Djokovic siegt im TitanenkampfFür Asarenka wird ein Traum wahr

Melbourne. Nach dem historischen Marathonmatch mobilisierte Novak Djokovic seine letzten Kräfte, riss sich das Hemd vom Leib und posierte um 1.50 Uhr morgens wie ein Boxer nach dem Kampf seines Lebens. Nur kurz zuvor hatte der neue und alte Australian-Open-Sieger von Krämpfen geplagt an der Grundlinie gelegen und alle Viere von sich gestreckt

Melbourne. Nach dem historischen Marathonmatch mobilisierte Novak Djokovic seine letzten Kräfte, riss sich das Hemd vom Leib und posierte um 1.50 Uhr morgens wie ein Boxer nach dem Kampf seines Lebens. Nur kurz zuvor hatte der neue und alte Australian-Open-Sieger von Krämpfen geplagt an der Grundlinie gelegen und alle Viere von sich gestreckt. Zwischen den Momenten im fünften Satz und dem Glücksgefühl nach dem längsten Finale in der Grand-Slam-Historie (5:53 Stunden) lagen gestern dramatische Minuten, in denen der Serbe Djokovic und der Spanier Rafael Nadal Tennis-Geschichte schrieben.Den Anfang der Siegerehrung verfolgten die beiden müden Helden der Nacht auf Stühlen sitzend. Dann schleppte sich Djokovic, der nach dem Titanenkampf eine Prämie von 1,86 Millionen Euro kassierte, in einer lauen Sommernacht ans Mikrofon und präsentierte sich plötzlich hellwach. "Wir haben Geschichte geschrieben heute Nacht. Leider konnte es nur einen Gewinner geben", sagte der Weltranglisten-Erste nach dem 5:7, 6:4, 6:2, 6:7 (5:7), 7:5 in Richtung Rafael Nadal, der sein "Djokovic-Trauma" nicht besiegen konnte.

Der French-Open-Gewinner präsentierte sich dennoch als fairer Verlierer. "Dieses Spiel werde ich nie vergessen, es war etwas ganz Spezielles. Aber Novak hat verdient gewonnen", meinte Nadal, der im entscheidenden Satz sogar mit 5:4 geführt hatte. Doch Djokovic breakte seinen Dauerrivalen wenig später zum vorentscheidenden 6:5. Nach dem Matchball ließ er sich rücklings fallen, während die 15 000 Zuschauer aus der Rod-Laver-Arena ein Tollhaus machten.

Allein der vierte Satz hatte 88 Minuten gedauert. Bereits im Tiebreak dieses Satzes war Djokovic nur noch zwei Punkte vom Turniersieg entfernt. Doch die Ereignisse überschlugen sich erst im anschließenden fünften Satz. Den Matadoren schwanden zunehmend die Kräfte, doch sie kämpften weiter. Nach einem Ballwechsel mit insgesamt 31 Schlägen brach Djokovic an der Grundlinie zusammen - er konnte sein schmerzverzerrtes Gesicht nicht verbergen. In der Folge bekreuzigte sich der 24-Jährige nach gelungenen Schlägen und behielt letztlich den kühlen Kopf.

Es war das längste Match in der Turniergeschichte der Australian Open. Das bis dato längste Major-Finale hatte 1988 bei den US Open zwischen Sieger Mats Wilander und Ivan Lendl stattgefunden, das 4:54 Stunden dauerte.

Der Weltranglisten-Erste Djokovic feierte in der Neuauflage des Wimbledon- und US-Open-Finals von 2011 seinen siebten Erfolg in Serie gegen Nadal, der bislang einmal in Melbourne triumphierte (2009). Djokovic ist damit erst der fünfte Profi, der drei Grand-Slam-Titel in Folge holen konnte. Dies war zuvor nur Roger Federer (Schweiz), Pete Sampras (USA), Rod Laver (Australien) und Nadal geglückt. sid

Melbourne. Nach ihrem Spaziergang auf den Tennis-Thron hob Victoria Asarenka immer wieder ungläubig die Arme. Die Weißrussin ließ sich in der Rod-Laver-Arena auf die Knie fallen und konnte einfach nicht fassen, was soeben passiert war. Durch ein überraschend deutliches 6:3, 6:0 im Finale der Australian Open gegen die Russin Maria Scharapowa gewann Asarenka am Samstag den ersten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere und übernahm damit zugleich Platz eins in der Weltrangliste von der Dänin Caroline Wozniacki.

"Für mich wird ein Traum wahr", sagte die 22-Jährige nach ihrer beeindruckenden Vorstellung. "Jetzt will ich nur noch eine Champagner-Dusche nach der nächsten", scherzte die neue Königin des Damen-Tennis. Asarenka ist die 21. Spielerin seit Einführung der Computer-Weltrangliste 1975, die den Platz an der Sonne übernimmt. Zugleich trägt sie sich als 41. in die Liste der Grand-Slam-Siegerinnen ein.

Sieben Jahre, nachdem sie sich in Melbourne den Titel bei den Juniorinnen gesichert hatte, schaffte sie an selber Stelle endgültig ihren Durchbruch. "Es gibt nicht einen geraden Weg, um so etwas zu erreichen. Es geht immer rauf und runter. Und heute bin ich ganz oben", sagte Asarenka, für die es der zwölfte Sieg in Serie in diesem Jahr war. Vor den Australian Open hatte sie bereits das Turnier in Sydney gewonnen. dpa

Foto: blackwood/afp

"Wir haben Geschichte geschrieben heute Nacht."

Novak Djokovic

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