Fußball-Bundesliga Die Risse sind auch nach dem Spektakel zu sehen

Dortmund · Borussia Dortmund demontiert Bayer Leverkusen mit 4:0. Kapitän Marcel Schmelzer wird zum Sündenbock abgestempelt.

Der Krach war zu heftig für eine schnelle Versöhnung. Jene Spieler von Borussia Dortmund, die 90 Minuten zuvor noch als ehrlose Derby-Versager und Schlimmeres beschimpft worden waren, blieben an der Kante des Strafraums stehen, klatschten ein paar Mal in die Hände – und wendeten sich unter Pfiffen ab.

Das 4:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen war die perfekte Reaktion auf den peinlichen Auftritt bei Schalke 04 (0:2), aber es war zu wenig, um die tiefen Gräben zuzuschütten. „Die Plakate haben wir natürlich gelesen. Wir haben auch ein gewisses Maß Verständnis dafür“, sagte Trainer Peter Stöger, Verteidiger Manuel Akanji ergänzte: „Ein Spiel wird nicht reichen, um das Derby wiedergutzumachen.“

„Den Stellenwert des Derbys nicht verstanden – VERSAGER“, hatte auf einem Plakat gestanden, die Fans auf der Südtribüne zeigten ein gigantisches 35-Meter-Transparent: „Niemand verkörpert Borussia Dortmund so wenig wie ihr.“ Wohlgemerkt gerichtet an jene Mannschaft, die immer noch unter dem Eindruck des Sprengstoff-Attentats vom vergangenen April steht.

Der Großteil der fast 80 000 Dortmunder im ausverkauften Stadion schien nach dem Abpfiff zum Schulterschluss bereit, doch im Ultra-Block im Herzen der Südtribüne waren wutverzerrte Gesichter zu sehen. „Als wir hingegangen sind, hat man uns bedeutet, dass wir wieder gehen können. Da war der Zorn noch da“, berichtete Julian Weigl.

Dabei gab es am Samstag hervorragende Ansätze. Der englische Jungstar Jadon Sancho, Schütze des ersten Tores und Vorbereiter zweier weiterer Treffer, war der beste Mann auf dem Platz, er zauberte im Verbund mit Doppel-Torschütze Marco Reus geradezu. Das Duo zeichnete mit dem ebenfalls exzellenten Mario Götze dafür verantwortlich, dass der BVB eine phasenweise missratene Saison noch versöhnlich mit der Champions-League-Qualifikation beenden kann.

Dabei gibt es auch Unruhe innerhalb der Mannschaft. Stöger hatte den Kapitän Marcel Schmelzer aus dem Kader gestrichen, es sei ein „sportliches Statement“, betonte er. Sportdirektor Michael Zorc versicherte, es sei definitiv „kein Sündenbock“ gesucht worden – aber genau danach sah es aus. Stöger erklärte, Schmelzer werde es auch in den kommenden Spielen schwer haben, schließlich habe Manuel Akanji ihn glänzend vertreten.

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