Nationalmannschaft Die Serie ist beendet

Berlin · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verliert erstmals seit 22 Spielen und unterliegt Brasilien mit 0:1.

Rekord verpasst und kein neues Fußball-Fest gegen Brasilien: Knapp drei Monate vor der WM haben die wiedererstarkten Südamerikaner zurückgeschlagen und die 22 Spiele währende Serie der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ohne Niederlage beendet. Der weitgehend mit der zweiten Reihe angetretene Weltmeister unterlag am Dienstag in Berlin einer hochmotivierten Seleção mit 0:1 (0:1) – es war die erste Niederlage nach dem verlorenen EM-Halbfinale 2016.

Den entscheidenden Treffer vor 72 717 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion erzielte Gabriel Jesus (37. Minute). Für Brasilien war es 1358 Tage nach dem 1:7-Trauma im WM-Halbfinale 2014 ein hochemotionaler und verdienter Erfolg. Der 38 Jahre alte deutsche Rekord ohne Pleite von 23 Partien unter Jupp Derwall bleibt unerreicht.

Die deutsche Mannschaft kam zunächst besser ins Spiel als noch beim 1:1 am Freitag gegen Spanien. Und das, obwohl Löw sein 160. Länderspiel vor allem nutzte, 82 Tage vor dem WM-Start am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko einige neue personelle Varianten zu testen. Der 58-Jährige veränderte die Startelf auf sieben Positionen. Später zeigte sich, dass geschonte Stammkräfte wie Mesut Özil, Thomas Müller oder Mats Hummels eine noch höhere Qualität aufweisen und fehlten.

Die Brasilianer, die am Freitag 3:0 bei WM-Gastgeber Russland siegten und weiter auf den verletzten Neymar verzichten müssen, begannen mit Respekt und hatten erst nach einem Fehler von Ilkay Gündogan durch Philippe Coutinho eine gute Möglichkeit (11.). Der deutsche Abwehrblock um den in seiner Heimatstadt erstmals als Kapitän beginnenden Jérôme Boateng stand zunächst sicher. Nach einem Tritt auf die Achillessehne wurde Boateng in der 68. Minute ausgewechselt.

Der international noch unerfahrene Marvin Plattenhardt schlug zwar einige ordentliche Flanken, schaffte es aber nicht, seine linke Seite gegen Willian zu verteidigen. Ein Pass des Brasilianers hatte schon die größte Gelegenheit der Gäste eingeleitet, als Jesus Boateng und Antonio Rüdiger düpierte und über das Tor schoss (36.). Zwei Minuten später konnte Rüdiger eine Willian-Flanke nicht verhindern. Gegen den Kopfball von Jesus reagierte Torhüter Kevin Trapp noch mit einem guten Reflex, aber der Ball landete trotzdem im Tor. Der Saarländer Trapp spielte für Marc-André ter Stegen, der in der Hauptstadt geschont wurde.

Auch Stürmer Mario Gomez bekam im letzten Länderspiel vor der Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai in Dortmund eine Chance. Der Angreifer vom VfB Stuttgart war im Strafraum immer präsent, wartete aber vergeblich auf präzise Hereingaben. Nach einer guten Stunde wurde der 32-Jährige durch Sandro Wagner ersetzt, der sich mit seiner körperlichen Art noch einige Möglichkeiten erarbeitete. Einen Kopfball aus guter Position brachte der Münchner aber nicht auf das Tor (72.).

Insgesamt zeigte sich, dass die weitgehend mit der zweiten Garnitur angetretenen Gastgeber durchaus eigene Qualitäten einbringen konnten, doch die Brasilianer traten wie von Löw prophezeit völlig anders auf als beim traumatischen 1:7 vor vier Jahren in Belo Horizonte. Die Auswahl von Nationaltrainer Tite agierte kompakt mit einer überzeugenden defensiven Grundordnung.

In der zweiten Halbzeit hätten die Brasilianer ihre Führung ausbauen können, die beste Möglichkeit vergab Jesus, der in der 68. Minute nicht ins leere Tor köpfen konnte. Der Weltmeister fand hingegen immer weniger Gegenmittel gegen die diszipliniert spielenden Südamerikaner. Zumal neu in die Elf gerückte Spieler wie Leroy Sané oder Ilkay Gündogan zu wenig gelang.

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