"Diese Silbermedaille ist Gold wert"Vorsprung verspielt: Deutsche Staffel belegt im Langlauf Rang zwei hinter Norwegen

Liberec. Als Martin Schmitt (133 Meter) aus Furtwangen an diesem Freitag mit der Silbermedaille im Chaos-Springen von Liberec die erste Weltmeisterschafts-Medaille für deutsche Skispringer seit vier Jahren gewonnen hatte, wirkte er wie in Trance

 Der deutsche Skispringer Martin Schmitt jubelt bei der nordischen Ski-WM in Liberec. Der 31-jährige belegte den zweiten Platz im Skispringen von der Großschanze. Foto: dpa

Der deutsche Skispringer Martin Schmitt jubelt bei der nordischen Ski-WM in Liberec. Der 31-jährige belegte den zweiten Platz im Skispringen von der Großschanze. Foto: dpa

Liberec. Als Martin Schmitt (133 Meter) aus Furtwangen an diesem Freitag mit der Silbermedaille im Chaos-Springen von Liberec die erste Weltmeisterschafts-Medaille für deutsche Skispringer seit vier Jahren gewonnen hatte, wirkte er wie in Trance. Immer wieder schüttelte der 31-Jährige ungläubig den Kopf, ehe er dem neuen Weltmeister Andreas Küttel aus der Schweiz (133,5 Meter) freudetrunken um den Hals fiel und danach noch auf dem Sprungturm die Glückwünsche der Konkurrenz entgegennahm. Dritter wurde der Norweger Anders Jacobsen (132,5 Meter).

"Es ist ein Traum, dass ich bei einer WM noch einmal auf dem Podium stehe. Die Farbe der Medaille ist mir egal", sagte Schmitt. Mit dem zweiten Platz im nach einem Durchgang wegen eines Schnee-Sturms abgebrochenen Wettbewerb von der Großschanze krönte der viermalige Weltmeister acht Jahre nach seinen zwei Gold-Medaillen in Lahti seine Laufbahn.

Als die Entscheidung der Jury, den Wettbewerb nach zweimaligen Neustart abzubrechen, bekannt wurde, lagen sich Trainer, Funktionäre und Athleten des Deutschen Skiverbands (DSV) in den Armen. Das letzte Edelmetall für deutsche Skispringer hatte es 2005 in Oberstdorf mit Silber im Mannschafts-Wettbewerb von der Normalschanze gegeben. "Diese Silbermedaille ist Gold wert. Nach dieser langen Durststrecke so zurückzukommen, ist eine tolle Leistung. Ich gönne ihm das vom Herzen. Er ist für eine tolle Saison belohnt worden", sagte Bundestrainer Werner Schuster mit Blick auf Schmitts Comeback in diesem Jahr.

"Ich hatte mich mental auf einen zweiten Sprung eingestellt und war im Kopf klar. Mit diesem Ausgang kann ich aber auch leben", sagte Schmitt. Nach seinem Flug auf 133 Meter im ersten Versuch hatte er erleichtert die Faust geballt. "Ich war relativ gelassen. Der Sprung war sehr gut und flugtechnisch stark. Ich bin sehr zufrieden, aber es kann noch viel passieren", sagte Schmitt mit Blick auf den zweiten Sprung. Er sollte Recht behalten, denn das Finale wurde zum Nervenspiel. Nach 23 Startern brach die Jury den Durchgang wegen heftigen Schneefalls ab - und startete nach 20-minütiger Unterbrechung neu. "Wir wussten, dass ein Schnee-Schauer kommt. Aber wir dachten, dass wir den Wettkampf noch durchbekommen", erklärte Walter Hofer, Renndirektor des Weltverbands FIS. Mit Hochdruck-Saugern versuchten Helfer, die Anlaufspur vom Schnee zu befreien. Zudem wurde der Anlauf um zwei Luken verlängert.

"Die Bedingungen sind nicht wirklich besser, sondern eher schlechter geworden", berichtete Michael Neumayer aus Berchtesgaden, der mit 119 Metern im ersten Durchgang als 28. noch ins Finale gerutscht war. Immer wieder wurde der Wettkampf unterbrochen, bis die Jury den Wettbewerb nach 17 Athleten schließlich stoppte.

Ein Opfer der Bedingungen war auch Michael Uhrmann aus Rastbüchl geworden. "Ich bin nicht auf Geschwindigkeit gekommen", erklärte er. Mit seinem gewerteten Sprung von 124,5 Metern belegte er Rang 17. Stephan Hocke aus Schmiedefeld segelte im ersten Durchgang bei günstigen Windbedingungen auf 127 Meter. "Das war mit Abstand mein bester Sprung bei dieser WM. Ich habe schon an der Kante gewusst, da geht was", berichtete er nach seinem zwölften Platz.Liberec. Die deutschen Langläufer haben bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften Platz zwei in der Staffel über 4 x 10 Kilometer belegt. Jens Filbrich aus Frankenhain, der Vachendorfer Tobias Angerer, Franz Göring aus Zella-Mehlis und Schlussläufer Axel Teichmann aus Bad Lobenstein lagen am Freitag 2,6 Sekunden hinter Norwegen. Teichmann konnte gegen Norwegens Verfolgungs-Weltmeister Petter Northug einen Vorsprung von 14,5 Sekunden nicht ins Ziel retten. Bronze ging an Finnland.

Filbrich hatte beim ersten Wechsel Angerer als Führender in die Loipe geschickt. "Ich glaube, ich habe heute den besten Ski meiner Laufbahn gehabt", sprach Filbrich ein Lob an die Techniker aus. Angerer behauptete die Spitze, Göring baute den Vorsprung auf 14,5 Sekunden aus. Schlussläufer Teichmann ließ dann aber Northug schnell herankommen und musste in der schweren Loipe den sprintstarken Norweger kurz vorm Ziel ziehen lassen. "Man braucht dem Axel keinen Vorwurf zu machen. Wir wissen, wie stark Northug ist. Im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden", sagte Bundestrainer Jochen Behle: "Mehr war halt nicht drin." dpa

 Axel Teichmann, Franz Göring, Tobias Angerer und Jens Filbrich (von links) gewannen am Freitag bei der WM in Liberec die Silbermedaille. Foto: dpa

Axel Teichmann, Franz Göring, Tobias Angerer und Jens Filbrich (von links) gewannen am Freitag bei der WM in Liberec die Silbermedaille. Foto: dpa

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