Doberstein blickt nach Magdeburg

Saarbrücken. Zurückhaltung ist nicht seine Stärke - zumindest, wenn es um Sport geht. Seinen Sport. Profi-Boxer Jürgen Doberstein spricht Klartext, wenn er nach seinem Ziel gefragt wird. "Weltmeister bei den Senioren", sagt der 24-jährige Saarländer - ohne zu zögern

Saarbrücken. Zurückhaltung ist nicht seine Stärke - zumindest, wenn es um Sport geht. Seinen Sport. Profi-Boxer Jürgen Doberstein spricht Klartext, wenn er nach seinem Ziel gefragt wird. "Weltmeister bei den Senioren", sagt der 24-jährige Saarländer - ohne zu zögern. Seit seinem überzeugenden Punktsieg vor zwei Wochen in der Saarbrücker Saarlandhalle gegen Blas Miguel Martinez werden die Hoffnungen größer, dass der neue WBF-Intercontinental-Meister tatsächlich bald einen WM-Kampf im Supermittelgewicht bekommt.

Dieser Hoffnung Nahrung geben Aussagen wie die von Jean-Marcel Nartz, der sich das Doberstein-Duell in Saarbrücken anschaute. Der 67-Jährige war lange Jahre technischer Leiter der beiden größten deutschen Boxställen Sauerland und Universum. Er urteilte über die Nummer 65 der Weltrangliste: "Ich sehe in Deutschland nach Arthur Abraham und Robert Stieglitz keinen besseren in dieser Gewichtsklasse. Wenn er so weitermacht, müsste er innerhalb der nächsten zwei Jahre einen WM-Kampf bekommen." Abraham? Oder lieber Stieglitz? Doberstein ist es egal. Er will eine Chance.

Eine Chance, die beiden deutschen Vorzeigeboxer in Augenschein zu nehmen, bietet sich dem "Dobermann" bereits an diesem Samstag. Dann trifft WBO-Weltmeister Abraham im direkten Duell in der Magdeburger Getec-Arena auf Stieglitz (23 Uhr/ARD). Der gebürtige Armenier hatte dem 31-jährigen Stieglitz im August des vergangenen Jahres den Titel durch einen einstimmigen Punktsieg in Berlin abgenommen. Nun kommt es zum Rückkampf zwischen den beiden schlagstarken Faustkämpfern.

"König Arthur" hat 28 seiner 36 Siege vorzeitig entschieden. Der 33-Jährige hat für diese Gewichtsklasse (bis 76,2 Kilogramm) unheimlich viel Kraft in seinen Fäusten. "Er ist sehr explosiv und bringt intuitiv die richtigen Schläge im richtigen Moment", sagt Dobersteins Trainer Sergej Ostrovski über den Weltmeister. Die Nummer vier der Welt musste genau wie sein Gegenüber aus Magdeburg erst drei Niederlagen einstecken. Stieglitz gewann bislang 43 Kämpfe, 24 davon durch Knockout. "Sein Stil ähnelt dem von Jürgen. Stieglitz bringt viele schnelle Hände und ist sehr beweglich auf den Beinen", sagt Ostrovski über den Techniker.

Sollte der zurzeit in Neunkirchen-Wellesweiler wohnende Doberstein tatsächlich in den nächsten 24 Monaten einen Kampf gegen einen der beiden bekommen, müsste er vor allem die Deckung verbessern. Denn sein Hang zur Provokation mit herabhängenden Armen würde ihm gegen Abraham oder Stieglitz zum Verhängnis werden. "Jürgen macht das nur, wenn er weit genug vom Gegner weg steht. Aber sicher braucht er vor einem Kampf gegen diese Kaliber noch mehr Erfahrung", meint Ostrovski.

Noch bleiben Doberstein aber auch noch ein paar Auseinandersetzungen, um an sich zu arbeiten. Im Juni soll er sich in Bad Ragaz (Schweiz) mit einem Aufbaukampf fit halten, bevor er am 7. September wieder in der Saarlandhalle antritt. "Da wird er seinen Titel verteidigen oder vielleicht sogar um einen neuen boxen", verkündete sein Manager Oliver Heib. Am 14. Dezember ist in der Ötztalarena in Sölden (Österreich) der vierte Kampf 2013 geplant. Und vielleicht folgt danach bereits die große Stunde des Jürgen Doberstein - die Stunde seiner WM-Chance. Foto: dietze

"Jürgen braucht vor einem Kampf gegen diese Kaliber noch etwas mehr Erfahrung."

Doberstein-Trainer Sergej Ostrovski

Hintergrund

Für den Kampfabend am Samstag in Magdeburg ist eine zweite WM angesetzt worden. Dabei trifft die WBO- und WIBF-Titelträgerin im Fliegengewicht, Melissa McMorrow, auf Nadia Raoui aus Herne, die den WM-Gürtel nach WIBA-Version hält. Für die 31 Jahre alte Amerikanerin McMorrow ist es der erste Kampf in Diensten der SES-Promotion, die die Veranstaltung organisiert.

Im Hauptkampf des Abends boxt der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht, Arthur Abraham, gegen Robert Stieglitz (23 Uhr/ARD). Beide standen sich bereits im August 2012 in Berlin gegenüber. Abraham gewann damals nach Punkten und nahm Stieglitz den WM-Titel ab. dpa

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