Ringen Die vielen Derbys sind der einzige Lichtblick

Heusweiler · Die neue Ringer-Bundesliga startet – mit vier Saar-Vereinen. Drei wollten gar nicht rein, und Köllerbach ist zunächst kaum gefordert.

 Auf echte Top-Kämpfe wie hier gegen Nendingen müssen Heiki Nabi (links) und der KSV Köllerbach wohl bis zu den Playoffs warten.

Auf echte Top-Kämpfe wie hier gegen Nendingen müssen Heiki Nabi (links) und der KSV Köllerbach wohl bis zu den Playoffs warten.

Foto: rup

Ab morgen wird es wieder zu hören sein, das „Blau passiv“. Dann startet mit dem Saarderby zwischen dem AC Heusweiler und dem ASV Hüttigweiler (19.30 Uhr/Halle der Realschule Schillerstraße) die neue Saison der Ringer-Bundesliga. „Blau passiv“ ist der Kult-Ruf der Ringer-Fans, die damit zum Ausdruck bringen wollen, dass der Athlet der Gastmannschaft in bestrafungswürdiger Weise nichts zum Kampfgeschehen beiträgt. Richtig aktiv dagegen sind die Ringkampfvereine aus dem Saarland. Neben Heusweiler und Hüttigweiler gehören der KSV Köllerbach und der KV Riegelsberg der höchsten Klasse an.

Doch das sorgt bei den Clubs nicht nur für Freude. Während Köllerbach seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Elite-Liga ist, mussten die bisherigen Zweitligisten förmlich einen Zwangsaufstieg hinnehmen. „Wir hatten keine andere Wahl“, sagt Cakan Cakmak, Trainer des AC Heusweiler, über die Neustrukturierung der Bundesliga durch den Deutschen Ringerbund (DRB). Von dem Dachverband hatten sich zuvor die finanziell stark aufgestellten Clubs Weingarten, Ispringen und Nendingen, Schifferstadt und Mansfelder Land losgesagt, um eine eigene Profiliga – die Deutsche Ringer Liga (DRL) – ins Leben zu rufen. Sie fallen also weg, ausreichend Ertstligisten waren nicht mehr da. Und so wurden die verbliebenen Zweitligisten zu Bundesligisten gemacht. „Diese Topteams wie Weingarten gehören einfach in die Bundesliga. Wenn sie zurückkämen, könnten auch wir wieder in einer 2. Liga mitringen. Dort gehören wir hin“, sagt der Riegelsberger Trainer Edgar Paulus.

Nach monatelangem Stillschweigen wollen DRB und DRL Medienberichten zufolge nun zumindest wieder miteinander sprechen. DRB-Vize-Präsident Daniel Wozniak öffnet die Tür zumindest einen Spalt weit: „Der Verband stand und steht einer eigenständigen Liga unter seinem Dach grundsätzlich offen gegenüber. Wir sind es aber unseren Mitgliedsvereinen schuldig, nur dann eine solche Liga zu genehmigen, wenn hierdurch tragfähige Strukturen geschaffen werden.“

Dabei ist das finanzielle Ungleichgewicht nur eines der Themen, die kontrovers diskutiert werden. „Viele Vereine bedienen sich lieber ausländischer und fertig ausgebildeter Spitzenringer als den eigenen Nachwuchs zu fördern und an die nationale oder internationale Spitze heranzuführen“, sagt Christoph Gall, Trainer des ASV Hüttigweiler: „Diese Entwicklung hat zu einem Wettrüsten der Vereine geführt, dem wir uns nicht anschließen wollen und können.“ Dass es in der neuen Bundesliga eine Etat-Obergrenze von 150 000 Euro gibt, ist allerdings schwer überprüfbar und ändert an der Schieflage wenig. Während sich Köllerbach, Mainz, Adelhausen oder Burghausen eher am oberen Rand bewegen, kommen Heusweiler oder Riegelsberg mit einem Drittel der Summe aus – und das, obwohl zwei neu eingeführte Gewichtsklassen eigentlich mehr Personal erfordern.

Ohne Neuzugänge geht es aber auch bei den „Kleinen“ nicht. In Heusweiler freut man sich morgen auf die Rückkehr des erst 19-jährigen bulgarischen Publikumslieblings Stoyan Kubatov. Der kämpfte schon vor zwei Jahren im Saarland und kommt nun als Meister seines Landes (bis 66 Kilo griechisch-römisch) zurück. Interessante Personalien sind auch Ahmadi Babajan (der Afghane wurde 2015 Siebter der Asienmeisterschaften, musste dann aber aus seiner Heimat fliehen und soll nun in der Klasse bis 80 Kilo Freistil ringen) und der 33-jährige Grieche Micheil Tsokovani (der Zweite der Weltmeisterschaft im Beachringen 2016 soll in den Klassen 98 und 130 Kilo Freistil ringen). In Heusweiler träumt man vom Achtelfinale, dafür müsste der Verein Fünfter oder Sechster der Westgruppe werden – in einer Siebener-Staffel.

Auftaktgegner Hüttigweiler hat unter anderem zwei erfahrene Athleten aus Moldawien geholt. Greco-Spezialist Mihai Bradu, immerhin Fünfter der Europameisterschaften 2017, und Freistilringer Alexandr Burca (zuvor Nendingen) sind jeweils für die Klasse bis 80 Kilo eingeplant. Auch für den ASV sollte das Erreichen der K.o.-Runde möglich sein – auch wenn Witten, Aachen-Walheim und Köllerbach die Favoriten, nicht nur in der Vorrunde sind. Letztgenannte treffen am morgigen Samstag zum Saisonauftakt in Aachen aufeinander.

„Unser Ziel ist das Halbfinale“, sagt der Köllerbacher Mannschaftsverantwortliche Thomas Geid fast schon untertreibend. Die Vorrunde dürfte für den KSV sportlich kaum spannend oder fordernd sein. Zumal Köllerbach sich ordentlich verstärkt hat. Der Ungar Viktor Loerincz ist Europameister in der Klasse bis 86 Kilo griechisch-römisch, der Russe Berkhan Mankiev (vom KSV Aalen, 61-Kilo-Klasse griechisch-römisch) wurde 2011 Dritter bei der WM. Den rumänischen Freistilringer (71 Kilo) Mihail Sava konnte man vom KSV Ispringen loseisen.

Einer schweren Aufgabe stellt sich der KV Riegelsberg zum Auftakt in Merken. „Das ist eigentlich ein Gegner auf Augenhöhe“, sagt Trainer Paulus: „Aber da bei uns der Einsatz von ein, zwei Athleten noch wackelt, werden wir sicher an die Leistungsgrenze gehen müssen.“ In der vergangenen Zweitliga-Saison waren die Riegelsberger bester Saarverein. Der bekannteste Neuzugang kommt aus Köllerbach und heißt Daniel Decker. Der Freistil-Spezialist war zwar bereits deutscher Meister, zuletzt machte er aber mit seinem Auftritt in der RTL-Sendung „Ninja Warrior“ von sich reden. „Wir setzen auf unsere Jugendarbeit und junge Athleten“, sagt Trainer Paulus: „Die Jungs sind in ihrer Altersklasse bundesweit spitze, aber gegen die internationale Klasse der Bundesliga wird es schwer.“ Für die Fans im Land wird es dagegen einfach. Eigentlich an jedem Wochenende lockt ein Saarderby.

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