Die Regionalliga spielt verrückt

Trier/Mannheim. Dass ein Verein 19 Spiele in Folge nicht gewinnt, Letzter wird und noch in der Liga bleibt, klingt rekordverdächtig. Dieses Glück widerfährt jetzt Eintracht Trier. Nach einem sportlich desaströsen Ende mit sieben Niederlagen in Folge bleiben die Moselaner in der Fußball-Regionalliga West

Trier/Mannheim. Dass ein Verein 19 Spiele in Folge nicht gewinnt, Letzter wird und noch in der Liga bleibt, klingt rekordverdächtig. Dieses Glück widerfährt jetzt Eintracht Trier. Nach einem sportlich desaströsen Ende mit sieben Niederlagen in Folge bleiben die Moselaner in der Fußball-Regionalliga West. Grund dafür ist, dass nach RW Essen und dem Bonner SC jetzt auch der SV Waldhof Mannheim keine Lizenz bekommt. Die Kurpfälzer hätten nach eigenen Angaben bis vergangenen Freitag eine Barkaution in Höhe von 400 000 Euro beim DFB hinterlegen müssen. Das war nicht gelungen. Von dem ganzen Lizenz-Chaos profitieren Borussia Mönchengladbach II, Wormatia Worms und jetzt auch Trier. Die Einteilung der drei Regionalliga-Staffeln wird nach Vorschlag des DFB-Spielausschusses vom DFB-Präsidium in der Sitzung am 19. Juni festgelegt. Aber kann beispielsweise Eintracht Trier überhaupt eine weitere Saison in der vierten Spielklasse wirtschaftlich stemmen? "Ja, aber wir fahren einen Sparkurs. Wir werden das Niveau der Spielergehälter senken müssen", sagt Eintracht-Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi. In der Regionalliga gibt es zwar 90 000 Euro Fernsehgeld pro Saison, die Spielbetriebskosten sind aber auch höher als in der Oberliga. Und andere Ausgaben könnten zum Problem werden, wenn keine Lösung gefunden wird. Ex-Trainer Mario Basler (Vertrag bis 2012) zum Beispiel hat nun wieder Anspruch auf seine Regionalliga-Bezüge. Daneben müssen vielleicht Spieler weiter bezahlt werden, mit denen der Verein nicht mehr plant, die aber jetzt wieder gültige Regionalliga-Verträge haben. Ohne Traditionsvereine wie Essen, Mannheim oder Drittliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrücken scheinen in der kommenden Saison leere Stadien vorprogrammiert. Neun Reserveteams, ansonsten viele Clubs aus der Fußball-Provinz, die vierte Liga droht ein Auslaufmodell zu werden. Beim Deutschen Fußball-Bund schrillen die Alarmglocken. "Wir bemühen uns intensiv um eine andere Ligenstruktur. Es muss etwas passieren", sagt Hermann Korfmacher. Der DFB-Vizepräsident leitet eine Reformkommission. Diskutiert wird, die Zahl der Regionalliga-Staffeln zu erhöhen. Rot-Weiss Essen sucht seine Chance auf einen sportlichen Neuanfang jetzt in der fünftklassigen NRW-Liga. Dafür muss das Insolvenzverfahren bis Ende des Monats eingeleitet werden. In Mannheim soll keine Zahlungsunfähigkeit drohen. Waldhof-Präsidiumsmitglied Gerhard Schall sagt aber klipp und klar: "Die Regionalliga ist für uns in der aktuellen Lage nicht finanzierbar." Vom nachträglichen Klassenverbleib von Eintracht Trier profitiert auch die zweite Mannschaft der Trierer. Die darf jetzt wohl doch anstelle des Zweiten SG Bad Breisig als Meister der Rheinlandliga in die Oberliga Südwest aufsteigen.Meinung

Tote Liga muss beerdigt werden

Von SZ-RedakteurStefan Regel Die Fußball-Regionalliga ist in dieser Form eine tote, nicht finanzierbare Liga. Sportlich ist es eine Farce, wenn sogar der Letzte drinbleiben darf. Die Gleichung geht einfach nicht auf. Viel zu wenig Fernsehgeld, unattraktive Gegner, die oft zweite Mannschaften von Proficlubs sind, schnüren den Clubs die Luft ab. Für saarländische Fans sind Spiele gegen Düsseldorf II oder Verl uninteressant. Bamberg, Reutlingen, TeBe Berlin, Essen, Mannheim, Bonn - die Liste der Pleite-Clubs ist lang. Und wird noch länger werden, wenn der DFB nicht reagiert. Der Vorschlag, die zweiten Mannschaften auszugliedern, ist eine Diskussion wert. Ebenso die alte Oberliga mit acht Staffeln. Denn zu Derbys gegen Hasborn oder Neunkirchen kommen mehr Fans nach Homburg und Elversberg als in der Regionalliga.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort