Diesmal soll der Erfolg dauerhaft sein

Wolfsburg/München · Zum vierten Mal kommt ein deutscher Eishockey-Meister aus München. Etabliert hat sich die Sportart dort aber nie. Mit dem EHC München soll das nun anders werden. Die Cracks feierten den Titel aber zur Sicherheit bereits so, als wäre es der letzte.

Mitten im Münchner Meistertrubel verlor Michael Wolf kurz die Orientierung. "Bin ich jetzt der Letzte?", fragte der Rekordtorschütze der Deutschen Eishockey Liga (DEL), als er sichtlich gezeichnet nach sechsstündiger, feuchtfröhlicher Nachtfahrt aus dem Bus des EHC München kletterte. Mit den 200 Fans, die am Olympia-Eisstadion auf ihre Helden gewartet hatten, machte der Ex-Nationalspieler die Welle. Dann ging es weiter zum Weißwurst-Frühstück beim Italiener - mit dem Silberpokal im Gepäck.

Am Abend zuvor war Wolf der Erste gewesen, der die Trophäe in die Hand nehmen durfte. Im goldenen Konfetti-Regen auf Wolfsburger Eis war der Münchner Kapitän endlich am Ziel seiner Träume. "Ich bin einfach nur froh, dass ich das Ding gewonnen habe", sagte der 35-Jährige nach dem 5:3-Triumph im vierten Play-off-Finale gegen die Grizzlys: "Es ist eine Riesenlast, die von einem abfällt." Als Zuschlag gab es aus den Händen von Franz Reindl die Auszeichnung als bester Spieler des Finales. "So ein Spieler mit so einer Karriere - und dann so ein Abschluss", meinte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), "das ist gewaltig. Er ist immer ein bisschen unterschätzt worden".

Es ist der erste Titelgewinn in der Clubgeschichte des EHC. "Man muss seinen Emotionen freien Lauf lassen, den Alkohol muss man fließen lassen. Das haben wir uns verdient", befand Nationalstürmer Frank Mauer. Dabei dürfte den Profis der Stellenwert des Eishockeys in München noch einmal vor Augen geführt werden. Mangels Fan-Masse wird es keine Jubelarien auf dem Rathausbalkon des Marienplatzes geben. "Es ist schwer in München für Eishockey ", bekannte Wolf.

Ein Blick in die Historie genügt: Meisterschaften in München waren bislang stets ein schlechtes Omen. Bereits 1922 kam mit dem MTV ein Meister aus München, 1994 gewann der EC Hedos den Titel, die Barons 2000. Etabliert hat sich die Sportart ausgerechnet in der Hauptstadt des deutschen Eishockey-Mutterlandes Bayern nie. Hedos war wenige Monate später pleite. Die Barons ließen die Probleme in München hinter sich und gingen mit der DEL-Lizenz nach Hamburg und spielen dort seitdem als Freezers.

Nun soll alles anders werden. Doch in der Hauptrunde war das alte Olympia-Eisstadion nur selten voll, die Finalserie gegen Wolfsburg zog im Schnitt (5323) die wenigsten Zuschauer in der DEL-Geschichte an. "Natürlich wollen wir eine Ära prägen", beteuert Wolf trotzdem. Und Mauer fügte hinzu: "Ich hoffe, dass wir das Fundament gelegt haben. Wir leisten Pionierarbeit." Selbst DEB-Präsident Franz Reindl ist überzeugt von der Nachhaltigkeit des Projekts und der Unterstützung von Sponsor Red Bull . "Das hat den Stellenwert des Eishockeys in München nach oben katapultiert. Das ist keine Eintagsfliege, da ist richtig Dampf dahinter", meinte Reindl.

Entscheidend dürfte sein, wie lange der Atem von Red Bull ist. Der österreichische Brause-Gigant rettete den Club 2012 vor dem Rückzug aus der Deutschen Eishockey Liga, übernahm ihn danach quasi und baute ihn zum Etatkrösus der Liga auf.

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