Die Reichen werden reicher

Nyon · Die Europäische Fußball-Union (Uefa) plant offensichtlich mit einer knappen Milliarde Euro mehr für die Clubwettbewerbe. Profitieren werden davon vor allem die besten Clubs, die schon vorher viel gewonnen haben.

 Real Madrid um den deutschen Star Toni Kroos (vorne) wird dank der Uefa immer reicher und reicher. Foto: Huesca/dpa

Real Madrid um den deutschen Star Toni Kroos (vorne) wird dank der Uefa immer reicher und reicher. Foto: Huesca/dpa

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Mehr! Mehr! Mehr! Die Uefa will in den kommenden Jahren Milliarden scheffeln - und verteilen. Doch profitieren werden davon vor allem die, die jetzt schon im Geld schwimmen. Zwar plant die Europäische Fußball-Union laut des Fachmagazins "kicker" ab der Saison 2018/2019 mit Europacup-Einnahmen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro - der neue, komplizierte Verteilerschlüssel wird den Wettbewerb vor allem in der Champions League aber noch weiter verzerren.

"Das neue System zielt darauf, die sportliche Leistung stärker zu honorieren", sagte Uefa-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti bei der Vorstellung des neuen Europapokal-Systems. Es werde eine "signifikante Steigerung" der Prämien geben. Die aktuell rund 1,3 Milliarden (von insgesamt 2,35 Milliarden), die allein in der Königsklasse fließen, werden nach einem Drei-Säulen-System verteilt. 40 Prozent der Gesamterlöse der Clubs kommen aus dem "Marktpool" (507 Millionen Euro ), der Rest verteilt sich auf das Startgeld (12,7 Millionen Euro für jeden der 32 Teilnehmer) und die sportlichen Prämien für Siege, Unentschieden und das Weiterkommen.

Ab 2018 wird das anders, und für die Kleinen nicht besser. Dann fließen aus den Einnahmen des Marktpools nur noch 15 Prozent. Als vierte Säule kommt ein neuer Club-Koeffizient dazu, in dem neben den aktuellen Erfolgen auch die Titelgewinne in der Vereins-Historie berücksichtigt werden. Wer also immer schon gewonnen hat, wird dafür mit noch mehr Millionen belohnt.

Eine Simulation, die der "kicker" vor der Tagung der mächtigen Club-Vereinigung ECA dieser Tage in Genf veröffentlichte, rechnet den neuen Verteilerschlüssel mit den zusätzlichen Millionen auf die vergangene Saison zurück. Champions-League-Sieger Real Madrid hätte demnach rund 136 Millionen Euro kassiert - ohne die Einnahmen aus dem eigenen Ticketverkauf.

Halbfinalist Bayern München wäre auf rund 108 Millionen Euro an Prämien gekommen, was im Sommer ungefähr einen Paul Pogba wert gewesen wäre. Der Rekordmeister, der zuletzt fünf Mal in Folge mindestens das Halbfinale erreicht hatte, profitiert deutlich von der Einführung des Club-Koeffizienten. Zwar gibt es noch keine offiziellen Zahlen der Spielzeit 2015/2016, die Bayern dürften ohne die Einnahmen aus den Heimspielen aber nicht mehr als 65 Millionen Euro Prämien eingenommen haben.

Für die weiteren Teilnehmer der Bundesliga an der Champions League 2015/2016 zeigt die Simulation folgende Summen auf: VfL Wolfsburg 66 Millionen Euro , Bayer Leverkusen 43 Millionen Euro und Borussia Mönchengladbach knapp 34 Millionen Euro . Der israelische Club Maccabi Tel Aviv bekäme dagegen 19,6 Millionen Euro . Die Schere zwischen Arm und Reich dürfte größer werden.

Die Reform der Club-Wettbewerbe umfasst zudem vier feste Startplätze für die vier Top-Nationen in der Gruppenphase der Champions League . Auch die Verschiebung der Anstoßzeiten (bisher 20.45 Uhr) auf 19 und 21 Uhr ist ein Thema.

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