Die Zukunft des Fechtens

Klarenthal · Marius Braun aus Klarenthal ist Europameister mit der Florett-Mannschaft – obwohl das den Deutschen kaum jemand zugetraut hatte. Die EM in Zagreb war ein Blick in die Zukunft des deutschen Fechtens.

Am Ende durfte es Peter Joppich nach Hause bringen. Joppich, der hochdekorierte Welt- und Europameister, mit 30 Jahren Ältester in einer jungen deutschen Mannschaft. Und natürlich waren es nach dem 45:34 im Finale der Europameisterschaft in Zagreb gegen Polen wieder die Bilder des jubelnden Joppich, die um die Welt gingen.

Doch es wird dieser Mannschaft nicht gerecht, sie im überlebensgroßen Schatten des Koblenzers stehen zu lassen. Auch wenn Marius Braun, der gebürtige Saarländer, der mittlerweile in Bonn ficht, Joppichs Führungsrolle immer wieder betont: "Er ist unser Chef. Alleine schon wegen seiner Erfahrung." Und weil er der einzige war, der auch im Einzel überzeugte. Joppich holte Gold, Braun kam auf Platz 26. Doch Braun, Sebastian Bachmann und Johann Gustinelli hatten nach Joppichs 1:5-Niederlage im ersten Gefecht des Finals gegen Polen den Sieg der Mannschaft überhaupt erst ermöglicht. Und das, obwohl zuvor noch alle von einem Übergangsjahr, einer Findungsphase gesprochen hatten. Aus der Findungsphase sind nun plötzlich Ansprüche bei der WM im August in Budapest erwachsen.

Für Braun, der die Mannschaft im Finale gegen Polen beim 25:24 erstmals in Führung gebracht hatte, war es erst seine zweite EM. Angefangen mit dem Fechten hat der mittlerweile 23-Jährige beim FSV Klarenthal. Und schon früh war er ehrgeizig genug, mehr aus seinem Talent zu machen.

2008 folgte dann der Wechsel nach Bonn auf das Fecht-Internat. Keine leichte Entscheidung, aber die einzige Wahl für einen, der ausziehen will, um im Fechten etwas zu erreichen. "Es war ein harter, aber richtiger Schritt", sagt Braun heute.

So wohl er sich im Saarland fühlte, so notwendig war der Wechsel an den Olympiastützpunkt. "Wobei ich da auch ein bisschen Glück hatte, mit Uli Schreck zu arbeiten." Schreck, der Bundestrainer Florett, nahm sich seiner an. Nach der Internatszeit folgte eine Lehre, seit Anfang Juni ist er Sportsoldat in Köln-Longerich - der nächste, logische Schritt. "Das ermöglicht es mir, quasi unter Profi-Bedingungen zu trainieren."

Im Saarland ist er zwischen Training, Weltcups und Wachdienst in der Kaserne nur noch selten - spätestens, seit sein jüngerer Bruder Fabian ebenfalls in Bonn trainiert. "Eigentlich nur noch an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten. Meine Eltern kommen aber immer wieder hierher." Ganz abgerissen ist die Verbindung ins Saarland aber doch nicht. Eine der ersten Glückwunsch-SMS kam von Birgit Uder, Vize-Präsidentin des Fechterbundes Saar und seine ehemalige Trainerin. Damals 2003, als Gold noch ein ferner Traum war. Und Peter Joppich gerade zum ersten Mal Weltmeister geworden war.

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