Djokovic krönt sich zum „Vollkommenen“

Paris · Novak Djokovic hat gestern zum ersten Mal die French Open in Paris gewonnen. Mit dem Finalsieg gegen Andy Murray gelang ihm etwas Seltenes: Er hält alle vier Grand-Slam-Titel zur gleichen Zeit. Im Finale der Frauen hatte Garbine Muguruza am Samstag Serena Williams besiegt.

Novak Djokovic malte ein Herz in die rote Asche. Der Serbe hat erstmals die Herrschaft im Sandplatz-Reich von Roland Garros in Paris übernommen - und sich bei den French Open zum "Vollkommenen" gekrönt. Er gewann gestern das Traumfinale gegen seinen Dauerrivalen Andy Murray (Großbritannien) mit 3:6, 6:1, 6:2 und 6:4 und komplettierte nach einer Machtdemonstration als achter Spieler in der Tennis-Historie sein Grand-Slam-Potpourri.

"Das ist ein spezieller Moment für mich, vielleicht der beste meiner Karriere", sagte Djokovic. Zuvor hatte er wie einst Gustavo Kuerten aus Brasilien bei seinem French-Open-Sieg mit dem Schläger ein überdimensionales Herz in den Sand gemalt. "Ich hatte Gustavo extra gefragt, ob ich das darf", verriet der 29-Jährige. Sein Trainer applaudierte stolz - Becker hatte eine Träne im Knopfloch. Er selbst hatte fast alles, aber nie das bedeutendste Asche-Turnier gewinnen können. Sein Schützling Djokovic machte es dank einer Leistungssteigerung besser. Er stemmte nach einer Spielzeit von 3:03 Stunden und nach dem dritten verwandelten Matchball erstmals den mit zwei Millionen Euro dotierten "Coupe des Mousquetaires" in den Himmel. Es war sein zwölfter Major-Erfolg seit 2008.

Djokovic hat nun jedes der vier wichtigsten Turniere mindestens einmal gewonnen. Er ist der achte Spieler, dem der sogenannte Karriere-Grand-Slam gelang. Von noch aktiven Profis gehören Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien) dem Kreis an. Djokovic ist zudem nach Don Budge (USA) und Rod Laver (Australien) der dritte Mann in der Tennis-Geschichte, der vier Major-Titel in Folge, allerdings nicht innerhalb eines Jahres, holen konnte. Der Serbe ist damit aktuell der Titelträger aller Grand-Slam-Turniere.

Murray, der erste Brite im Paris-Finale seit 79 Jahren, verlor gestern gleich sein erstes Aufschlagspiel - zu Null. Er gewann dann aber vier Spiele in Serie. Der gehemmt wirkende Djokovic zeigte Schwächen auf der Vorhandseite - und gab er ersten Satz nach 46 Minuten ab. Danach steigerte sich die Nummer eins der Welt in eine fantastische Form, während die Nummer zwei physisch stark abbaute: Murray hatte bis zum Finale fünf Stunden mehr auf dem Platz gestanden als Djokovic, dem in den folgenden Durchgängen frühe Breaks gelangen. Murray gab sieben Mal seinen Aufschlag ab. Zwar kam der Schotte im vierten Satz nach einem 2:5-Rückstand noch auf 4:5 heran, doch Djokovic behielt nach zwei vergebenen Matchbällen die Nerven und profitierte bei Nummer drei von einem Fehler seines Gegners. Danach wusste er gar nicht wohin mit seinen Gefühlen und ließ sich in den Sand plumpsen. Der frühere Wimbledon- und US-Open-Sieger Murray dagegen muss auf seinen ersten Paris-Titel warten. Der 29-Jährige verpasste die Chance, als erster Brite seit Fred Perry 1935 die French Open zu gewinnen.

Muguruza siegt mit 7:5 und 6:4

Die Spanierin Garbine Muguruza hat am Samstag Titelverteidigerin Serena Williams (USA) im Finale der French Open entzaubert und ihren ersten Grand-Slam-Triumph gefeiert. Die Weltranglisten-Vierte setzte sich mit 7:5 und 6:4 gegen die von Adduktorenproblemen geplagte Williams durch und kassierte zwei Millionen Euro Preisgeld. Nach 1:44 Stunden verwandelte die Wimbledon-Finalistin ihren fünften Matchball. Die 22-Jährige ist die erste Spanierin seit Arantxa Sanchez Vicario 1998, die das bedeutendste Sandplatz-Turnier gewinnen konnte. Die Weltranglisten-Erste Williams verpasste nicht nur ihren vierten Roland-Garros-Sieg seit 2002. Die 34-Jährige vergab auch die Chance, in Sachen Grand-Slam-Titel zu Rekordhalterin Steffi Graf (22 Titel) aufzuschließen. Williams lobte: "Garbine hat die wichtigen Punkte einfach besser gespielt."

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