Ringen Die Wirren um zwei Ligen nehmen kein Ende

München · Jüngst gingen gleich zwei Ringer-Meisterschaften zu Ende. Die Bundesliga und die Deutsche Ringerliga kürten ihre Champions.

 Die Ringer des SV Wacker Burghausen feiern nach dem Final-Rückkampf gegen den KSV Köllerbach den Gewinn der deutsche Meisterschaft. Als deutscher Meister bezeichnet sich allerdings auch der SV Germania Weingarten, der in der DRL triumphierte.

Die Ringer des SV Wacker Burghausen feiern nach dem Final-Rückkampf gegen den KSV Köllerbach den Gewinn der deutsche Meisterschaft. Als deutscher Meister bezeichnet sich allerdings auch der SV Germania Weingarten, der in der DRL triumphierte.

Foto: Andreas Schlichter

Zum Auftakt ins Olympia-Jahr 2020 ließen sich zuletzt gleich zwei Ringer-Teams als deutsche Meister feiern. Dass der Mattensport durch konkurrierende Ligen gespalten ist, sorgt aber weiterhin für wenig Freude in der Szene. „Es hätte niemals so weit kommen dürfen“, sagt der dreimalige Weltmeister Frank Stäbler und resümiert nach drei aufreibenden Jahren deutlich: „Da hat sich keine Seite und schon gar nicht der Sport Ringen mit Ruhm bekleckert.“

Zur Erinnerung: 2017 waren fünf Topteams aus der Bundesliga ausgetreten und hatten die Deutsche Ringerliga (DRL) gegründet. Diese hatte zuletzt organisatorische und finanzielle Probleme – viele Sportler hoffen daher auf eine Wiederannäherung an den Deutschen Ringer-Bund (DRB) und dessen Bundesliga. „Da passen die Grundverständnisse überhaupt nicht zusammen“, entgegnet aber Verbandspräsident Manfred Werner.

Die Bundesliga sieht sich als ehrenamtliche Sportveranstaltung, die DRL will mit Mannschaften wie dem VfK Schifferstadt Geld verdienen. Aber just mit dem Traditionsclub gab es „große, unerwartete Schwierigkeiten“, wie DRL-Geschäftsführer Markus Scheu einräumt: „Damit war schwierig umzugehen.“

Die Ringerliga war mit sechs Teams und einem höchst eigenwilligen Wettkampf-Format in die Saison gegangen. Dann ging Titelverteidiger Schifferstadt früh das Geld aus, die Saison des VfK war schon in der ersten Phase vorbei. Stattdessen musste der überraschte KAV Eisleben Mansfelder Land einige nicht eingeplante Extra-Partien auskämpfen, konnte sich deshalb dann aber einen Auftritt im Halbfinale nicht mehr leisten. Am Ende holte der SV Germania Weingarten erstmals den Titel in der DRL.

Die Liga macht den DRB verantwortlich für die Probleme. „Das hängt natürlich mit der Drucksituation zusammen, der wir nach wie vor ausgesetzt sind“, sagt Liga-Manager Scheu. Als sich die fünf Teams abspalteten, drohte der Verband, jene Sportler für internationale Wettkämpfe wie WM oder Olympia zu sperren, die bei den Abtrünnigen kämpften. Deutsche Top-Athleten wie Stäbler konnten das nicht riskieren. 2019 entschied das Landgericht Nürnberg-Fürth, dass kein Athlet wegen so einer Situation gesperrt werden darf. Die DRL fühlt sich bestätigt, auch wenn die Berufung des DRB noch offen ist.

Verbandspräsident Werner hatte am Wochenende bei der Meisterfeier von Wacker Burghausen in der Bundesliga gesagt, dass das Ringen in Deutschland „lebt und gedeiht“. Eine gemeinsame Strategie von DRB und DRL ist aber nicht in Sicht. Der Verband meint, dass nur unter seinem Dach Ringer wie Stäbler so betreut werden, um international Medaillen zu holen. Das sei schließlich die wichtigste Währung. Glücklich mit dem Status Quo ist auch der DRB nicht. „Uns allen schadet das in der öffentlichen Wahrnehmung“, sagt Sportdirektor Jannis Zamanduridis, ehemaliger Topathlet des KSV Köllerbach, der sich in beiden Finalkämpfen dem SV Wacker hatte geschlagen geben müssen.

Die DRL muss sich nun also etwas einfallen lassen. Scheu kündigt an, neue Mannschaften anwerben und den Teams so viel Bürokratie und Verwaltung abnehmen zu wollen wie nur möglich; gerade Themen wie die Flugbuchung für ausländische Top-Ringer stellen kleine Clubs vor große Probleme. „Wir wollen Kosten reduzieren und die Vereine unterstützen“, sagt DRL-Manager Scheu. Ein neues Konzept soll bald an die Teams gehen.

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