Vorstand des Saarländischen Fußball-Verbandes tagt Die Winterpause ist schon eingeläutet

Saarbrücken · Saarländischer Fußballverband diskutiert an diesem Mittwoch über Änderungen im Modus für die verbleibenden Saisonspiele.

 Sonnenuntergang, ein Tor – idyllischer könnte das Bild nicht sein, aber Fußball darf im Saarland weiterhin nicht gespielt werden. Wann es wieder losgeht, ist völlig offen.

Sonnenuntergang, ein Tor – idyllischer könnte das Bild nicht sein, aber Fußball darf im Saarland weiterhin nicht gespielt werden. Wann es wieder losgeht, ist völlig offen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

„Hoping the best but expecting the worst“, sang die Band Alphaville einst in ihrem Hit „Forever young“. Frei übersetzt heißt dies: „Das Beste hoffen, aber das Schlimmste erwarten.“ Genau so geht es derzeit den Amateurfußballern und Verantwortlichen im Saarländischen Fußball-Verband (SFV). Alle hoffen, dass nach dem Sportverbot im November der Ball wieder (möglichst ohne Einschränkungen) rollen kann. Aber viele befürchten, dass dies nicht der Fall sein wird.

Dass im Dezember noch mal gespielt wird, gilt aufgrund der geltenden Rechtsverordnungen und den jüngsten Äußerungen der Politiker nach dem Bund-Länder-Treffen am Montag als unwahrscheinlich. „Ich will meinen Vorstandskollegen nicht vorgreifen, aber aus meiner Sicht ist die Winterpause eingeläutet“, sagt der neue Verbandsspielausschussvorsitzende Josef Kreis vor der Vorstandssitzung des SFV an diesem Mittwoch, auf der über genau dieses Thema diskutiert wird.

Mittlerweile bezweifeln viele Kicker sogar, dass der Kampf um Punkte Ende Februar 2021 normal weitergehen kann. Zu diesem Zeitpunkt soll normalerweise die Rückrunde beginnen. So muss der SFV in einem ungewohnten Spannungsfeld nach Lösungen für die Fortsetzung der Saison suchen. Dabei müssen die Verantwortlichen vom Besten ausgehen (spätestens im Frühjahr kann wieder gespielt werden), aber das Schlimmste erwarten (dann kann noch nicht gespielt werden). Mehrere Lösungen sollen erarbeitet werden – und danach den Clubs vorgestellt und mit diesen diskutiert werden. „Bis Ende des Jahres wollen wir entscheiden, damit die Vereine Planungssicherheit haben“, erklärt Kreis: „Wir müssen verschiedene Modelle in der Schublade haben, weil wir nicht wissen, wann wir wieder anfangen können.“

Bei einem frühen „Starttermin“ wäre es noch möglich, die aktuelle Saison mit englischen Wochen und einem vergrößerten Zeitfenster zu Ende zu spielen. Alternativen im Falle eines späteren „Restarts“: Nur die Hinrunde wird zu Ende gespielt, oder die Ligen werden nach der Vorrunde in Auf- und Abstiegsrunden geteilt. In diesen Runden würde jeder Club einmal gegen jeden Gegner spielen. In einer Liga mit 16 Teams käme man dann auf insgesamt 22 statt 30 Saisonspiele.

In besagtem Lied von Alphaville hieß es mit Blick auf den damals herrschenden kalten Krieg und die Gefahr von Atombomben – „are you gonna drop the bomb or not“ (wirfst du die Bombe oder nicht). Die Entscheidung, wie der Spielbetrieb im Amateurfußball künftig aussehen wird, ist natürlich nicht mit dem Wurf eines atomaren Sprengkörpers zu vergleichen – aber sie könnte, unabhängig davon wie sie ausfällt, „Kollateralschäden“ hinterlassen.

Presst man zu viele Partien in ein enges Zeitfenster, könnte die Gesundheit der Akteure gefährdet sein. „Die Verletzungsgefahr würde enorm steigen“, ist Sebastian Saia, Trainer des Saarlandligisten FV Schwalbach, sicher. Sein Verein hat noch 23 Ligaspiele plus mindestens ein Pokalspiel zu bestreiten. Neben der Verletzungsgefahr dürfe nicht vergessen werden, dass Amateur-Spieler berufstätig sind, studieren oder die Schulbank drücken.

Reduziert man die Anzahl der Partien, haben die Vereine weniger Heimspiele und weniger Einnahmen. Da für viele Clubs Veranstaltungen wie Hallenturniere oder Sportfeste weggefallen sind, wäre dies ein weiterer wirtschaftlicher Schlag. Die Clubs fürchten zudem Partien vor reduzierter Zuschauerzahl oder sogar Geisterspiele. „Wir brauchen Zuschauereinnahmen, um wirtschaftlich überleben zu können“, sagt beispielsweise Helmut Berg, der Präsident des Oberligisten FC Hertha Wiesbach. Das sieht auch der SFV so. „Geisterspiele sind für mich unvorstellbar“, erklärt SFV-Funktionär Kreis.

Für den Spielbetrieb in der Oberliga ist allerdings nicht der SFV, sondern der Fußball-Regionalverband Südwest zuständig. Dieser muss sich ebenfalls mit Szenarien für den weiteren Spielbetrieb beschäftigen – immer in Abstimmung mit den angeschlossenen Landesverbänden Saarland, Südwest und Rheinland.

Der Regionalverband ist dabei schon einen Schritt weiter als der SFV. Im Vorfeld der aktuellen Runde hat der Regionalverband in seiner Spielordnung festgelegt, dass er die Runde coronabedingt verkürzen kann. In diesem Szenario würden in der Oberliga – mit Wiesbach, Röchling Völklingen, Diefflen, Eppelborn, Jägersburg und der SV Elversberg II – nur die Partien der beiden Staffeln Nord und Süd zu Ende gespielt werden. Das würde 22 Spieltage bedeuten – von denen neun bisher über die Bühne gegangen sind.

Josef Kreis ist der neue Vorsitzende des Spielausschusses des SFV.

Josef Kreis ist der neue Vorsitzende des Spielausschusses des SFV.

Foto: Erich Brücker
 Helmut Berg ist der Präsident des Oberligisten FC Wiesbach.

Helmut Berg ist der Präsident des Oberligisten FC Wiesbach.

Foto: Andreas Schlichter

Ob der Regionalverband von dieser Möglichkeit Gebrauch macht oder nicht, ist noch nicht entschieden. Für seine übrigen Spielklassen – die Jugend-Regionalligen und die Frauen-Regionalliga Südwest – dürfte die Verkürzung der Spielzeit auf die Vorrunde die wahrscheinlichste Variante sein.

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