Djokovic erklimmt den Tennis-Gipfel Verbands-Präsident will Tennis in ARD und ZDF
London. Er fiel vor Freude einfach um und küsste den "Heiligen Rasen": Der Serbe Novak Djokovic hat sein furioses Jahr mit dem Sprung an die Spitze der Weltrangliste gekrönt. Der 24-Jährige zog am Freitag durch das 7:6 (7:4), 6:2, 6:7 (9:11), 6:3 über den französischen Federer-Bezwinger Jo-Wilfried Tsonga erstmals ins Endspiel von Wimbledon ein
London. Er fiel vor Freude einfach um und küsste den "Heiligen Rasen": Der Serbe Novak Djokovic hat sein furioses Jahr mit dem Sprung an die Spitze der Weltrangliste gekrönt. Der 24-Jährige zog am Freitag durch das 7:6 (7:4), 6:2, 6:7 (9:11), 6:3 über den französischen Federer-Bezwinger Jo-Wilfried Tsonga erstmals ins Endspiel von Wimbledon ein. Zugleich beendete der Australian-Open-Champion die Dauer-Regentschaft seiner Rivalen Rafael Nadal und Roger Federer. "Mein Traum ist wahr geworden. Ich habe mein Leben lang dafür gearbeitet", sagte der glückliche Djokovic nach den "größten Gefühlen, die ich je auf dem Platz hatte". Im Finale trifft Djokovic auf seinen Nummer-eins-Vorgänger Nadal, der Lokalmatador Andy Murray mit 5:7, 6:2, 6:2, 6:4 besiegte.Seit dem 2. Februar 2004 hatte immer einer der beiden langjährigen Dominatoren an der Spitze gethront - nun durchbrach Djokovic ihre Phalanx. Am Montag wird der Davis-Cup-Sieger erstmals als neue Nummer eins geführt - der Lohn für seine herausragende Saison. Gegen den toll kämpfenden Tsonga baute Überflieger Djokovic seine imposante Jahresbilanz auf 47:1 Siege aus.
Überraschungsmann Tsonga machte anfangs genau da weiter, wo er gegen den sechsmaligen Wimbledon-Sieger Roger Federer aufgehört hatte. In seinem dritten Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier nahm der 26-Jährige, nächstes Wochenende Viertelfinal-Gegner des deutschen Davis-Cup-Teams, dem Serben gleich das erste Aufschlagsspiel ab und hielt bis zum 5:4 die Führung. Doch dann zeigte sich die ganze Klasse des bisherigen Weltranglisten-Zweiten. Erst ein Break zum Ausgleich, dann nervenstark im Tiebreak - plötzlich lag Djokovic in seinem fünften Grand-Slam-Halbfinale in Serie vorne.
Djokovic und Tsonga rissen die Zuschauer immer wieder zu Begeisterungsstürmen hin. Spektakulär vor allem ihre Ballwechsel mit doppeltem Becker-Hecht. Gleich dreimal segelten die Kontrahenten am Netz durch die Luft, zweimal mit dem besseren Ende für Tsonga, einmal behielt Djokovic bei den Flugeinlagen die Oberhand. Die stehenden Ovationen der knapp 15 000 Tennis-Fans waren ihnen sicher.
Doch so spektakulär Tsongas Spiel auch war, gegen Djokovics konstante Klasse fand der 26-Jährige auf dem Centre Court nur selten das richtige Rezept. Den zweiten Satz holte sich Djokovic im Schnelldurchgang. Und im Tiebreak des dritten Durchgangs hatte der 25-fache ATP-Turniersieger zwei Matchbälle, ehe Tsonga mit toller Moral eine Verlängerung erzwang.
Am Ende benötigte Djokovic 3:07 Stunden, um im achten Match gegen das Kraftpaket den dritten Erfolg zu feiern. Damit bleibt Federer der einzige Akteur, der den serbischen Topmann in diesem Jahr bezwingen konnte. Der Schweizer war im Halbfinale der French Open siegreich.
Maria Scharapowa konnte sich einen Tag nach ihrem Erfolg über die Berlinerin Sabine Lisicki etwas ausruhen. "Vielleicht mache ich am Nachmittag ein längeres Nickerchen", kündigte die Russin an. Im Endspiel am Samstag gegen die Tschechin Petra Kvitova ist die Siegerin von 2004 klar favorisiert. Scharapowa weiß aber auch: "Sie hat sicher viel Selbstvertrauen und das Gefühl, nichts zu verlieren zu haben, weil es ihr erstes Grand-Slam-Finale ist." dpa
London. Sabine Lisicki hat in Wimbledon die Saat für einen neuen Boom in Deutschland gelegt. Nun werden fieberhaft Rezepte gesucht, wie daraus ein langfristiger Aufschwung für das deutsche Tennis werden kann. Denn nach dem Rücktritt von Steffi Graf und Boris Becker im Sommer 1999 führte der "weiße Sport" hierzulande lange eine Schattendasein. Doch plötzlich bietet sich die Chance für eine Rückkehr ins Rampenlicht. "Wir sind mehr als glücklich über diese Entwicklung", sagte DTB-Präsident Georg von Waldenfels am Freitag.
Der Chef des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) macht aber keinen Hehl daraus, dass er nicht rundum zufrieden ist. Die Spiele aus dem All England Club waren bei Sky im Bezahl-Fernsehen versteckt, nur eine Minderheit konnte Lisickis Siegeszug live verfolgen. "Ich hätte mir sehr gewünscht, dass ein öffentlich-rechtlicher Fernsehkanal diese Spiele rausgekauft hätte", sagte von Waldenfels.
Mit Blick auf die Hoffnungsträgerinnen Andrea Petkovic, Julia Görges und Lisicki könne der Verband mit Recht den Anspruch erheben, den "Volkssport Tennis" im öffentlich-rechtlichen TV verankert zu sehen. Waren zu besten Zeiten von Graf, Becker und Michael Stich einem Sender die Rechte einen dreistelligen Millionenbetrag wert, so sind heute meist nur die Spartenkanäle dabei.
Und noch eine weitere Baustelle macht von Präsident Waldenfels zu schaffen. Den deutschen Assen fehlt die Möglichkeit, sich den heimischen Fans zu zeigen. Einzig das Stuttgarter Sandplatz-Turnier, das Görges im April gewonnen hatte, ist von einer Handvoll Veranstaltungen übrig geblieben. "Ein weiteres Damenturnier in Deutschland ist eine dringende Notwendigkeit", betonte von Waldenfels. Er denkt dabei an eine Wiederbelebung der German Open in Berlin. dpa
"Ich habe mein Leben lang dafür gearbeitet."
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Novak Djokovic