Handball Die Zweitliga-Lichter in Saarlouis gehen aus

Saarlouis · Nach zwei Niederlagen an diesem Wochenende sind die Handballer praktisch abgestiegen. Der Rückstand beträgt jetzt zehn Punkte.

 Betrübt verließen die Saarlouiser Michael Schulz, Falk Kolodziej und Arthur Muller (von links) das Feld.

Betrübt verließen die Saarlouiser Michael Schulz, Falk Kolodziej und Arthur Muller (von links) das Feld.

Foto: Ruppenthal

Einen passenderen Song als „The final Countdown“ von Europe konnte es gestern Abend gar nicht geben, kurz bevor die Handballer der HG Saarlouis das Spielfeld betraten. Das Heimspiel gegen den HC Rhein Vikings war nämlich so etwas wie das erste inoffizielle Abschiedsspiel aus der 2. Bundesliga. Dass es mit 20:22 (11:9) verloren wurde, war fast nebensächlich.

Die letzte große Chance, noch einmal Boden auf die Nichtabstiegsplätze gutzumachen, verspielte das Tabellenschlusslicht bereits zwei Tage zuvor mit einer 26:30-Niederlage beim HC Elbflorenz in Dresden. Statt den Rückstand an einem Wochenende im besten Falle von sechs auf zwei Punkte zu reduzieren, ist er durch zwei Siege des EHV Aue sogar auf zehn Punkte angewachsen – bei nur noch sechs Spielen.

„Ich will nicht sagen, es sei utopisch. Theoretisch ist es noch möglich, aber praktisch wird es ganz schwer“, sagte HG-Trainer Philipp Kessler: „Wir werden trotzdem kämpfen bis zum Schluss.“ Da versprüht er noch mehr Hoffnung als sein Vereins-Chef. „Wir brauchen nicht mehr für die 2. Bundesliga zu planen“, sagte der HG-Vorsitzende Richard Jungmann: „Es ist offensichtlich, dass die Mannschaft derzeit nicht in der Lage ist, die komplette Spieldauer auf Zweitliga-Niveau zu bestreiten. Trotzdem wollen wir die Runde ordentlich zu Ende spielen.“ Parallel dazu laufen die Gespräche mit Spielern des aktuellen Kaders und potenziellen Neuzugängen für die kommende Drittliga-Saison. „Es ist klar, dass der Etat deutlich kleiner ausfallen wird. Wie viel, werden die Verhandlungen zeigen“, sagte Jungmann.

Vor der für HG-Verhältnisse spärlichen Kulisse von angeblich 925 Zuschauern gingen die Hausherren gestern nach einer ausgeglichenen und von beiden Abwehrreihen geprägten Anfangsphase mit einer 11:9-Führung in die Pause. Direkt nach Wiederanpfiff erhöhte der Saarlouiser Lars Weissgerber per Siebenmeter auf 12:9 – doch in der Folge legten die Gäste aus Düsseldorf einen 4:1-Lauf auf die Platte und gingen wenig später mit 16:15 in Führung (42. Minute). Nach einem 15-minütigen Schlagabtausch setzte sich der HC ab (22:19, 58.) und entschied die Partie letztlich für sich.

„Wir haben uns von Düsseldorf richtig schön einlullen lassen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass die in der zweiten Halbzeit noch einmal Tempo rausgenommen haben“, sagte HG-Kapitän Martin Murawski: „In der heißen Phase machen wir dann unsere typischen Fehler. Wir haben es verpasst, nach der Pause vorneweg zu gehen.“

So war es fast immer im gesamten Saisonverlauf. Die Chance auf Punkte verstrich zu oft ungenutzt. „Das haben wir nur uns selbst zuzuschreiben. Kessi hat uns auf beide Spiele hervorragend eingestellt“, erklärte Murawski und ergänzte selbstkritisch: „Am Freitag kam dazu, dass ich nicht gut war. Heute hatte der eine oder andere Spieler einen schlechten Tag. Dabei wissen wir, dass wir nur bestehen können, wenn wir alle alles abrufen.“

Dazu hätte am Freitagabend in Dresden gehört, sich im ersten Durchgang deutlich abzusetzen. Nach vergebenen Siebenmetern von Lars Weissgerber und Julius Andersson kam die HG Saarlouis über ein 3:1 in der Anfangsphase nicht hinaus. „Wir hatten früh die Chance wegzuziehen. Aber wir haben sie nicht genutzt“, stellte Trainer Kessler angesichts zahlreicher Fehlwürfe trotz starker Abwehrarbeit fest: „Wenn du den Gegner bei allen seinen Angriffen ins Zeitspiel bringst, musst du führen.“

Beim Stand von 13:18 (39.) platzte Kessler der Kragen, er nahm eine Auszeit. Zuvor sorgten nicht eingehaltene Absprachen für schnelle Gegenstöße und fünf Tore Rückstand. „Ich habe die Jungs zusammengestaucht und sie daran erinnert, was der Plan war, an den sie sich nicht gehalten hatten“, ärgerte sich der Trainer. Die Ansprache zeigte Wirkung, sein Team kämpfte sich zurück und hatte in der Schlussphase Pech – auch mit Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns. „Das hatten die Schiris danach sogar zugegeben, aber im Spiel lässt dich das resignieren“, erklärte Kessler. Am Ende siegte der HC Elbflorenz mit 30:26 und leitete so den „Final Countdown“ der HG in der 2. Liga ein.

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