Die treue Seele ist gekränkt

Frankfurt · Thomas Schaaf ist nicht mehr Trainer von Eintracht Frankfurt. Nach nur einem Jahr trat er gestern von seinem Posten zurück. Der einstige Meistermacher von Werder Bremen vermisste in Frankfurt die Unterstützung.

Für Thomas Schaaf ist das große Missverständnis vom Main nach nur 329 Tagen beendet: Der 54 Jahre alte Trainer war tief gekränkt, als er gestern seinen ursprünglich noch bis Sommer 2016 laufenden Vertrag beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt vorzeitig auflöste. Frustriert kehrte Schaaf, der bei Werder Bremen 14 Jahre als Cheftrainer arbeitete, den Hessen nach nur knapp elf Monaten und kurz nach dem Ende einer durchwachsenen Saison den Rücken. Zermürbt von den Diskussionen über die angeblich schlechte Kommunikation mit seinen Spielern, aber wohl auch enttäuscht über das zeitweise fehlende Vertrauen der Führungsgremien in seine Arbeit.

"Die in der Öffentlichkeit getätigten Aussagen und die Darstellung meiner Person und meiner Arbeit, die sich in unglaublichen und nicht nachvollziehbaren Anschuldigungen und Unterstellungen in den Medien äußern, kann und will ich nicht akzeptieren", teilte Schaaf mit. Konkretere Vorwürfe gab es nicht. Schaafs Rücktrittsangebot nahm der Vorstand letztlich an.

Vorstandsboss Heribert Bruchhagen bedauerte die Entscheidung. "Die Bemühungen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, waren intensiv. Er hat die vom Verein vorgegebenen Ziele mehr als erfüllt", sagte Bruchhagen und dementierte atmosphärische Störungen: "Die Mannschaft hat mir erklärt, sie wolle mit Thomas Schaaf weiterarbeiten. Und auch aus dem Aufsichtsrat gab es ein klares Votum für ihn." Allerdings soll zeitweise nur noch Bruchhagen hinter Schaaf gestanden haben - eine Gruppe um Finanz-Vorstand Axel Hellmann nicht mehr. Auch Platz neun mit 43 Punkten konnte die stets von der Europa League träumenden Chefkritiker im Klub nicht gänzlich versöhnen.

Bruchhagen legte Wert darauf, dass es noch keine Verhandlungen mit Nachfolgern gegeben habe. Als Kandidat ist der einstige Leverkusener Sascha Lewandowski im Gespräch, der derzeit als Nachwuchskoordinator bei Bayer arbeitet. Es gibt Gerüchte, wonach vor einigen Tagen hinter dem Rücken von Schaaf bereits mit Lewandowski gesprochen worden sei.

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