Basketball Die neuen Royals zeigen deutliche Risse

Saarlouis · Der Richtungsstreit beim Basketball-Bundesligisten eskaliert. Der Vorsitzende Marc Tepest hört aus gesundheitlichen Gründen auf.

 Der Vorsitzende Marc Tepest, Trainer Hermann Paar, der zweite Vorsitzende Ralf Anstätt und Manager Sascha Schmitt (von links) starteten mit großen Hoffnungen in die neue Saison. Die Royals wollten oben angreifen. Doch jetzt gibt es fast nur noch gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen.

Der Vorsitzende Marc Tepest, Trainer Hermann Paar, der zweite Vorsitzende Ralf Anstätt und Manager Sascha Schmitt (von links) starteten mit großen Hoffnungen in die neue Saison. Die Royals wollten oben angreifen. Doch jetzt gibt es fast nur noch gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen.

Foto: Ruppenthal

Together strong, gemeinsam stark, lautet das Motto des Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals. Doch gemeinsam ist anders: Das TV-Interview, das Hermann Paar, Trainer der Royals, am vergangenen Sonntag gegeben hatte, war für den Trägerverein der Royals, den BC Saarlouis, ein Paukenschlag. Öffentlich beschwerte sich der Übungsleiter, zugleich Bundestrainer, über fehlende Führungsspielerinnen im Verein und kritisierte, dass ihm „viel reingeredet“ wurde, was Kaderplanung und sportliche Führung betrifft. Was sich für den Außenstehenden nach dem Beginn einer öffentlichen Schlammschlacht zwischen Trainer und Vorstand anhört, ist für den Royals-Vorsitzenden erst einmal kein Problem.

„Das ist ein normales Interview, das ein Trainer gibt, der mit der sportlichen Situation seines Vereins nicht zufrieden ist“, sagte Marc Tepest der SZ: „Natürlich ist es schöner, so etwas intern zu klären, damit keine Fragen entstehen, die nicht entstehen müssen. Aber wir schreiben unserem Trainer nicht vor, was er im Fernsehen zu sagen hat. Und ich kann die Kritik auf gewisse Weise nachvollziehen. Der Trainer will alles dafür tun, dass es besser läuft, und hat das Recht, sich dementsprechend zu äußern.“

Hauptkritikpunkt Paars war es, dass der Verein vor der Saison nicht die Spielerinnen verpflichtete, die er sich als Trainer gewünscht hatte. „Man hat die Dinge herausgezögert und mir nicht den Handlungsspielraum gegeben, den ich erwartet habe“, erneuert der Royals-Trainer seine Kritik: „Ich hätte ja Verständnis, wenn es Spielerinnen wären, die sich kein Mensch leisten kann – aber es gab einige, die man hätte früh verpflichten können und die auch realistisch waren.“ Nachdem er die Kritik intern wiederholt geäußert hatte, war es laut Paar jetzt an der Zeit, die Frage nach der schlechten Saison der Royals (derzeit auf einem Abstiegsplatz) auch nach außen zu beantworten.

Doch den Vorwurf Paars, man hätte ihm bei seiner Arbeit „ständig dazwischengefunkt“, bestreitet der Vorsitzende vehement. „Hermann Paar hat sportlich niemand reingeredet“, sagt Marc Tepest: „Die Spielerinnen, die er wollte und die finanziell zu stemmen waren, sind gekommen. Natürlich will jeder Trainer das Beste, aber das Beste ist in Saarlouis nun mal nicht finanzierbar. Und wenn man bedenkt, dass wir acht Nationalspielerinnen im Kader haben, finde ich, dass es auch nicht an der sportlichen Qualität mangelt – wir haben gute Spielerinnen. Trotzdem sieht man an den Ergebnissen, dass etwas fehlt.“

Mit nur einem gewonnenen Spiel stehen die Royals auf dem vorletzten Tabellenplatz und treten an diesem Samstag (17.30 Uhr) zum Kellerduell bei Schlusslicht Heidelberg an. Laut Paar ist das nur eine Frage der fehlenden Führungsspielerin – schon vor der Saison hätte er betont, dass mit diesem Kader nicht viel zu holen sei. „Wenn ich vor meiner Vertragsverlängerung gewusst hätte, wie es hier weitergeht, hätte ich das nicht gemacht. Das hätte ich mir nicht antun müssen“, sagt er jetzt: „Ich bin hier, weil ich etwas bewegen und den Royals helfen will. Aber das geht nur mit einer funktionierenden Struktur im Verein. Die Verantwortungsgebiete müssen klarer aufgeteilt sein – man muss die Leute machen lassen, die von den Dingen Ahnung haben. Da muss sich jeder mal an die eigene Nase fassen.“

Trotzdem sei er niemandem persönlich böse, betont Paar, es gehe ihm lediglich um die allgemeine Arbeitsweise im Verein. Marc Tepest, der die Royals aus gesundheitlichen Gründen noch in diesem Monat als Vorsitzender verlassen wird, fügt an: „Bisher stand Hermann Paar nicht als Trainer zur Diskussion. Aber es wäre fahrlässig, wenn man sich nicht alle Beteiligten anschaut und sich Gedanken macht, wer was besser machen könnte.“ Das letzte Wort in der Royals-Krise ist also noch nicht gesprochen. Nur nach gemeinsam stark sieht es in Saarlouis absolut nicht aus.

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