"Die schwerste Aufgabe, die ich hatte"

Herr Magath, Sie haben 1976 den 1. FC Saarbrücken verlassen, Rudi Kappés kam 1978 zum FCS, kannten Sie den Namensgeber der Stiftung noch persönlich?Felix Magath: Ich glaube schon. Ich war ja nochmal kurz 1989 beim 1. FC Saarbrücken als Manager. Da habe ich ihn, so glaube ich, ein paar Mal auf der Geschäftsstelle getroffen. Das Spiel gegen den 1

Herr Magath, Sie haben 1976 den 1. FC Saarbrücken verlassen, Rudi Kappés kam 1978 zum FCS, kannten Sie den Namensgeber der Stiftung noch persönlich?

Felix Magath: Ich glaube schon. Ich war ja nochmal kurz 1989 beim 1. FC Saarbrücken als Manager. Da habe ich ihn, so glaube ich, ein paar Mal auf der Geschäftsstelle getroffen.

Das Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken ist drei Tage vor ihrem DFB-Pokalstart gegen den TSV Germania Windeck. Die Fans können also davon ausgehen, dass sie in Saarbrücken ihre beste Elf auf den Platz schicken?

Magath: Ja, wir kommen selbstverständlich mit der besten Mannschaft, keine Frage. Wir sehen das Spiel gegen Saarbrücken als guten Test vor dem Pokalspiel.

Was fällt Ihnen zum Namen Dieter Ferner ein?

Magath: Da fällt mir einiges ein. Er war unser Torhüter als wir 1976 aufgestiegen sind. Dann war er Jugendtrainer, Co-Trainer, jetzt Trainer. Er ist ja quasi im Saarland hängen geblieben.

Eigentlich wollten Sie ja mit dem VfL Wolfsburg kommen?

Magath: Ja, das ist richtig. Die ersten Gespräche habe ich bereits geführt, da war ich noch Trainer beim VfL Wolfsburg. Damals deutete auch nichts darauf hin, dass sich das so schnell ändern würde.

Sie haben für vier Jahre auf Schalke unterschrieben. Ist der lange Vertrag eher ein Schutzschild für Sie oder brauchen Sie tatsächlich so lange, um ihr Ziel deutsche Meisterschaft zu erreichen?

Magath: Das Eine kann man nicht losgelöst von dem Anderen sehen. Klar ist, Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies wollte, dass sich bei S04 Entscheidendes ändert. Und er hat geglaubt: Am Besten kommt ein starker Mann. Deshalb hat er mich angesprochen. Das Problem ist, dass ich von Wolfsburg nicht in den Schalker Club hineinschauen konnte. Mir fehlte einfach eine gewisse Sicherheit, die Dinge beurteilen zu können. Da also einiges unklar war, musste ich mir einen längeren Zeitraum für meine Aufgabe vornehmen.

Damit nehmen Sie auch den Druck etwas weg.

Magath: Klar, ich würde doch den Teufel tun, mich da unnötig unter Druck zu setzen. Jeder will doch möglichst gestern schon Meister werden. Doch Schalke hat es 50 Jahre nicht gepackt, da können sie jetzt auch noch vier Jahre Zeit aufbringen.

Und Sie haben am Anfang die Sicherheit durch den langen Vertrag, der nur teuer zu kündigen ist.

Magath: Natürlich ist auch klar, wenn sie zu einem Traditionsverein wie zum Beispiel dem 1. FC Saarbrücken gehen und etwas umkrempeln wollen, dann geht das nicht so einfach. Da sind alte Strukturen da, da gibt es Verbindungen, die man von außen nicht sieht. Von daher ist es meistens so, dass Sie unangenehme Entscheidungen treffen müssen. Dann haben Sie natürlich auch viele Kritiker. Und wenn das einhergeht mit vielleicht nicht ganz so guten Ergebnissen, dann wird es schnell eng. Da bietet ein langfristiger Vertrag schon eine gewisse Sicherheit.

Der Job auf Schalke ist bisher ihre größte Herausforderung?

Magath: Ich hatte ja gar keine Not, den Verein zu wechseln. Es ist ja nicht so, als hätte mir irgendwer hier einen Gefallen getan, indem er mich nach Schalke geholt hat. Ich sehe das als große Herausforderung, das ist mit Sicherheit die schwerste Aufgabe, die ich bisher hatte, die ich gerne angenommen habe, für die ich aber auch eine gewisse Sicherheit brauche. Und die ist eben dieser Vierjahresvertrag.

Bei ihrem Amtsantritt haben Sie unter anderem den Co-Trainern Michael Büskens und Youri Mulder sowie Torwart-Trainer Oliver Reck die Papiere gegeben, um eingefahrene Strukturen aufzubrechen.

Magath: Ich habe immer klar gemacht, dass ich nicht alleine komme, meine Trainer mitbringe. Mir hat der ein oder andere im Gespräch gesagt, dass ihm klar war, dass er gehen muss und hat Verständnis dafür geäußert. Insofern denke ich, dass das, was passiert ist, nicht so schlimm war, wie es teils dargestellt wurde. Es konnte auch keiner davon ausgehen, dass es so weiter geht wie bisher.

Schalke ist ein Club voller Emotionen, Sie sehen sich als emotionslosen Analytiker. Wie passt das zusammen?

Magath: Genau das ist doch die Herausforderung. Während Wolfsburg wie ein Unternehmen geführt wird, haben wir auf Schalke noch einen richtigen Traditionsverein, wo viel Leidenschaft, wo viel Herz ist, wo viele Emotionen sind. Ich arbeite möglichst ohne Emotion, denn ich muss ständig Entscheidungen treffen und die trifft man halt am Besten, wenn man möglichst frei von Gefühlen entscheiden kann. Deshalb ist das für mich eine ganz schwierige Aufgabe, bei einem solchen Verein mit meinen Mitteln Erfolg zu haben.

Vor den Trainingslagern in Herzlake und Marienfeld bescheinigten Sie ihrer neuen Mannschaft nie gesehene Defizite bei der Kondition und im koordinativen Bereich.

Magath: Der Begriff Kondition wird oft gerne falsch verstanden. Das ist ein Überbegriff, der sich unterteilt. Unter anderem in den Ausdauerbereich. Und da hat man anscheinend im vergangen Jahr nicht so sehr gearbeitet. Deswegen habe ich da Defizite festgestellt.

Und in der Struktur der Mannschaft?

Magath: Eine Mannschaft wie die von Schalke aus dem vergangenen Jahr, die viel Unruhe im Umfeld und im Verein hatte, ist einfach nicht in der Lage, beste Leistungen zu bringen. Ich habe aber auch gesagt, ich muss mir erst mal anschauen, wie die Mannschaft nun auf die veränderte Situation reagiert. Deshalb gibt es aus meiner Sicht nun überhaupt keine Entscheidungen, was die Spieler angeht, sondern ich bin dabei, mir ein Bild vom Leistungsstand jedes einzelnen Spielers zu machen.

Und wie sieht der aus?

Magath: Jetzt sind wir seit 18 Tagen im Training und ich muss sagen, dass sich die Mannschaft beim 2:1-Sieg beim Freundschaftsspiel bei Rapid Wien am vergangenen Samstag sehr gut verkauft hat.

Sie sehen also Fortschritte?

Magath: Ja, natürlich. Am Anfang war die Stimmung sehr schlecht, aber auch das ist normal, wenn man eine schwache Saison hatte. Die Stimmung trägt man mit in den Urlaub. Und da die Spieler im Urlaub noch keinen Kontakt mit ihrem neuen Trainer hatten, ist es auch klar, dass eine gewisse Unsicherheit bei der ersten Einheit da ist.

Und jetzt ist die Mannschaft mit Spaß und Freude dabei?

Magath: Sie arbeitet engagiert und konzentriert. In den zwei Trainingslagern hat sie sich im konditionellen Bereich auch stark verbessert. Von daher bin ich zum jetzigen Stand sehr zufrieden.

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