Die Suche nach dem neuen Reus
Die Bundesliga setzt auf den Star der Marke "selbst gemacht". Ohne den großen Transfer-Coup ist das Rennen für die Kür des Fußballstars in der Jubiläums-Saison so offen wie lange nicht
Die Bundesliga setzt auf den Star der Marke "selbst gemacht". Ohne den großen Transfer-Coup ist das Rennen für die Kür des Fußballstars in der Jubiläums-Saison so offen wie lange nicht. Bayerns enttäuschte Vize-Könige um Bastian Schweinsteiger müssen dabei den EM-Kater aus dem Kopf bekommen, Top-Talente wie Mario Götze den letzten Schritt in die Spitzenklasse schaffen, Millionen-Einkäufe in Mönchengladbach oder Wolfsburg sich erst an den deutschen Fußball gewöhnen.Nicht nur wegen der zahlreichen offenen Fragen sieht Franz Beckenbauer in Marco Reus auch nach dessen Wechsel zu Borussia Dortmund erneut den heißesten Anwärter auf die Krone als Fußballer des Jahres. "Ich halte sehr, sehr viel von ihm. Das wird der kommende Superstar, das ist meine Meinung", sagte die Münchner Legende kurz vor dem Auftakt der 50. Spielzeit an diesem Freitag, "ihm beim Fußballspielen zuzuschauen, das macht wirklich Spaß".
In der Transferpolitik ist ein Paradigmenwechsel eingekehrt. Anstatt Weltstars kurz vor der Rente (Raúl, Ruud van Nistelrooy) oder auf hohem Niveau Gescheiterte (Arjen Robben, Klaas-Jan Huntelaar) zu verpflichten, setzen die Clubs bei ihren Auslandseinkäufen vor allem auf entwicklungsfähige Jungkräfte. Ob Luuk de Jong (21), Granit Xhaka (19) oder Alvaro Dominguez (23) bei Borussia Mönchengladbach einen ähnlich rasanten Aufstieg wie Reus nehmen können, muss das Trio nach dem ersten Kulturschock im Hinspiel der Champions-League-Qualifikation gegen Dynamo Kiew (1:3) erst beweisen. Auch der FC Bayern rückte von der Maxime ab, fertige Spieler aus der Fremde zu holen. "Man sieht, dass ich nicht nur der Kleine aus der Schweiz bin, sondern dass ich die Mannschaft stärker mache", formulierte der frühere Basler Xherdan Shaqiri (20) seine Ansprüche.
Traditionell plagt sich der Rekordmeister nach einem Turnier mit den Nachwehen des Großereignisses. "Alle Spieler hatten drei Wochen Urlaub", befand aber Trainer Jupp Heynckes im Voraus für seine EM-Reisenden Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Mario Gomez: "Das reicht, um den Kopf frei zu bekommen, um Enttäuschungen und Müdigkeit loszuwerden."
Als exzellenter Entwicklungsraum für Top-Stars hat sich in jüngster Bundesliga-Vergangenheit Wolfsburg bewiesen. Wie seine Vorgänger Edin Dzeko oder Mario Mandzukic soll auch Bas Dost (23) den Sprung in die Stürmer-Elite schaffen. Sollte der Niederländer die konditionellen Probleme und Eingewöhnungsschwierigkeiten überwinden können, werde er seine "Extra-Klasse" zeigen, versprach VfL-Trainer Felix Magath in der Vorbereitung. Diese außergewöhnlichen Fähigkeiten hat Diego zwar in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, muss sich beim Meister von 2009 nach der Rückkehr von Atlético Madrid aber erst neuen Kredit erspielen.
Wie der Brasilianer bei seinem Wechsel zu Juventus Turin versilbert nun auch Shinji Kagawa (Manchester United) seinen in der Bundesliga erlangten Ruhm. Sollte der frühere BVB-Teamkollege Robert Lewandowski seine 22-Tore-Meistersaison noch einmal wiederholen, wäre ein Ende des steten Abgangs der selbst aufgebauten Bundesliga-Stars wohl auch vor der 51. Saison nicht in Sicht.
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"Ich halte sehr, sehr viel von ihm. Das wird der kommende Superstar, das ist meine Meinung."
Franz Beckenbauer über Marco Reus