Turnen Die Turner müssen sich neu sortieren

MontrÉal · Mit dem Olympia-Helden Andreas Toba, aber ohne Fabian Hambüchen geht es zur Weltmeisterschaft nach Montréal.

 Olympia-Held Andreas Toba ist zurück auf der internationalen Bühne – und freut sich riesig auf seinen WM-Einsatz.

Olympia-Held Andreas Toba ist zurück auf der internationalen Bühne – und freut sich riesig auf seinen WM-Einsatz.

Foto: dpa/Deniz Calagan

Der „Hero de Janeiro“ ist dabei, doch der Olympiasieger fehlt: Mit Andreas Toba, aber ohne Fabian Hambüchen müssen sich die deutschen Kunstturner bei den an diesem Montag in Montréal beginnenden Weltmeisterschaften neu sortieren. „Wir sind im Plan, die Möglichkeiten sind gegeben. Aber es wird nicht leicht werden, sie auch zu nutzen“, sagt Cheftrainer Andreas Hirsch vor den Welttitelkämpfen in der kanadischen Metropole.

Finalplätze scheinen erreichbar, Medaillen sind indes eher nicht zu erwarten. Toba, der bei den Spielen in Brasilien mit gerissenem Kreuzband am Pauschenpferd turnte und zum umjubelten Helden avancierte, ist nach drei Knieoperationen froh, überhaupt wieder auf die internationale Turnbühne zurückkehren zu können. „Bei mir ist eine extreme Vorfreude da. Und eine Wahnsinns-Lust, endlich wieder in einem großen Wettkampf zu sein. Man will ja zeigen, was man kann. Keiner soll denken, dass ich nur im Krankenhaus gelegen habe“, sagt der Hannoveraner. Vor Jahresfrist war er mit Ehrungen überhäuft worden, sogar ein Bambi war dabei.

Rote Teppiche hatte auch Hambüchen nach seinem Gold-Triumph reichlich unter den Füßen, was Deutschlands „Sportler des Jahres“ sichtbar genoss. Nun allerdings ist relative Ruhe eingekehrt. Auch weil sich eine Reha nach einer Schulteroperation als sehr langwierig entpuppte. „Ich habe bewusst Dampf aus dem Kessel gelassen, ich musste mal raus aus den ganzen Fernsehshows. Ich wollte die Leute ja auch nicht langweilen“, sagt Hambüchen. Pünktlich zum 30. Geburtstag am 25. Oktober aber soll dann bereits sein zweites Buch erscheinen. Mit dem bezeichnenden Titel „Den Absprung wagen“.

Den hat der Wetzlarer international vollzogen. Die Verabschiedung aus der deutschen Nationalriege im Berliner Olympiastadion, zu der sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel erschien, ging ihm sichtlich nahe. In der Bundesliga indes wird Hambüchen so oft wie möglich für die KTV Obere Lahn an die Geräte gehen, möglicherweise auch noch einmal gegen die TG Saar.

In der Liga trifft er dann regelmäßig alte Turnkameraden wie Marcel Nguyen aus Stuttgart und den Chemnitzer Andreas Bretschneider, die am Barren beziehungsweise am Reck derzeit noch am besten mit der absoluten Weltelite mithalten können. Fehlen wird bei der WM neben Hambüchen auch der neue deutsche Mehrkampf-Meister Lukas Dauser aus Unterhaching wegen eines Kreuzbandrisses.

Bundestrainerin Ulla Koch hingegen kann im Olympiastadion von Montréal personell fast aus dem Vollen schöpfen und gleich vier Olympia-Starterinnen von Rio de Janeiro aufbieten, darunter auch die Saarländerin Pauline Schäfer aus Bierbach. Nur Sophie Scheder aus Chemnitz, Olympia-Dritte am Stufenbarren, ist verletzungsbedingt nicht am Start. Gespannt ist man beim Deutschen Turner-Bund (DTB) insbesondere auf den Auftritt von Tabea Alt, die Weltcup-Gesamtsiegerin hatte sich im Sommer eine Wettkampf-Auszeit genommen. Für ihre Heimtrainerin Marie-Louise Probst-Hindermann eine richtige Entscheidung. „Die Pause hat Tabea körperlich extrem gut getan. Man darf nie vergessen, dass sie erst 17 Jahre alt ist und dass man sie nicht verheizen darf“, sagt sie.

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