Fußball-WM 2026 Die Noten der Fifa sind eindeutig – eigentlich

Frankfurt · Am 13. Juni wird der WM-Gastgeber 2026 gewählt. Das Trio USA/Kanada/Mexiko hat in der Bewertung die Nase deutlich vorne.

Donald Trump hält bislang seine Finger still, das 224-seitige Hochglanzpapier des Fußball-Weltverbandes Fifa hat der US-Präsident anscheinend noch nicht gelesen. Stolz wäre der 71-Jährige aber auf die gute Note für die Bewerbung der USA, Kanadas und Mexikos um die WM 2026, die die Fifa am Wochenende vergab – und die wie erwartet deutlich besser ist als die für den Konkurrenten Marokko. Gerade wegen Trump muss das für die Vergabe am 13. Juni aber nichts heißen.

Die Wahl durch den Fifa-Kongress am Tag vor dem Anpfiff der WM in Moskau könnte mehr denn je von der weltpolitischen Lage beeinflusst werden. Trump forciert derzeit einen Handelskrieg mit Europa, von dem auch die Co-Bewerber Kanada und Mexiko betroffen sind. Weltweit sind nur noch sehr wenige Länder gut auf den US-Präsidenten und dessen „America first“-Politik zu sprechen.

Marokkos Chance, in acht Jahren die erste WM mit 48 Teilnehmern auszurichten, steigt dadurch – trotz der schlechten Bewertung. Die Nordafrikaner bekommen in dem Evaluierungsbericht nur 2,7 von 5 möglichen Punkten. Bei drei der insgesamt 20 Kriterien sieht die Fifa ein „hohes Risiko“, darunter bei der Beurteilung der Stadien und Hotelkapazitäten, nur bei sieben ein „geringes“. Die nordamerikanische Kampagne hingegen bekommt insgesamt 4,0 von 5 Punkten. Die USA, Kanada und Mexiko haben zudem „einen großen Vorteil“ im Bereich der prognostizierten Einnahmen, schreibt der Weltverband, der händeringend nach neuen Geldquellen sucht. Insgesamt könnten 14,3 Milliarden US-Dollar in die Kasse fließen, während eine WM in Marokko „nur“ 7,2 Milliarden einbringen würde.

Die „United 2026“-Bewerbung wird in keinem Aspekt als problematisch eingestuft. Drei durchaus wichtige – staatliche Unterstützung (Trump!), Menschenrechte und Arbeitsnormen sowie Kosten für die Organisation – beurteilt die Fifa aber mit einem „mittleren Risiko“.

Die von Präsident Trump forcierten Einreisebestimmungen, deren Gültigkeit 2026 mit dann neuer US-Regierung allerdings unklar sind, könnten den „diskriminierungsfreien Zugang“ in das Land beeinträchtigen, schrieben die Experten, die von Fifa-Präsident Gianni Infantino entsandt worden waren. Der Schweizer – wenn auch zur Neutralität verpflichtet – gilt als großer Befürworter der nordamerikanischen Bewerbung. Angeblich soll bis zuletzt versucht worden sein, Marokko gar nicht erst zuzulassen.

Dabei sollte die Wahl des Gastgebers 2026 eigentlich anders werden als die skandalumwitterte Doppelvergabe an Russland (2018) und Katar (2022). Im Dezember 2010 war das Emirat am Persischen Golf mit der technisch schlechtesten Bewerbung angetreten – und gewann aus bis heute ungeklärten Gründen mit 14 zu 8 Stimmen aus dem damaligen Exekutivkomitee gegen die USA.

Stimmberechtigt in Moskau sind am 13. Juni erstmals alle Fifa-Nationen (mit Ausnahme der Bewerber), davon aber viele, die Trump vermeintlich als „Drecksloch“-Länder beschimpft hat. Zum Sieg reicht die einfache Mehrheit (104 von 207), allerdings ist ausdrücklich auch die Option „keiner von beiden“ vorgesehen. In diesem Fall würde die WM neu ausgeschrieben werden.

Marokko kann auf die Unterstützung aus der afrikanischen Konföderation CAF zählen, zudem auf die Stimmen großer (Frankreich) oder einflussreicher (Russland) Nationen. Der Deutsche Fußball-Bund hat noch nicht bestätigt, wer gewählt wird. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte aber schon angedeutet, großen Wert auf die Bewertung legen zu wollen. Deshalb kommt er an den USA, Kanada und Mexiko eigentlich nicht vorbei. „Wir brauchen keine Gerüchte in einem solchen Prozess“, sagte Grindel gestern.

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