Diegos Berufung sorgt keineswegs für grenzenlose Begeisterung

Buenos Aires. Die Berufung des früheren argentinischen Fußball-Stars Diego Maradona zum Trainer der Nationalmannschaft hat die fußballverrückte Nation in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. Hassliebe verbindet viele Argentinier mit dem Weltmeister von 1986, der sie durch geniale Tore begeisterte und mit Drogeneskapaden und anderen Skandalen zur Verzweiflung trieb

Buenos Aires. Die Berufung des früheren argentinischen Fußball-Stars Diego Maradona zum Trainer der Nationalmannschaft hat die fußballverrückte Nation in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. Hassliebe verbindet viele Argentinier mit dem Weltmeister von 1986, der sie durch geniale Tore begeisterte und mit Drogeneskapaden und anderen Skandalen zur Verzweiflung trieb. Der beim FC Barcelona unter Vertrag stehende Superstar Lionel Messi gab gestern zu Protokoll, es sei immer der Traum seiner Mutter gewesen, dass Maradona sein Trainer sei. Ob es auch Messis Traum war, blieb offen. Maradona hatte ihn vor gar nicht langer Zeit als Egoist beschimpft. "Die Mannschaft bestimme ich, und auf dem Rasen gilt mein Kommando", stellte Maradona klar. Heute, an seinem 48. Geburtstag, soll der "Goldjunge" offiziell zum Trainer erklärt werden.Julio Grondona, der mächtige Präsident des Nationalen Fußballverbandes AFA, meinte, schon seit 1979 habe er davon geträumt, dass Maradona einmal Nationaltrainer werde. Zweifel sind erlaubt. Fußball-Experten gingen eher davon aus, dass Grondona sich für Maradona entschied, um den widerspenstigen Carlos Bianchi außen vor zu halten. Maradona selbst, der Grondona früher als Mafia-Paten beschimpft hatte, sprach plötzlich nur noch vom lieben "Julio". "Wir sind auf der sicheren Seite, weil Julio die ganze Truppe leitet", sagte er erstaunten Reportern. Zweifel an seiner Befähigung zum Nationaltrainer sind da. "Diego setzt den Mythos Maradona aufs Spiel", kommentierte eine Zeitung.Als Manager soll ihm Ex-Nationaltrainer Carlos Bilardo zur Seite stehen. "Aber auf der Trainer-Bank sitzt nur Diego", wiegelte Bilardo Fragen nach möglichen Konflikten ab. Als Torwarttrainer wurde Sergio Goycochea genannt sowie José Luis Brown, Julio Olarticoechea und Sergio Batista als weitere Assistenten. Wie Maradona und Bilardo gehören sie alle zu dem Erfolgs-Team an, das 1986 den WM-Titel holte.Maradona war wegen Drogenmissbrauchs und extremen Übergewichts während der vergangenen Jahre mehrmals mit Herzbeschwerden auf Intensivstationen behandelt worden. In Kolumbien ließ er sich schließlich den Magen verkleinern und speckte auf Normalgewicht ab. Seit seinem letzten Krankenhausaufenthalt im vergangenen Jahr hat er keine neuen Skandale mehr verursacht. Maradona folgt Alfio Basile, der am 16. Oktober nach einem enttäuschenden 0:1 in der WM-Qualifikation gegen Chile seinen Hut genommen hatte. dpa "Auf dem Rasen gilt mein Kommando."Diego Maradona

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