Die Selbstkritik des Jürgen K.

München. Eine Flucht zurück nach Kalifornien hat Jürgen Klinsmann nicht geplant. Eine schnelle neue Arbeitsstelle schon zur neuen Saison aber schließt der von Bayern München beurlaubte Trainer derzeit aus. "Wir fühlen uns hier absolut wohl

München. Eine Flucht zurück nach Kalifornien hat Jürgen Klinsmann nicht geplant. Eine schnelle neue Arbeitsstelle schon zur neuen Saison aber schließt der von Bayern München beurlaubte Trainer derzeit aus. "Wir fühlen uns hier absolut wohl. Da reißen wir die Kinder nach einem Jahr nicht wieder heraus", erklärte Klinsmann und räumte eigene Fehler ein, die mit zu seinem Scheitern geführt haben. Der deutsche Rekordmeister hatte sich fünf Runden vor Bundesliga-Schluss vom einstigen Bundestrainer getrennt. "Ein Fehler war ohne Zweifel, dass ich mich auf zu viele Kompromisse eingelassen habe", erklärte Klinsmann: "Ich hätte von Anfang an auf drei, vier neue Spieler bestehen müssen." Allerdings machte Klinsmann auch deutlich, dass vor allem die Skepsis gegen seine Person das Konzept vom "neuen" FC Bayern zum Scheitern gebracht hätten. "Es gab sicher alte Denkweisen gegen mich", sagte Klinsmann und gestand in einigen Punkten auch eine naive Denkweise ein. Seine problematisches Verhältnis als Spieler und Bundestrainer zum FC Bayern habe auch die Arbeit als Vereinstrainer entscheidend belastet: "Es wurden alte Themen geschürt von Leuten außerhalb des Clubs. Vielen ist einfach Sepp Maier oder Oliver Kahn hängengeblieben, das wurde medial geschürt. Bösartig und kontinuierlich. Jedes Spiel wurde zum nächsten Schlüsselspiel erklärt. Das war in den letzten zwei, drei Monaten eine unwürdige Hetzjagd." Klinsmann schmerzt der Abschied, denn "ich habe einschließlich der Vorbereitung anderthalb Jahre intensiv mit dem Club gearbeitet, natürlich auch eine Beziehung aufgebaut mit den Spielern und zu vielen an der Säbener Straße. Vielleicht tat es deshalb auch so weh im ersten Moment, als die Beurlaubung kam", bemerkte der 44-Jährige, der sich jetzt erst einmal eine längere berufliche Pause gönnen will. Deshalb werde er in diesem Sommer keine neue Anstellung annehmen. "Das schließe ich aus", sagte Klinsmann."Ein schmaler Grat"Der 108-malige Nationalspieler und ehemalige DFB-Kapitän sieht sich nicht als Verlierer und sein Konzept auch nicht als gescheitert. "Die Ansatzpunkte waren und sind genau die richtigen. Es bedarf allerdings ein wenig Geduld und eines langen Atems", unterstrich Klinsmann und kritisierte damit indirekt die Entscheidungsträger des FC Bayern. "Natürlich waren wir auf einem schmalen Grat, weil die Spieler absolut auf die Champions League fokussiert waren. Das erste Kapitel sollte aber nach einem Jahr abgeschlossen und bilanziert werden. Diese Möglichkeit habe ich nicht mehr bekommen." Dabei habe er mit seiner Mannschaft in der Champions League mit dem Viertelfinale den Plan übererfüllt und sei erst an der derzeit weltbesten Mannschaft, dem FC Barcelona, gescheitert. dpa

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