Champions League Die Zahl der Fürsprecher wächst rasant

München · Bayern Münchens Torhüter Sven Ulreich könnte noch auf den WM-Zug aufspringen. Gegen Real Madrid ist er heute Abend gesetzt.

Wenn bei Sven Ulreich in nächster Zeit ein „unbekannter Teilnehmer“ anruft, sollte der Torhüter von Bayern München besser rangehen. Zwar gilt der Ersatzmann von Weltmeister Manuel Neuer nur als Außenseiter auf eine WM-Nominierung, doch nach seiner Gala-Vorstellung vergangene Woche beim 6:2 im DFB-Pokalhalbfinale bei Bayer Leverkusen und der erneut starken Leistung am Samstag in der Liga beim 3:0 in Hannover werden die Stimmen seiner Fürsprecher immer lauter – und finden womöglich doch noch Gehör bei Bundestrainer Joachim Löw.

„Natürlich ist er ein logischer Kandidat“, sagt Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic und setzt fast schon ekstatisch hinzu: „Es ist unglaublich, sensationell, wie er auftritt. Er ist eine Säule in der Mannschaft.“ Teamkollege Thomas Müller, einer der einflussreichsten Nationalspieler, nennt „Ulle“ eine „exzellente Option“ für das DFB-Team und fügt an: „Es ist klar, dass das nach solchen Spielen hochköchelt. Er hat sich das verdient, denn er bringt viele Attribute mit.“

Für seinen Trainer Jupp Heynckes ist Ulreich sogar die Sensation der Saison und inzwischen der „zweitbeste deutsche Torhüter der Bundesliga hinter Neuer“. „Als ich im Oktober kam, hatte er keine Anerkennung und kein Selbstvertrauen“, sagt der Meistertrainer: „Er hat mit unserem Torwarttrainer Toni Tapalovic hart trainiert, wir haben intensive Gespräche geführt. Und er hat irgendwann gemerkt, was für ein riesiges Potenzial er hat.“

Der Vielgelobte selbst beschränkt sich lieber auf das, was er auch ziemlich gut kann: den Ball flach halten. Er wisse nicht, ob der Bundestrainer überhaupt seine Nummer hat, sagt der 29-Jährige mit einem Lachen, aber: „Die WM ist für jeden Sportler das Größte, was es gibt.“

Bundestorwarttrainer Andreas Köpke hatte Ulreichs Leistungen als Vertreter des – bei Gesundheit – unantastbaren Neuer zuletzt zwar immer wieder gewürdigt. Doch selbst wenn der Nationalmannschafts-Kapitän bei der WM (14. Juni bis 15. Juli) passen muss, stehen eigentlich Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Paris Saint-Germain) und Bernd Leno (Bayer Leverkusen) in der Rangordnung vor ihm.

Deswegen, beteuert Ulreich, würde es ihn nicht ins Unglück stürzen, „wenn es nicht klappt“. Er kenne ja auch seine Rolle im Verein und werde sich wieder als Nummer zwei einreihen, „wenn Manu zurückkommt“. Wann das sein wird, ist allerdings offen. Neuer trainiert nach seinem Fußbruch zwar wieder intensiv und beschwerdefrei, doch ein Risiko will angesichts seiner Verletzungshistorie niemand eingehen. Nur: Viele Chancen, zu Spielpraxis zu kommen, gibt es nicht mehr.

Bis zum Saisonende hat der FC Bayern im günstigsten Fall sieben Spiele vor sich: drei in der Liga, das Pokalfinale am 19. Mai gegen Eintracht Frankfurt sowie in der Champions League die Halbfinal-Aufgaben gegen Titelverteidiger Real Madrid (heute und am 1. Mai) – und im Falle des Weiterkommens das Finale am 26. Mai in Kiew.

Für Ulreich sind es besonders die Kracherspiele wie das Hinspiel gegen Real heute in München (20.45 Uhr/ZDF), „für die man als Fußballer lebt“. Und mit jedem guten Spiel steigt die Chance, dass Löw sich vielleicht doch seine Nummer besorgt. Zumal Ulreich vorerst gesetzt ist – und damit in den größten und wichtigsten Spielen auf allerhöchstem Niveau zwischen den Pfosten stehen wird – was ter Stegen, Leno und der Saarländer Trapp in diesen Wochen nicht vorweisen können.

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