesicht", sagt er grinsend.

Dass sich Doberstein seiner Sache schon früh im Kampf sicher ist, ist deutlich zu sehen. Er provoziert seinen Gegner mit fordernden Gesten und lässt sich schon früh feiern. "Das gehört einfach dazu. Ich habe eben Spaß beim Boxen", verrät er frech und ergänzt: "Ich wusste nach der sechsten Runde, dass ich nicht mehr verlieren kann." Ähnlich muss es seinem Gegner ergangen sein, der nach der Urteilsverkündung nicht schnell genug den Ring verlassen kann. Der neue Champion genießt hingegen das Bad in der jubelnden Menge und braucht vom Ring bis zu den Kabinen eine gefühlte Ewigkeit - geschuldet durch unzählige Gratulanten.

WM-Kampf in St. Ingbert?

Nun ist Jürgen Doberstein mit seinem Trainer Sergej Ostrovski und den Managern Oliver Heib und Bernhard Notar am Ziel. Trotzdem soll es nur ein erster Schritt gewesen sein. "Wir planen einen Junioren-Weltmeisterschaftskampf für Jürgen - hier in St. Ingbert in der Industriekathedrale", sagt Heib: "Angedacht als Kampftermin ist der 27. Oktober." Im Supermittelgewicht der Junioren sei der Titel des Verbandes WBF vakant. Bis zum 24. Lebensjahr kann Doberstein bei den Junioren antreten. Bis dahin ist aber erst einmal Erholung angesagt - nach dem "härtesten Kampf" seiner bisherigen Karriere. "Ich freue mich darauf, ein paar Wochen gar nichts zu machen", sagt Doberstein und nimmt einen weiteren kräftigen Zug aus der Trinkflasche. Nicht etwa, weil der Durst noch nicht gestillt ist, sondern weil mit der Dopingprobe die letzte kleine Herausforderung des Abends noch bevorsteht.

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