Die Probleme werden kurzzeitig verdrängt

Neunkirchen. Die Situation der Handballerinnen des TuS Neunkirchen ist seltsam. Auf der einen Seite stehen acht Siege aus zehn Spielen in der neuen 3. Liga Süd, Platz zwei und die Gelegenheit, am Samstag im Topspiel gegen Spitzenreiter TV Großbottwar (19.30 Uhr, TuS-Halle) Platz eins zu übernehmen. Euphorie, Vorfreude und Motivation sind entsprechend groß

 Die TuS-Spielerinnen sind in Feierlaune - und wollen auch nach dem Spitzenspiel gegen Großbottwar am Samstag jubeln. Foto: Klos

Die TuS-Spielerinnen sind in Feierlaune - und wollen auch nach dem Spitzenspiel gegen Großbottwar am Samstag jubeln. Foto: Klos

Neunkirchen. Die Situation der Handballerinnen des TuS Neunkirchen ist seltsam. Auf der einen Seite stehen acht Siege aus zehn Spielen in der neuen 3. Liga Süd, Platz zwei und die Gelegenheit, am Samstag im Topspiel gegen Spitzenreiter TV Großbottwar (19.30 Uhr, TuS-Halle) Platz eins zu übernehmen. Euphorie, Vorfreude und Motivation sind entsprechend groß. Aber niemand will in dieser Situation über den eventuellen Sieg und die Tabellenführung hinaussehen. Niemand will sich gerne mit den Problemen befassen, die der TuS rund um das Spiel hat - und in der Zukunft haben wird.

Fünf Kreuzbandrisse

Das aktuellste Problem: die schier unglaubliche Zahl von fünf Kreuzbandrissen gleichzeitig. Nadine Bold, Nadine Dibbern, Lucy Unbehend, Désirée Mirold und Sarah Schumacher fielen in dieser Reihenfolge ab der Vorbereitung aus. Nur noch elf Spielerinnen sind einsatzfähig. Trainer Mirko Pesic ist ratlos: "Ich glaube, in 30 Jahren Handball insgesamt hatte ich nicht so viele Verletzungen wie jetzt auf einmal."

Er selbst wird im Spitzenspiel ebenfalls fehlen. Aufgrund einer Sperre nach einer Schiedsrichterkritik darf er nicht auf der Trainerbank sitzen. Ein Nachteil? "Ich kann die Spielzüge nicht zeigen, nicht mitgehen", sagt Pesic und fängt an, Laufwege anzudeuten und imaginäre Blöcke in der Luft zu verschieben. Wer ihn dabei sieht, merkt: Es ist ein Nachteil.

Andere Probleme gehen über den Samstag hinaus - und sind schwerwiegender. Etwa die Altersstruktur der Mannschaft: Die beiden besten Spielerinnen Ingrida Radzeviciute und Aleksandra Jelicic sind beide 36 Jahre alt, dazu kommen mit Anja Severin, Teresa Stolz-Fernandez und Bianca Walther drei weitere Spielerinnen über 30. "Wir haben auch fünf Mütter in der Mannschaft", erklärt Anja Severin. "Da ist es eben nie klar, wie es weitergeht, ob die alle in der nächsten Saison noch dabei sind." Radzeviciute, ehemalige deutsche Nationalspielerin, fährt beispielsweise aus privaten Gründen nie zu Auswärtsspielen mit. Ob sie weiter in Neunkirchen spielt, ist unklar. "Unsere Personaldecke ist für eine Saison zu dünn", sagt Pesic.

Womit er die letzte und größte Problematik anspricht: der weitere Saisonverlauf. "Es gibt in unterklassigen Ligen nur zwei Ziele: Aufstieg oder Klassenverbleib", sagt Pesic. "Unsere Situation ist im Moment wie die von Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga", erklärt er. "Die waren auch vorne und haben gesagt, sie wollen in der Liga bleiben, aber keiner hat ihnen geglaubt. Dann haben sie vier Spiele verloren."

2. Liga nicht möglich?

Wäre ein Aufstieg in die dann eingleisige 2. Liga, ob er sportlich realistisch ist oder nicht, überhaupt möglich? Jürgen Fried, Neunkirchens Oberbürgermeister und Präsident des Handballverbandes Saar, hat eine klare Meinung: "Ich glaube, ein Aufstieg wäre finanziell nicht machbar. Der TuS müsste Spielerinnen von außerhalb verpflichten, und zusammen mit den Fahrtkosten ist das nicht zu stemmen. Die Sponsorenlandschaft ist dünn hier."

Was ist also die Devise? "Ich glaube, wir sollten nicht zu weit vorausschauen", sagt Jürgen Fried. Ein Satz, den TuS-Trainer Pesic sicher unterstreichen würde. Was bleibt also für das Spitzenspiel angesichts von fünf Kreuzbandrissen, einem gesperrten Trainer, einem dünnen Kader und einer unklaren Zukunft? "Wir freuen uns tierisch drauf", sagt Anja Severin. "Wenn es gut läuft, kommen mehr Zuschauer. Das macht dann viel mehr Spaß", sagt sie und denkt dabei an vieles, aber ganz sicher nicht über den Samstag hinaus.

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