Die Souveränität eines Weltmeisters

Hamburg · Bei der Machtdemonstration von Hamburg gegen Tschechien sieht Bundestrainer Joachim Löw fast keine Schwächen mehr bei seiner Mannschaft. Morgen geht es in Hannover gegen Nordirland weiter.

Joachim Löw joggte nach dem Hamburger Fußball-Fest entspannt an der Alster, seine Spieler um Doppel-Torschütze Thomas Müller genossen ihren starken Auftritt bei Massagen im Hotel oder einem Stadtbummel. Nach der Machtdemonstration beim 3:0 (1:0) in der WM-Qualifikation gegen Tschechien herrschte bei den deutschen Weltmeistern zufriedene Gelassenheit - und Vorfreude auf das nächste Spiel am morgigen Dienstag.

Bundestrainer Löw schwärmte von der "tollen" Leistung seiner Mannschaft. Die dürfte den Nordiren, morgen (20.45 Uhr/RTL) in Hannover nächster Quali-Gegner, Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben. "Wenn wir so spielen und so kombinieren und so im Raum agieren", sagte Löw, "sind die Gegner in der Regel nach 60 Minuten totgelaufen." So mussten es die überforderten Tschechen vor 51 299 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion erfahren, so soll es auch Nordirland ergehen. "Da brauchen wir die gleiche Zielstrebigkeit", sagte Löw, der nach dem Auftaktsieg in Norwegen (3:0) weitere sechs Punkte von seiner Mannschaft gefordert hatte.

Abwehrchef Jérôme Boateng erwartet bei der Neuauflage des EM-Gruppenduells, das Deutschland 1:0 gewonnen hatte, "ein schweres Spiel. Die werden sicher nicht vorne draufgehen wie die Tschechen, da müssen wir wieder schnell über die Außen spielen und unser Kombinationsspiel aufziehen." Der Münchner und sein Nebenmann Mats Hummels verdienten sich ein Sonderlob für ihre öffnenden "Zuckerbälle", wie sie Benedikt Höwedes nannte. "Die Innenverteidiger haben es überragend gemacht, auch in der Spielauslösung, und waren in der Defensive ohne Fehl und Tadel", sagte Löw.

Überhaupt sah Löw bei seinen Weltmeistern fast keine Schwächen mehr - und einen Lerneffekt. Anders als in der holprigen Qualifikation zur EM in Frankreich sind seine Stars auf dem langen Weg nach Russland 2018 von Beginn an voll da. "Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, diese Qualifikation vom Start weg anders anzugehen. Wir wollen am Dienstag nachlegen und im November schon zwölf Punkte haben", sagte Hummels, der wie alle anderen "richtig Spaß" hatte.

Das galt vor allem für Torjäger Müller, der nach den beiden Treffern in Oslo seinen nächsten Doppelpack schnürte (13. Minute, 65.). Das Geheimnis seines Erfolges nach der frustrierenden, torlosen EM? Die silberfarbenen Schienbeinschoner von Kumpel Lukas Podolski . Zeugwart Thomas Mai hatte sie dem "Mann des Abends" (Löw) mit den Worten "dann geht wieder was" bereitgelegt. Müller berichtete grinsend davon und meinte: "Natürlich bin ich glücklich, dass ich wieder getroffen habe."

Ebenso stolz durfte Strippenzieher Mesut Özil sein. Dass Löw seine Spieler im gegnerischen Strafraum sehr viel präsenter gesehen hatte, war vor allem das Verdienst des Arsenal-Profis, der das Spiel immer wieder schnell machte. "Da stimmte alles von A bis Z", sagte RTL-Chefkritiker Jens Lehmann über die Gala, die selbst das bisweilen unterkühlte Hamburger Publikum von den Sitzen riss. "Luft nach oben", betonte Müller jedoch, "gibt's immer". Boateng benannte "ein paar zu einfache Ballverluste". Außerdem sei "der letzte Pass manchmal nicht so angekommen", und mehr als die drei Treffer durch Müller und Toni Kroos (49.) hätten es auch sein können. Das größte Lob kam sowieso vom Gegner. "Es ist keine Frage", sagte Tschechiens Nationaltrainer Karel Jarolim, "wer Erster wird in dieser Gruppe". Und er meinte sicher nicht seine Tschechen.

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