Die Nummer 1 muss zuschauen

Stuttgart · Silvio Heinevetters Nationalmannschafts-Karriere hat eine dicke Delle bekommen. Vor der Handball-EM im Januar ist der extrovertierte Torhüter aus Berlin für Bundestrainer Sigurdsson nur noch ein Nachrücker.

Was für ein Paukenschlag: Die Handball-Europameisterschaft in Polen findet aller Wahrscheinlichkeit nach ohne Silvio Heinevetter statt. Die langjährige Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft ist von Bundestrainer Dagur Sigurdsson für das Turnier im Januar nur als möglicher Nachrücker eingeplant. Der Isländer setzt auf das Duo Carsten Lichtlein und Andreas Wolff. "Er war in meinen Augen nicht so stabil wie die anderen zwei", begründete Sigurdsson am Freitag seine Entscheidung, Heinevetter lediglich für den 28er-Kader zu benennen, in den das Völklinger Talent Yves Kunkel (HBW Balingen) übrigens nicht berufen wurde.

Im 17er-Kader für die Testspiele gegen Tunesien und Island taucht der 31-Jährige nicht auf. Es sprach "eigentlich nichts gegen ihn, eher für die anderen zwei. Sie spielen beide eine sehr stabile Saison. Sie waren auch im Supercup sehr stark", sagte Sigurdsson, betonte aber mit Blick auf mögliche Anpassungen für den 16 Spieler umfassenden Turnier-Kader: "Ich habe kein Problem damit, die Leute auszutauschen, wenn ich nicht zufrieden bin im Laufe der Vorbereitung."

Das Reglement lässt das zu, sogar noch nach dem Auftaktspiel gegen Spanien am 16. Januar. "Man darf jederzeit während der Vorbereitung, die am 28. Dezember losgeht, bis zum Turnierstart wechseln und auch während des Turniers ein paar Wechsel machen", erklärte Sigurdsson. Bis zum Sommer war er auch Trainer von Heinevetters Verein, den Füchsen Berlin. Auch dort ist der Freund von Schauspielerin Simone Thomalla seinen Status als Nummer 1 los, die meiste Spielzeit bekommt der inzwischen auch zum Kapitän ernannte Tscheche Petr Stochl. "Ich weiß wohl am besten, was ich an Silvio habe", betonte Sigurdsson: "Ich habe oft auf ihn gesetzt, wenn andere nicht an ihn geglaubt haben. Er wird stärker zurückkommen."

Die Europameisterschaft findet vom 15. bis 31. Januar 2016 in Polen statt, die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes trägt ihre Vorrundenspiele in Breslau aus. Dort treffen Uwe Gensheimer & Co. auf Spanien, Schweden und Slowenien. Die drei besten Mannschaften der vier Vorrundengruppen qualifizieren sich für die Hauptrunde. Das Auswahl von Sigurdsson hatte sich nach fünf Siegen in sechs Qualifikationsspielen souverän für die kontinentalen Titelkämpfe qualifiziert. "Es nehmen 16 Nationen teil. Wir sind in Topf drei. Das heißt neunter bis zwölfter Platz. Wenn wir das nicht schaffen, das wäre eine Enttäuschung", sagte Sigurdsson. "Wenn wir etwas mehr schaffen, ist das sehr, sehr schön." Ein konkretes EM-Ziel wollte er am Freitag aber nicht nennen.

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