„Die Qualität der Reifen ist miserabel“

Spa-Francorchamps · Nach seinem Reifendrama beschuldigt Ferrari-Pilot Sebastian Vettel Hersteller Pirelli. Dieser weist die Vorwürfe zurück und kritisiert die Taktik Ferraris. Eine hitzige Diskussion sorgt nach dem Belgien-Grand-Prix für Zündstoff.

Der 900. Grand Prix des italienischen Renommier-Rennstalls Ferrari am vergangenen Sonntag in Belgien hätte einigermaßen noch versöhnlich ausgehen können. Sebastian Vettel hatte sich von Startplatz acht auf Rang drei vorgearbeitet und lag auf Podiumskurs - hinter Sieger Lewis Hamilton und Nico Rosberg (beide Mercedes). Doch anderthalb Runden oder zehneinhalb Kilometer vor Zieldurchfahrt platzte dieses Bestreben wie eine Seifenblase. Bei 300 km/h hatte es seinen rechten Hinterreifen zerrissen, der sich explosionsartig verabschiedete, Vettel wurde noch als Zwölfter gewertet, Teamkollege Kimi Räikkönen kam von Starplatz 16 als Siebter ins Ziel.

Was die Beobachter anschließend erleben durften, war ein hochemotionaler Sebastian Vettel , dessen Temperament förmlich explodierte. Der sonst meist sachliche und gelassene Heppenheimer tobte wie nie und holte mit heftigen Schimpftiraden und Attacken gegen den Reifenhersteller aus. "Die Qualität der Reifen ist miserabel, demnächst knallt einer in die Wand", schrie er Pirelli-Sportchef Paul Hembery entgegen. "Uns wurde gesagt, die Reifen halten 40 Runden. Wir hatten knapp 30 drauf, so etwas darf nicht passieren", ließ er seinem Frust weiter freien Lauf.

Unterstützt wurde Vettel von Nico Rosberg . Der Mercedes-Pilot, dem im Freitagstraining der rechte Hinterreifen gerissen war: "Es kann nicht sein, dass die Reifen ohne Vorwarnung platzen." Diese Anschuldigungen ließ Pirelli nicht auf sich sitzen und widersprach in einer Mittteilung: Auch wenn dem Team angedeutet worden sei, dass die Reifen 40 Runden lang halten könnten, sei dies laut Sportchef Paul Hembery keine Garantie, da die jeweiligen Bedingungen beim Rennen eine wichtige Rolle spielen.

Nachdem Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene seinen Starfahrer nach dessen Wutanfall beschwichtigt hatte, erklärte der Italiener: "Ich will keinen Streit mit Pirelli auslösen." Dessen ungeachtet verteidigte er die Einstopp-Strategie: "Sie war vielleicht aggressiv, aber nicht riskant. Unsere Entscheidung beruht auf Daten und Fakten. Wir wären nicht so dumm, den Fahrer so einem Risiko auszusetzen, wenn wir die Daten nicht genau studiert hätten. Wir haben unseren Job richtig gemacht."

Dennoch war der 900. Ferrari-Grand-Prix und 150. Einsatz von Sebastian Vettel für Arrivabene frustrierend: "Wenn du eineinhalb Runden von Platz drei auf dem Podium entfernt bist und den dann plötzlich verlierst, dann bist du natürlich enttäuscht."

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