"Die Vereine sind das eigentliche Herz"
Herr Roth, Sie spielen selbst seit über 40 Jahren Handball beim TV Merchweiler. Was war denn Ihr größter sportlicher Erfolg?Eugen Roth: Das ist lange her. Also persönlich war dies die Teilnahme an "Jugend trainiert für Olympia". Dort wurde ich mit dem Illtal-Gymnasium Illingen 1977 in der Wettkampfklasse I, bei den Ältesten, Zweiter der gesamten Bundesrepublik
Herr Roth, Sie spielen selbst seit über 40 Jahren Handball beim TV Merchweiler. Was war denn Ihr größter sportlicher Erfolg?Eugen Roth: Das ist lange her. Also persönlich war dies die Teilnahme an "Jugend trainiert für Olympia". Dort wurde ich mit dem Illtal-Gymnasium Illingen 1977 in der Wettkampfklasse I, bei den Ältesten, Zweiter der gesamten Bundesrepublik. Sowas vergisst man natürlich nicht.
Welche Ziele wollen Sie mit dem Verband erreichen, wenn Sie am 14. Juni zum Präsidenten gewählt werden, was sehr wahrscheinlich ist?
Roth: Zunächst einmal muss man die Handballwelt auch im Saarland jetzt nicht neu erfinden. Der Handballverband Saar ist relativ gut positioniert. Wir fangen da nicht bei null an. Das ist recht gut, insbesondere auch was die Außendarstellung betrifft. Wir werden umgekehrt einen Schwerpunkt darauf legen müssen - was jetzt nicht als Stillstand verstanden werden soll - Erreichtes zu halten. Es werden aufgrund der Demografie immer weniger junge Menschen da sein, und diese werden sich auf die bekannten Sportarten verteilen. Da werden wir sehen müssen, dass wir mit dem Handball ein ordentliches Stück vom Kuchen behalten, insbesondere bei Frauen. Das wird kein Selbstläufer. Das geht auch nur, wenn wir die Ausbildungsqualität, die wir im Moment haben, mit starken Trainerinnen und Trainern bis hin zu den Betreuern halten. Und da kann der Verband in seiner Rolle eigentlich nur eine Servicefunktion in Richtung zu den Vereinen anbieten. Die Vereine machen ja die Arbeit, sie sind das eigentliche Herz.
Die Herren der HG Saarlouis haben kürzlich die Qualifikation für die neue eingleisige 2. Bundesliga geschafft. Wie sehen Sie die Perspektive von Saarlouis? Wird sich der Verein dauerhaft in der 2. Handball-Bundesliga etablieren können?
Roth: Ich sehe diese Perspektive schon. Die Mannschaft hat am Ende eine tolle Leistung gezeigt. Wenn man das gesehen hat, hat man sogar gedacht, die können noch weiter oben mitspielen. Aber zunächst geht es natürlich darum, die Liga dort zu halten. Saarlouis ist eine Handball-Hochburg, traditionell über Jahrzehnte. Mein Appell geht natürlich an die Saarwirtschaft, an alle, die das finanzielle Potenzial haben, die HG Saarlouis massiv zu unterstützen, weil es im Spitzensport eben nun mal nicht ohne finanzielle Unterstützung geht.
Hinter dem Top-Verein Saarlouis ist derzeit ein Loch zu erkennen, da bei den Männern kein Verein in der 3. Liga spielt, bei den Frauen nur der TuS Neunkirchen. Dahinter kommt nicht mehr viel. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Roth: Da muss ich Ihnen widersprechen. Die DJK Marpingen ist immer noch recht gut dabei. Bis kurz vor Saisonende hat sie um den Wiederaufstieg in die 3. Liga gespielt, diesen jedoch knapp verpasst. Ich glaube insgesamt, dass der Handballsport bei den Frauen noch sehr viel Reservoir haben könnte. Von der Technik her ist das Spiel der Frauen auch schöner anzuschauen als bei den Männern, wo es mehr um Kraft und Athletik geht.
Wie bewerten Sie die Jugendarbeit im Verband?
Roth: Die ist eigentlich sehr gut. Wir müssen aber weiterhin eine klasse Trainerausbildung anbieten. Heutzutage fragen sich die Eltern und Kinder, ob dieser Sport generell interessant ist, also auch die Qualität der Betreuung im umfassenden Sinne, inhaltlich das Training und das "Drumherum". Die Eltern müssen wissen: Wenn mein Kind dort hinkommt, wird es optimal betreut. Der Verband muss hier die entsprechende Serviceleistung bringen. Ich sehe also den Verband als rahmende und dienende Stellung für die Vereine. Vor kurzem hat sich auf einem Verbandsjugendtag ein Verein beschwert, dass er im Moment nicht so einen Trainer hätte, wie er gefordert wird. Ich kann nur appellieren: machen. Es gibt sehr viele gute Leute, die diesen Sport selbst toll betrieben haben. Aber wenn man dann eine Trainerausbildung macht, um das Wissen an junge Menschen weiterzugeben, lernt man immer noch dazu.
Christian Schwarzer ist als Jugendkoordinator beim HVS sehr aktiv. Wie lange soll er für den Verband noch weiterarbeiten?
Roth: Solange er will und kann. Von Seiten des Handballverbandes ist das mit das Beste, was uns passieren konnte. Wenn Christian Schwarzer einen Raum betritt, schauen alle zu dieser Ausnahmepersönlichkeit auf, vor allem die jungen Handballer. Das ist ein Geschenk, das uns der TV Niederwürzbach noch Jahrzehnte später hier im Saarland gelassen hat, sonst wäre er ja nicht hier.
Besonders in dieser Saison sind viele Spiele ausgefallen, sogar in den höchsten Ligen, da es im Verband nicht genug Schiedsrichter gibt.
Roth: Das ist ein großes Problem . . .
Wie wollen Sie dieses Problem in der Zukunft lösen?
Roth: Die Position des Schiedsrichters muss attraktiver werden. Ich stelle im Moment oftmals schon bei Jugendspielen fest, dass die Leute, wenn es für ihre Mannschaft nicht entsprechend verläuft, über die Schiedsrichter mit völlig niveauloser Kritik herfallen. Und das muss sich ändern. Natürlich macht auch der Unparteiische Fehler, doch bis dahin haben die Sportler schon fünf gemacht. Da muss die Kultur der Kritik besser werden, auch wenn Handball ein emotionales Spiel ist. Irgendwann muss man ja auch mal gemerkt haben: ohne Schiedsrichter auch kein Spiel. Es gibt Eltern, die oftmals überhaupt keine Ahnung vom Handball haben und dann über die jungen Schiedsrichter herfallen. Da darf man sich nicht wundern, wenn die morgen nicht mehr pfeifen.
Wo liegt denn eigentlich Ihre Motivation in der Übernahme dieses Amtes, außer der Arbeit?
Roth: Ich bin durch Handball völlig sozialisiert worden. Ich habe den Sport von Kind an betreiben können, zwar auf mittlerem Niveau, denn meine höchste Spielklasse war die Bezirksklasse. Dazu stehe ich. Aber ich habe im Ehrenamt viel gearbeitet und organisiert, jahrelang auch als Jugendwart, habe vom Rostwurstverkäufer zum Jugend- und Frauentrainer alles gemacht. Meine Frau hat Handball gespielt, mein Sohn spielt noch. Dann ist der amtierende Präsident Jürgen Fried auf mich zugekommen und hat mit mir diskutiert, dass ich das machen soll.
Und was erwarten Sie sich persönlich? In anderen Vereinen und Verbänden gibt es immer wieder Politiker, die sich dadurch eine Erhöhung ihres Bekanntheitsgrades erhoffen.
Roth: Ich glaube, das hätte ich im Saarland nicht gebraucht. Da bin ich jetzt etwas selbstbewusst. Da bin ich ziemlich bekannt. Ich will meinem Sport ein Stück weit dienen. Er hat mir viel gegeben, und ich will auch etwas zurückgeben.
Hintergrund
Der ordentliche Verbandstag des Handball-Verband Saar findet am Dienstag, 14. Juni, um 19 Uhr im Bürgerhaus in Neunkirchen statt. Bei den turnusgemäß anstehenden Neuwahlen des Präsidiums gilt Eugen Roth als designierter Nachfolger des langjährigen Verbands-Präsidenten Jürgen Fried, der von 1999 bis 2008 und nach dem plötzlichen Tod seines Nachfolgers Bernhard Gill erneut von 2009 bis zuletzt im Amt war. Fried ist laut Verband froh, dass sich mit dem DGB-Landesvorsitzenden Eugen Roth "eine profilierte Persönlichkeit, aber auch ein ausgewiesener Handball-Experte, der tief im Saar-Handball verwurzelt ist", bereit erklärt hat, seine Nachfolge anzutreten. red