Die süßen Leiden des Jan Frodeno

Kailua Kona · Jan Frodeno ist auf der Triathlon-Langstrecke kaum zu schlagen. Der Olympiasieger von 2008 wiederholt seinen Sieg auf Hawaii aus dem Vorjahr. Svenja Thoes aus Friedrichsthal überrascht bei ihrem Debüt.

 Die Schweizerin Daniela Ryf hatte sogar noch genug Kraft für einen gewaltigen Sprung über die Ziellinie. Foto: Omori/dpa

Die Schweizerin Daniela Ryf hatte sogar noch genug Kraft für einen gewaltigen Sprung über die Ziellinie. Foto: Omori/dpa

Foto: Omori/dpa

Nach über acht Stunden Leiden im Paradies wurde Jan Frodeno von zwei Triathlon-Legenden im Ziel des 40. Ironman auf Hawaii empfangen. Die Rekordsieger Dave Scott und Mark Allen hielten das Band auf dem Alii Drive in Kailua Kona , als Frodeno mehr taumelnd als laufend seine 225 Kilometer lange Höllen-Tour mit seinem zweiten Sieg beim legendären Langstrecken-Rennen beendete. Er habe noch nie bei einem Rennen so gelitten. "Es war die Hölle", sagte der 35-jährige deutsche Sportler des Jahres 2015 nach dem 8:06:30 Stunden langen Kampf mit den Wellen im Pazifik, gegen den Wind auf dem Rad, der unmenschlichen Hitze beim Laufen - und gegen sich selbst. "Heute hat mir mein Körper nichts geschenkt."

Nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und einem Marathon lag Frodeno gut dreieinhalb Minuten vor seinem schärfsten Konkurrenten Sebastian Kienle aus Mühlacker. Dritter wurde der überraschend starke Hawaii-Debütant Patrick Lange aus Darmstadt. Damit war das zweite deutsche Podium beim legendärsten Triathlon-Rennen seit 1997 perfekt. Vor 19 Jahren hatte Thomas Hellriegel vor Jürgen Zäck und Lothar Leder gewonnen.

Wie stark die Deutschen in diesem Jahr waren, zeigten auch der fünfte Platz von Andreas Böcherer und der siebte Rang von Boris Stein. Da ging fast unter, dass in Anja Beranek als Vierte bei den Frauen ebenfalls ein überragendes Ergebnis erzielte. An die Schweizerin Daniela Ryf reichte die Fürtherin aber nicht heran. Die Vorjahressiegerin gewann mit Streckenrekord in 8:46:46 Stunden. Völlig überraschend zweitbeste Deutsche wurde Svenja Thoes. Die 25-Jährige aus Friedrichsthal, die wie Frodeno für das LAZ Saarbrücken startet, wurde bei ihrer Premiere auf Hawaii in 9:40:48 Stunden sensationell Gesamt-15. und sicherte sich in der Altersklasse 25-29 sogar den WM-Titel.

Jan Frodeno überstrahlte aber wieder alles und ist nach seinem zweiten Triumph auf Big Island auf dem besten Weg, eine Legende wie die jeweils sechsmaligen Hawaii-Sieger Dave Scott und Mark Allen zu werden. Im vergangenen Jahr schrieb der gebürtige Kölner bereits Geschichte, als er sich als erster Olympiasieger in Kona auch den WM-Titel bei den "Eisenmännern" schnappte.

Nun gelang ihm erneut Historisches: Als erster Deutscher schaffte er auf Hawaii die erfolgreiche WM-Titelverteidigung. Zugleich ist er der zweite deutsche Triathlet nach Normann Stadler (2004/2006), der sich zweimal den Siegerkranz in Kona aufsetzen lassen durfte. "Der zweite Titel schmeckt süßer als der erste", sagte "Frodo".

2014-Weltmeister Kienle "war heute wieder ganz klar der Erste- der erste Verfolger von Jan", meinte der 32-Jährige aus Mühlacker mit einem Lächeln. "Ich hoffe, ich habe dem Jan es heute so schwer gemacht wie möglich." Bis Lauf-Kilometer 15 waren die beiden Freunde Schulter an Schulter unterwegs. Zuvor hatte Kienle auf der Radstrecke auf Big Island seinen Rückstand von über vier Minuten nach dem Schwimmen wettgemacht. Auch weil Frodeno mit Problemen zu kämpfen hatte: "Ich hatte echt beschissene Beine auf dem Rad und habe das Schlimmste für das Laufen vermutet", sagte er. Doch nach 15 Kilometern setzte er sich ab und lief den entscheidenden Vorsprung heraus.

Während Frodeno ungefährdet zum Sieg eilte, rauschte Neuling Patrick Lange von hinten heran. Nach dem Rad-Abschnitt und einer fünfminütigen Zeitstrafe noch auf Rang 23, überholte er beim Laufen einen Konkurrenten nach dem anderen und feierte seinen dritten Platz im Ziel ausgelassen. Der Schützling des einstigen Hawaii-Siegers Faris Al-Sultan aus München knackte den 27 Jahre alten Streckenrekord für den Marathon von Mark Allen in 2:39:45 Minuten.

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